Die Neulinge im DFB-Team: Kehrer, Schulz und Havertz

Drei DFB-Debütanten im Kurzporträt

Von von Thorsten Mesch

Image: Nico Schulz, Thilo Kehrer und Kai Havertz (v.l.) wurden von Bundestrainer Joachim Löw erstmals für das DFB-Team nominiert.

Thilo Kehrer, Nico Schulz und Kai Havertz gehören erstmals zum Aufgebot von Joachim Löw. Der Bundestrainer nominierte den PSG-Verteidiger, den Hoffenheimer und den Leverkusener für die Länderspiele gegen Frankreich und Peru.

Die drei Neulinge sind für die ersten Länderspiele nach dem WM-Debakel für Mesut Özil, Sami Khedira und Marvin Plattenhardt ins DFB-Team gerückt.

Sky Sport stellt das Trio vor.

Thilo Kehrer

Der Neu-Pariser ist zwar gebürtiger Schwabe, kann jedoch durchaus als Schalker Eigengewächs bezeichnet werden.

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Vor sechs Jahren wechselte der heute 21-Jährige ins Nachwuchszentrum der Königsblauen, von der Knappenschmiede schaffte er den Sprung zu den Profis. Der Abwehrspezialist, der in der Innen- und Außenverteidigung spielen kann, erzielte in 45 Bundesligaspielen vier Tore - das erste gleich in einem Revierderby gegen Borussia Dortmund.

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In der vergangenen Saison kam er auf 28 Bundesligaeinsätze für S04, einen Stammplatz für die neue Spielzeit hatte er aber nicht sicher. Umso überraschender kam der Wechsel zu Paris Saint-Germain - noch dazu für 37 Millionen Euro.

