Borussia Dortmund fährt beim CL-Auftakt einen glanzlosen 3:0-Sieg über Club Brügge ein. Nach dem Auftritt in Belgien gibt es für Trainer Nuri Sahin vier wichtige Erkenntnisse.
1. Fehlende Kreativität
Das wohl offensichtlichste Manko des Dortmunder Spiels an diesem Königsklassen-Abend war die Ideenlosigkeit im eigenen Ballbesitz. Ja, Brügge stand defensiv tief und verteidigte das eigene Tor mit Mann und Maus. Aber es fehlte merklich an Bewegung im BVB-Zentrum um Julian Brandt, Marcel Sabitzer, Pascal Groß und Emre Can. Kein Akteur löste sich gewinnbringend von seinem Gegner. Es wirkte alles statisch.
Die wenigen Tiefenläufe von den Flügelpositionen in die Spitze konnten die Dortmunder nur selten für sich nutzen. Zwar verbuchte die Sahin-Elf deutlich mehr Ballbesitz als die Gastgeber, doch die fehlende Kreativität war beinahe schon eklatant.
2. Große Räume in der Defensive
Aber auch defensiv dürfte der BVB noch an einigen Stellschrauben drehen wollen. Etwa in der Kommunikation beim Offensivpressing. Die Schwarz-Gelben deuteten stets an, den Ball früh in der gegnerischen Hälfte erobern zu wollen. Nur gelang das am Mittwochabend eher selten.
Sobald die erste BVB-Kette überspielt wurde, boten sich Brügge große Räume, um schnell vor und in den Dortmunder Strafraum zu drängen. Einige Male fand sich die Viererkette um die Innenverteidiger Nico Schlotterbeck und Niklas Süle in Gleichzahl wieder, wenn der gegnerische Angriff auf sie zurollte. "In der ersten Halbzeit hatten wir ein paar Probleme in der Konterabsicherung. Das haben wir in der Halbzeit und während der zweiten Halbzeit dann ein bisschen umgestellt", sagte Trainer Nuri Sahin auf der Pressekonferenz nach dem Spiel.
Nach einer Stunde stellte Sahin mit der Hereinnahme von Waldemar Anton auf Dreier- respektive Fünferkette um. Das löste allerdings nicht die Probleme mit den freien Räumen bei Ballverlust oder Überspielen der ersten Kette.
3. Qualität von der Bank mit Edeljoker Gittens
Auf eines können sich die Dortmunder in dieser Saison aber schon zu einem gewissen Teil verlassen. Die Einwechselspieler bringen von der Bank Qualität - allen voran Jamie Gittens. Der 20-jährige Flügelflitzer unterstrich in Brügge seine Rolle als Edeljoker. Schon zum Bundesliga-Auftakt gegen Eintracht Frankfurt kam, sah und traf Gittens doppelt. So tat es der junge Engländer auch am Mittwochabend.
Nach 68 Minuten durfte der Rechtsfuß auf den Platz. Bei seinem ersten Tor hatte er Glück, dass der Ball zweimal abgefälscht den Weg in den Winkel fand (76. Minute). Beim zweiten Treffer vollendete er sein schönes Dribbling überlegt und cool (86.).
Als Startelfspieler konnte Gittens am zweiten BL-Spieltag gegen den SV Werder Bremen (0:0) nicht überzeugen, umso mehr aber als Joker. Der pfeilschnelle Außenspieler geht häufig ins Eins-gegen-eins, bindet dadurch immer wieder Gegenspieler, haucht dem Team auf dem Platz neues Leben ein - und trifft eben. "Wenn er auf diesen Geschmack kommt, Tore zu schießen, dann wird er schwer zu bremsen sein. Er ist auch herzlich willkommen, das von Anfang an zu machen", sagte Sahin grinsend.
4. Teamchemie stimmt
Der ebenfalls eingewechselte Serhou Guirassy traf am Ende auch noch. Per verwandeltem Foulelfmeter (90.+5) erzielte der Stürmer sein erstes Tor im BVB-Trikot.
Dabei hatte ihm der etatmäßige Strafstoßschütze Can den Ball überlassen. Ein deutliches Zeichen dafür, dass innerhalb der Mannschaft die Teamchemie stimmt. Alle achten aufeinander und jeder gönnt dem anderen den persönlichen Erfolg. "Emre hat sich wie ein richtiger Kapitän verhalten - mit einem Gespür für die Mannschaft, mit einem Gespür für den Moment. Ich bin sehr glücklich, dass es da keine Probleme gab", kommentierte Sahin die Szene vor dem verwandelten Elfmeter. Der Seele des torhungrigen Stürmers Guirassy wird der Treffer sicherlich gutgetan haben.
BVB muss sich steigern
Unter dem Strich braucht es von Dortmund am Sonntag (17.30 Uhr Liveticker auf skysport.de) aber eine deutliche Leistungssteigerung in allen Mannschaftsteilen.
Denn der VfB Stuttgart, der sich bei seinem Champions-League-Auftakt gegen Real Madrid (1:3) sehr teuer verkauft hatte, ist qualitativ höher einzuschätzen als die Belgier und wird sich die Punkte vor heimischem Publikum keineswegs leichtfertig aus den Händen reißen lassen.
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