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Irreguläres Bremssystem bei Renault? Das sind die Hintergründe

Racing Point legt Protest ein

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Große Aufregung in der Formel 1. Renault hat angeblich bei der Bremsebalance nachgeholfen und auf ein automatisches System gesetzt. Sky Experte Ralf Schumacher beantwortet die wichtigsten Fragen zum Thema (Videolänge 7:14 Minuten)

Nico Hülkenberg und sein Teamkollege Daniel Ricciardo müssen um ihre Punkte aus dem GP von Japan bangen. Sky Experte Ralf Schumacher erklärt die Hintergründe.

Das Team Racing Point legte nach dem Grand Prix in Suzuka Protest ein, weil der französische Rennstall Renault ein irreguläres Bremssystem, das die Balance automatisch steuert, verwendet haben soll.

Automatisches System als klarer Vorteil

Für Sky Experte Ralf Schumacher ist ein solches System ein extremer Vorteil: "Der Fahrer ist normal dafür verantwortlich, die Bremsbalance manuell zu verstellen. Wenn das automatisch passiert, hat man eine bessere Verzögerung in die Kurve rein. Das bedeutet: Man kann später bremsen, höhere Geschwindigkeiten in die Kurve mitnehmen und hat dadurch einen großen Vorteil", erklärt der ehemalige Formel-1-Pilot und ergänzt:

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"Ein Automatiksystem kann das deutlich besser und schneller regeln als der Fahrer, weil das System elektronisch gesteuert wird. Man muss sich das so vorstellen: Wenn man die Bremsbalance weiter nach vorne stellt, muss man auch mehr Druck und Abtrieb auf der Vorderachse haben - das ist zum Beispiel der Fall bei schnellen Kurven wie etwa in Monza zum Ende der Geraden.

Nicht der erste Vorfall bei Renault

Kontrolleinheiten und Lenkräder an den Wagen von Hülkenberg und Ricciardo wurden sichergestellt, die Beschwerde als zulässig anerkannt. Nun sollen die Rennkommissare Daten auswerten.

Sollten sie dabei fündig werden, wäre es für den Rennstall ein herber Rückschlag. "Es muss schon ein begründeter Verdacht sein, denn ist ein ungeschriebenes Gesetz, dass man ein anderes Team in der Regel in dieser Form nicht anpfeift, wenn man nicht hundertprozentig sicher ist. Sollte es der Fall sein, ist das natürlich eine Katastrophe für Renault, die dann das zweite Mal aufgefallen wären", so Schumacher. Und weiter:

"Beim ersten Mal hat man noch versucht, die Wogen zu glätten - das war das Thema Motorleistung, die bei Ricciardo (beim GP von Singapur, Anm. d. Red.) zuviel war und der dann ans Ende des Felds gestellt wurde. Aber sollte sich das jetzt bewahrheiten, wäre das ein eindeutiger Betrug."

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Ricciardo und Hülkenberg hatten als Sechster und als Zehnter Punkte geholt. Sergio Perez war für Racing Point auf Platz neun, Teamkollege Lance Stroll auf Rang elf gefahren.

Wie viel wussten Hülkenberg und Ricciardo?

Doch wie flog das Ganze überhaupt auf? Schumacher vermutet einen Whistleblower: "Es gibt über 1000 Mitarbeiter bei beiden Teams und der ein oder andere wird schon einmal den Job wechseln und dann kann es natürlich passieren, dass solche Infos nach außen dringen. Das wäre die wahrscheinlichste Version", so der Sky Experte, der sich auch sicher ist, dass beide Fahrer Bescheid wussten:

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"Eine solche Geschichte kann nicht ohne Wissen der Fahrer passieren, weil man es ja sonst manuell machen musste - und wenn man das auf einmal nicht mehr machen muss, fällt einem das auf."

Kein schnelles Urteil zu erwarten

Schumacher geht nicht von einem schnellen Urteil aus - im Gegenteil: "Es wird erstmal alles durchgegangen. Das ist ja ein hochkomplexes System, das vielleicht auch nicht ganz eindeutig ist. Renault wird sich auch Gedanken gemacht haben, wie das zu argumentieren ist", so der 44-Jährige.

Und weiter: "Das kann dann lange dauern und wie man aktuell sieht, ist die FIA ja schon mit den einfachsten Entscheidungen etwas überfordert. Das ist auf jeden Fall eine Mammutaufgabe und die FIA muss sich auch ganz sicher sein, denn für Renault wäre es ein herber Rückschlag."

Ganze Saison aberkannt?

Was für eine Strafe droht? Der Worst Case wäre laut Schumacher, dass die Saison aberkannt wird und es eine sehr hohe Geldstrafe gibt. Vielleicht in der Größenordnung von 100 Millionen, zu der McLaren im Rahmen der Spionage-Affäre 2007 verdonnert wurde. Allerdings will Schumacher nicht an einen bewussten Betrug glauben: "Als Werk wäre das schon sehr fragwürdig und man müsste die komplette Managementebene neu überdenken", so der Sky Experte.

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