Bildergalerie: Die DFB-Kicker im Formcheck

Manuel Neuer: Nach langer Verletzung auf dem Weg zur Top-Form. In den bisherigen Spielen aber nur selten gefordert. Beim Gegentor gegen Hoffenheim schuldlos.
Marc-Andre ter Stegen: Die Nummer eins des FC Barcelona konnte diese Saison schon zwei Mal zu null spielen. Präsentiert sich in guter Form.
Nico Schulz: Absoluter Stammspieler bei der TSG, beackert dort die linke Seite. Glänzte bisher mit einem Tor und drei Vorlagen. War im Pokal einer der Besten und fiel auch gegen die Bayern und Freiburg positiv auf.
Jonathan Tah: Bayer kassierte in zwei Bundesliga-Spielen schon fünf Gegentore. Auch Jonathan Tah hat daran seinen Anteil. Der Youngster gewann nur 33% seiner Zweikämpfe.
Niklas Süle: Steht bei den Bayern hoch im Kurs und macht den Etablierten ordentlich Druck. Überzeugt im Spiel mit, wie auch ohne Ball. Für manche sogar schon der neue Abwehrchef beim Rekordmeister.
Antonio Rüdiger: Ist in der Viererkette des FC Chelsea gesetzt. Auch dank ihm sind die Londoner nach vier Spielen noch ohne Punktverlust.
Jerome Boateng: Bei Niko Kovac gesetzt, absolvierte die bisherigen drei Pflichtspiele über die volle Distanz. Sah beim Gegentor gegen Szalai nicht gut aus, dafür gegen Stuttgart bärenstark.
Thilo Kehrer: Erwischte keinen guten Start bei PSG. Beim Pflichtpsiel-Debüt direkt in der Startelf, nach gelber Karte und verschuldetem Elfmeter zur Halbzeit aber direkt wieder draußen. Eine Woche später dann für ca. 25 Minuten eingewechselt.
Mats Hummels: Ungewohnte Rolle, als er gegen Hoffenheim auf die Bank musste. Dafür 90 souveräne Minuten gegen Stuttgart. Hätte im Supercup gegen Frankfurt Rot sehen müssen. Derzeit nicht in Top-Form.
Matthias Ginter: 270 von 270 möglichen Pflichtspielminuten im Einsatz. Überzeugt in der Bundesliga mit starker Zweikampf- und Passquote.
Joshua Kimmich: Der Dauerbrenner beim FC Bayern. Stand in allen Pflichtspielen 90 Minuten auf dem Platz. Ist sehr spritzig mit gewohntem Offensivdrang. In Supercup und Liga mit jeweils einer Vorlage.
Ilkay Gündogan: Gehört unter Guardiola zum Stammpersonal bei den Citiziens. Kam in allen Pflichspielen zum Einsatz und lieferte bisher eine Vorlage.
Toni Kroos: Real marschiert bisher mit drei Siegen aus drei Spielen durch die Liga, auch dank Toni Kroos. Die Passmaschine ist absoluter Stammspieler und lenkt das Spiel der Königlichen wie gewohnt.
Leon Goretzka: Kommt bei den Bayern gut zurecht. Zum Auftakt gegen Hoffenheim noch auf der Bank, gegen Stuttgart dafür umso stärker: Startelf-Debüt, 1:0 gemacht, 2:0 vorbereitet, dazu die meisten Torschüsse aller Münchener (6). Läuft für Leon.
Leroy Sane: Hat derzeit einen schweren Stand bei ManCity. Kam erst zu drei Kurzeinsätzen, und beim Sieg gegen Newcastle United stand der 22-Jährige nicht einmal im Kader.
Julian Brandt: Zwei Niederlagen setzte es für Bayer 04 zum Bundesliga-Auftakt. Der 22-Jährige stand dabei jeweils 90 Minuten auf dem Platz, konnte aber keine Akzente setzten. Noch ohne Torbeteiligung.
Kai Havertz: Für ihn gilt das Gleiche wie für Teamkollege Brandt: Schwacher Saisonstart, keine Torbeteiligung, dafür aber maximale Einsatzzeit. Agierte in beiden Ligaspielen unauffällig.
Thomas Müller: Ist das wieder der alte Müller? In dieser Saison bisher in Topform, erzielte das erste Tor der neuen Saison und traf auch in Stuttgart. Dazu gab er noch zwei Vorlagen. Von WM-Frust keine Spur.
Julian Draxler: Muss in Paris derzeit oft auf der Bank Platz nehmen und sich mit Kurzeinsätzen begnügen. Stand in drei Liga-Spielen nur 32 Minuten auf dem Feld. Ebenfalls noch ohne Torbeteiligung.
Marco Reus: Der Kapitän der Borussia glänzt bisher. Im Pokal legte er das wichtige Tor von Axel Witsel auf, um dann später in der Verlängerung selbst den Deckel drauf zumachen. Gegen Leipzig gab es dann ebenfalls ein Tor und eine Vorlage.
Timo Werner: Es ist bisher nicht die Saison von RB Leipzig und Timo Werner. Der pfeilschnelle Angreifer ist noch ohne Torbeteiligung und musste gegen den BVB zunächst auf die Bank.
Nils Petersen: Unglücklicher Start für Petersen und den Sportclub. Konnte bisher lediglich im Pokal gegen Cottbus treffen. War in der Verlängerung zur Stelle und verwandelte im Elfmeterschießen.

"Für mich ist das eine Gelegenheit, Fortschritte zu machen, mit großartigen Spielern zu trainieren und mit einem Coach zusammenzuarbeiten, der mir helfen will, mich zu entwickeln", sagte Kehrer in einem Interview mit der Tageszeitung Le Parisien.

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Der Coach, der ihn zu PSG holte, heißt Thomas Tuchel. "Er ist sehr kommunikativ und hat eine menschliche Beziehung zu den Spielern. Er arbeitet an Details, er liebt Taktik", lobt Kehrer seinen neuen Trainer. Bei PSG kam Kehrer in drei Ligaspielen auf zwei Einsätze.

