Hinter dem FC Bayern liegt eine bescheidene Saison mit nur einem Titel und reichlich Unruhe. Um den eigenen Ansprüchen in der kommenden Spielzeit gerecht zu werden, steht besonders Sportvorstand Hasan Salihamidzic ein arbeitsreicher Sommer bevor. Es geht dabei auch um seinen neuen Vertrag.
Der FC Bayern blickt auf eine turbulente und unter dem Strich alles andere als zufriedenstellende Saison zurück. Die sportlichen Erfolge blieben über weite Strecken aus, die Führungsriege um Präsident Herbert Hainer gab auf der Jahreshauptversammlung keine gute Figur ab, ebenso sorgte die Impfdebatte um Joshua Kimmich für Störgeräusche. Auch das zuletzt anhaltende Theater beim Thema Vertragsverlängerungen (Niklas Süle, Robert Lewandowski) rückt die sportliche Führung um Hasan Salihamidzic in kein gutes Licht.
Um wieder an erfolgreichere Zeiten anknüpfen zu können, müssen Oliver Kahn, Salihamidzic und Co. nun einen Turnaround in vielerlei Hinsicht vollziehen. Besonders Salihamidzic geriet in den vergangenen Monaten immer wieder in die Kritik. Der Ex-Bayern-Profi kämpft in den kommenden Wochen und Monaten nicht nur für einen sportlichen Aufschwung beim deutschen Rekordmeister, sondern auch um seine eigene Zukunft beim FCB. Dass in dieser Thematik im Hintergrund bereits der Name Max Eberl kursiert, zeigt die Dringlichkeit der Lösung der anstehenden Aufgaben.
"Hasan muss jetzt Vollgas geben", erklärt Sky Reporter Florian Plettenberg. "Er kämpft um einen neuen Vertrag. Sein aktueller Kontrakt läuft am 30. Juni 2023 aus. Er hat noch den Schutz von Hainer und Kahn, doch die anstehende Transferperiode wird ganz entscheidend sein. Er muss zeigen, dass er diesen Kader wieder auf Vordermann bringen kann. Das ist seine größte Hausaufgabe."
Diese besteht aus vielen arbeitsintensiven Teilaspekten, die Salihamidzic nun in Zusammenarbeit mit dem Technischen Direktor Marco Neppe, Kahn und Hainer abarbeiten muss.
Theater um Lewandowski beenden
Auf der To-do-Liste "ganz oben steht, dass der FC Bayern das Lewandowski-Theater beenden muss - im Sinne des Spielers, im Sinne des FC Bayern und auch im Hinblick auf die Stimmung in der Kabine", so Plettenberg.
Die aktuelle Situation in dieser Personalie sieht wie folgt aus: Lewandowski steht bei den Bayern noch bis 2023 unter Vertrag, diesen wird er nicht verlängern. Nach Sky Informationen möchte der polnische Superstar nur zum FC Barcelona wechseln. Lewandowski ist sich mit den Katalanen einig, es gibt ein mündliches Agreement.
Beim FC Bayern ist bereits ein Angebot des FC Barcelona für Lewandowski in der vergangenen Woche per E-Mail eingegangen: 32 Millionen Euro plus fünf Millionen Bonuszahlungen. "Das wird auch nicht mehr exorbitant nach oben gehen, aber es wird sicherlich noch einmal zu Verhandlungen kommen", erklärt Plettenberg. Bayern hat bislang noch nicht auf das Angebot reagiert. Zuletzt waren von Salihamidzic und Kahn deutliche Worte, wonach Lewandowski seinen Vertrag in München erfüllen soll und wird.
Dazu würde auch Plettenberg tendieren. "Man sollte Lewandowski nicht unbedingt gehen lassen, nur weil er es jetzt will. Denn was ist den Bayern mehr wert: 40 Millionen Euro oder 40 Tore?" Auch wenn die Münchner möglicherweise in Person von Sadio Mane und Sasa Kalajdzic Ersatz bzw. Nachfolger präsentieren könnten, habe man keine Gewissheit, dass beide sofort funktionieren.
Verhandlungen mit Mane, Kalajdzic und Laimer vorantreiben
Apropos Mane und Kalajdzic: Die Verhandlungen mit den beiden möglichen Neuzugängen stehen ebenfalls auf Salihamidzics Hausaufgabenliste. Sky hatte exklusiv berichtet, dass der FC Bayern an Liverpool-Star Mane dran ist und diesen unbedingt verpflichten möchte. "Salihamidzic will diesen Königstransfer landen", weiß Plettenberg. "Es gab Gespräche, es gibt Gespräche und es ist Entwicklung reingekommen. Mane kann sich ganz klar vorstellen, zum FC Bayern zu wechseln." Eine endgültige Entscheidung über seine Zukunft will der Senegalese aber erst nach dem Champions-League-Finale am Samstag treffen.
Zudem ist der FC Bayern an Kalajdzic vom VfB Stuttgart dran. Mit dem Berater des österreichischen Stürmers fanden bereits Gespräche und Verhandlungsrunden statt. Nun gilt es diesbezüglich auf einen Nenner zu kommen und sich ebenso mit dem VfB auf eine Ablöse zu einigen. Die Schwaben würden Kalajdzic für circa 20 bis 25 Millionen Euro ziehen lassen.
