Der FC Girona könnte acht Jahre nach dem Märchen von Leicester City der nächste Sensationsmeister in Europas Fußball werden. Zumindest grüßen die Katalanen aktuell von der LaLiga-Tabellenspitze. Aus eigener Kraft hat Girona diesen märchenhaften Aufstieg allerdings nicht geschafft.
Das Wunder von Leicester City kennen sie natürlich auch beim kleinen FC Girona. "Na klar, jeder hier erinnert sich daran", sagte Abwehrspieler Eric Garcia, als er nach dem Sprung an die Tabellenspitze auf die Parallelen angesprochen wurde.
Denn acht Jahre nach Citys märchenhafter Meisterschaft in der englischen Premier League liegt in der spanischen LaLiga eine ähnliche Sensation in der Luft. Eine mit starken Verbindungen nach England allerdings, nicht nur wegen Co-Eigentümer Pere Guardiola.
Girona stiehlt Real, Barca und Atletico die Show
Von Zufall kann im Nordosten Kataloniens längst keine Rede mehr sein: 31 Punkte hat der erst 2022 aufgestiegen Klub nach zwölf Spieltagen auf dem Konto. Real Madrid, der FC Barcelona und Atletico Madrid? Haben alle das Nachsehen. Trainer Michel wiegelte nach dem jüngsten 4:2 gegen Osasuna dennoch ab: "Wir spielen nicht in einer Liga mit Barca, Madrid oder Atletico. Wir kämpfen darum, in der Liga dahinter eine Rolle zu spielen."
Die Tabelle sagt etwas anderes. Girona, bisher eher für seinen bei Billigfliegern beliebten Flughafen in der Nähe von Barcelona bekannt, mischt die Liga auf - auch die 29 geschossenen Tore sind Bestwert. Nicht schlecht für einen Klub, der 2007 noch viertklassig unterwegs war und im mit 14.624 Plätzen kleinsten Stadion der Liga aufläuft.
Guardiola-Bruder ist Co-Eigentümer
Doch hinter dem Erfolg steckt auch langjähriges Kalkül - und Geld aus Abu Dhabi. 44,3 Prozent des Klubs gehören seit 2017 der City Football Group, die zahlreiche Vereine im Portfolio führt, allen voran Manchester City. Weitere 44,3 Prozent befinden sich im Besitz der Girona Football Group mit Pere Guardiola an der Spitze. Der Spielervermittler und Vorstandsvorsitzende ist der jüngere Bruder von City-Boss Pep Guardiola.
Das führt zu interessanten Querverbindungen. Gironas Mittelfeldspieler Yangel Herrera etwa wurde 2022 von City ausgeliehen und nun fest verpflichtet, auch Verteidiger Yan Couto gehört eigentlich Manchester. 2017, nach dem erstmaligen Aufstieg in LaLiga, befanden sich in Douglas Luiz, Aleix Garcia und Pablo Maffeo sogar gleich drei Leihspieler von City im Kader.
Bald Schwierigkeiten mit der UEFA?
Und so geht es weiter: Taty Castellanos wurde 2022 vom New York City FC nach Girona verliehen (und schoss drei Tore beim 4:2 gegen Real), der Brasilianer Savio gehört dem französischen Zweitligisten Troyes. New York und Troyes sind ebenfalls Teil der City Group.
Das könnte noch zu Schwierigkeiten führen: Sollten sowohl Girona als auch Manchester City kommende Saison die Champions League erreichen, wird die UEFA genau hinschauen müssen, wie viel Einfluss City auf Girona hat.
Immerhin: Am sportlichen Erfolg, an dem auch der beim FC Bayern verschmähte Daley Blind seinen Anteil hat, gibt es keinen Zweifel. Bahnt sich also tatsächlich ein zweites Leicester an? "Es ist noch ein weiter Weg", sagte Abwehrspieler Garcia, ebenfalls einst bei City aktiv: "Im Moment genießen wir einfach nur. Und dann schauen wir weiter."
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