Im DFB-Team dürften seine Chancen als Außenverteidiger größer sein als im Zentrum, wo die Konkurrenz deutlich stärker ist. Er bekommt die Rückennummer 12.

Fragen und Antworten zur WM-Analyse von Joachim Löw

Löw hat am Mittwoch seinen Kader für die beiden Länderspiele gegen Weltmeister Frankreich (6. September/Nations League) und Peru (9. September/Test) nominiert und seine Analyse des historischen WM-Desasters veröffentlicht.

Nico Schulz

Mit seinen 25 Jahren und schon 94 Bundesligaspielen gehört Schulz eigentlich in die Kategorie der Spätberufenen. Beim DFB ist der Außenverteidiger von der TSG Hoffenheim aber keineswegs ein Neuling - im Gegenteil: Schulz durchlief alle Nachwuchsteams von der U15 bis zur U21.

Der gebürtige Berliner spielte insgesamt 15 Jahre für Hertha BSC, bevor er 2015 nach Mönchengladbach wechselte. Nach einem Kreuzbandriss im Oktober 2015 fiel er lange aus, doch der Außenverteidiger kämpfte sich zurück. 2017 unterschrieb er bei der TSG Hoffenheim, bei Trainer Julian Nagelsmann ist er gesetzt.

Beim Ligastart in München (1:3) traf er Bayerns Kingsley Coman in einem Zweikampf so unglücklich, dass der Franzose für mehrere Monate ausfällt. "Ich habe ihm sofort nach dem Spiel eine SMS geschrieben. Er hat sich gefreut und gemeint, dass alles okay sei", erklärte Schulz. Gegen Comans Landsleute könnte er sein Länderspieldebüt feiern. Schulz, zu dessen Stärken Schnelligkeit und präzise Flanken gehören, könnte den fehlenden Jonas Hector ersetzen.

Schulz erhält die Nummer 14 von Leon Goretzka, der die Nummer 6 von Sami Khedira übernimmt.

Image: Die Aufstellung von Sky Experte Lothar Matthäus gegen Frankreich.

Kai Havertz

Das Leverkusener Top-Talent gilt schon länger als Hoffnungsträger für die Zukunft. Obwohl er erst 19 Jahre alt ist, hat er schon einiges an Erfahrung vorzuweisen. In 56 Bundesligaeinsätzen für Bayer 04 traf er sieben Mal - und war an 22 Toren beteiligt. Diesen Wert hat in der Geschichte der Bundesliga in diesem Alter noch niemand erreicht.

"Er ist das größte Talent, das ich seit Toni Kroos gesehen habe", meinte Bayer-Coach Heiko Herrlich. In Leverkusen könnte Havertz, der im zentralen Mittelfeld variabel einsetzbar ist, eines Tages in die Fußstapfen von Kroos oder Michael Ballack treten. "Er ist keine klassische Zehn, sondern eine offensive Acht", erklärt der ehemalige Bayer-Manager Michael Reschke bei Sky.

"Kai kann ein internationaler Topspieler werden und zu den besten Spielern in Europa gehören", glaubt Reschke, der Havertz als Elfjährigen von Alemannia Aachen nach Leverkusen holte.

Müller: 'Aufgabe gegen Frankreich eine super Chance'

"Er ist so talentiert, dass er das Zeug hat, ein Weltstar zu werden", schwärmt Bayers Julian Brandt. Vielleicht bilden beide ja bald auch im DFB-Team eine Achse. Von Brandt (bekommt Mesut Özils Nummer 10) übernimmt Havertz die Rückennummer 20.

Die Teilnahme an der EM 2020 ist sein erklärtes Ziel. "Da bin ich dann 21. In diesem Alter kann man schon die Ambition haben, bei einer Europameisterschaft dabei zu sein", sagt Havertz bei Spox.

Reschke über Havertz: 'Internationaler Topspieler'

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