Neben den beiden genannten Offensivakteuren ist der FC Bayern auch an Leipzigs Konrad Laimer interessiert, den Nagelsmann noch aus der gemeinsamen Zeit bei den Sachsen kennt. "Ich habe nichts dagegen, wenn wir ein, zwei Pressingmaschinen kaufen", erklärte der Bayern-Trainer vor einigen Wochen. In diese Kategorie würde auch Laimer passen, der sich einen Wechsel nach München vorstellen kann. Allerdings führt der Österreicher auch Gespräche mit englischen Klubs. Somit tickt auch bei dieser Personalie die Uhr.
Gnabry zu Entscheidung drängen
Ähnliches gilt für die Personalie Serge Gnabry. Der Vertrag des offensiven Außenbahnspielers läuft 2023 aus. Daher müssen Salihamidzic und Co. nun möglichst zeitnah Klarheit über die weitere Zukunft schaffen, um eine Kaugummi-Thematik zu verhindern.
Es bleiben drei Szenarien: 1. Gnabry verlängert seinen Vertrag. 2. Es gibt in den nächsten Wochen keinen Konsens zwischen den Parteien und Gnabry und Bayern gehen ins letzte gemeinsame Vertragsjahr. 3. Der FC Bayern verkauft Gnabry in diesem Sommer.
Egal, in welche Richtung es geht, eine schnelle Entscheidung und damit frühzeitige Klarheit würde allen Seiten gut tun.
Gravenberch-Transfer finalisieren
Immer näher rückt die Verpflichtung von Ryan Gravenberch (Ajax Amsterdam). "Man ist sehr, sehr weit", weiß Plettenberg. Die Bayern planen mit ihm im zentralen Mittelfeld und werden ihn mit einem langfristigen Vertrag ausstatten.
Es ist anzunehmen, dass Salihamidzic diesen Punkt als Nächsten von seiner Hausaufgabenliste streichen kann. Doch auch dann warten noch zahlreiche Aufgaben auf den 45-Jährigen.
Ersatz für Süle finden
Schließlich verliert der FC Bayern nach David Alaba und Jerome Boateng bereits den dritten Innenverteidiger innerhalb eines Jahres ablösefrei. Süle schließt sich ausgerechnet dem Konkurrenten Borussia Dortmund an. Nun gilt es, einen passenden Ersatz zu finden. Dieser könnte auch aus den eigenen Reihen kommen. So dürfte Benjamin Pavard nach der Verpflichtung von Mazraoui ins Zentrum rücken. Allerdings wünscht sich Nagelsmann noch einen echten Leader für die Innenverteidigung.
Entscheidung bei Tolisso treffen - Lösung für Roca & Choupo-Moting finden
Die Zeit drängt bei der Personalie Tolisso. Der Vertrag des Franzosen läuft am 30. Juni 2022 aus - und noch immer gibt es keine klare Ansage, wie der FC Bayern mit dem zentralen Mittelfeldspieler plant. Der deutsche Branchenprimus schwankt noch zwischen Vertragsverlängerung und ablösefreiem Abschied.
Nachdem es vor Monaten eigentlich als sicher schien, dass der FCB den Franzosen ziehen lässt - auch aufgrund seiner Verletzungsanfälligkeit - kamen vor wenigen Wochen doch wieder andere Töne auf. Nagelsmann erklärte Anfang Mai: "Es ist noch keine finale Entscheidung getroffen. Ich will ihn gerne behalten, aber in meinen Händen liegt es nicht."
Eine unklare Zukunft trotz laufenden Vertrags haben auch Mittelfeldspieler Marc Roca (Vertrag bis 2025) und Angreifer Eric Maxim Choupo-Moting (bis 2023). Auf beiden Positionen wird sich beim FC Bayern wohl in diesem Sommer etwas tun - siehe Kalajdzic, Laimer und Gravenberch. Deshalb müssen Salihamidzic und Co. nun Lösungen für die Reservisten finden, die bereits ohne die genannten möglichen Neuzugänge kaum zum Zug kamen.
Sarr verkaufen
Ein Verkaufskandidat ist definitiv Bouna Sarr, der im Oktober 2020 für acht Millionen Euro von Olympique Marseille verpflichtet wurde, bei Bayern aber nie richtig ankam. In seiner Zeit in München absolvierte er für den FCB gerade einmal 27 Pflichtspiele (ein Tor, drei Assists). Nun ist das Verkaufsgeschick von Salihamidzic gefragt. Er muss einen Interessenten finden, der bereit ist, für den Außenverteidiger noch die eine oder andere Million auf den Tisch zu legen.
Youngster & Leihspieler verkaufen oder (erneut) verleihen
"Zukunft beim FC Bayern - ja oder nein?" heißt es für zahlreiche Youngster im Kader des FC Bayern. Auch in diesem Bereich liegt es an Salihamidzic, für Aufklärung zu sorgen, um so weitere Störfeuer zu verhindern. Dazu zählen Christian Früchtl, Ron-Thorben Hoffmann, Jann-Fiete Arp, Malik Tillman, Joshua Zirkzee, Christopher Scott, Gabriel Vidovic, Armindo Sieb und Chris Richards.
Fazit
Es wird deutlich: Die To-do-Liste von Hasan Salihamidzic und seinem Team ist lang und beinhaltet zahlreiche wichtige Punkte, die Einfluss auf den Erfolg in der kommenden Saison haben werden. Sollte Salihamidzic diese mit Erfolg abarbeiten, bringt er sich für eine Vertragsverlängerung beim FC Bayern in Position.
Andernfalls könnte sein Stuhl wackeln ...
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