Es hat einen Hauch von Bundesliga, wenn der SV Werder Bremen am Samstagabend den FC Schalke 04 empfängt. Im Duell der beiden Bundesliga-Absteiger brauchen im Grunde beide Teams einen Sieg und dennoch ist die Ausgangslage bei beiden Klubs völlig unterschiedlich. Vor allem für S04-Coach Dimitrios Grammozis steht viel auf dem Spiel.
Vor Saisonbeginn waren sich die Experten bei der Frage nach den Aufstiegsfavoriten in der 2. Bundesliga schnell einig. Schalke 04 galt als absoluter Topfavorit, aber auch Werder Bremen wurden gute Chancen eingeräumt, sofort wieder in die Beletage des deutschen Fußballs zurückzukehren. Und das, obwohl beide Vereine den sofortigen Wiederaufstieg offiziell nie als Ziel ausgaben.
Zieht Werder mit Schalke gleich?
Dies war seinerzeit durchaus verständlich, denn beide Klubs mussten einen gewaltigen Umbruch bewerkstelligen. Vor allem Bremens Trainer Markus Anfang hatte erst am Tag nach dem Deadline Day die Gewissheit, mit welchem Kader er in dieser Spielzeit überhaupt planen kann. Dementsprechend holprig gestaltete sich der Saisonstart für die Hanseaten, aber Anfang und Werder scheinen die Kurve gekriegt zu haben. Zuletzt trotzte man Tabellenführer FC St. Pauli einen verdienten Punkt ab und siegte anschließend auch noch auswärts bei starken Nürnbergern.
Ein weiterer Dreier gegen Schalke und Werder würde nicht nur mit den Knappen punktemäßig gleichziehen, sondern könnte wieder realistisch davon träumen, dass der vor Saisonbeginn propagierte "Wiederaufbau" am Ende der Saison tatsächlich auf einem Aufstiegsplatz endet.
Ernüchterung bei S04
Beim Gegner am Samstag (ab 20:00 Uhr live auf Sky Sport Bundesliga 2) ist dagegen nach einem zwischenzeitlichen Hoch Ernüchterung eingekehrt. Nach dem völlig unnötigen Aus im DFB-Pokal bei Drittligist 1860 München verlor Königsblau auch in der Liga zweimal und präsentierte sich dabei sowohl in Heidenheim (0:1) als auch zu Hause gegen Darmstadt (2:4) erschreckend harmlos und uninspiriert.
Von einer positive Entwicklung wie in Bremen, die Werder-Fans auf bessere Zeiten hoffen lässt, ist man in Gelsenkirchen zurzeit wieder etwas weiter entfernt. Im Zentrum der Kritik steht dabei vor allem Trainer Grammozis, dem es bislang nicht einmal ansatzweise gelungen ist, starken Offensivakteuren wie Simon Terodde, Thomas Ouwejan, Dominick Drexler, Rodrigo Zalazar, Danny Latza oder Marius Bülter eine Spielidee zu vermitteln. Daher denken auch über 87 Prozent der Sky User nicht, dass der Übungsleiter noch eine Zukunft beim UEFA-Cup-Sieger von 1997 hat.
Schröder erstickt Trainerdiskussion im Keim
Doch Sportdirektor Rouven Schröder stellte sich nach dem Darmstadt-Spiel demonstrativ hinter dem Trainer und erklärte exklusiv bei Sky Sport, dass es auf Schalke keine Trainerdiskussion gebe. Schröder stellte zwar klar, dass er mit der gezeigten Leistung nicht zufrieden war, aber er sieht auch, dass die Mannschaft noch absolut zum Trainer hält. Das macht nicht nur das Interview von Drexler direkt nach Spielschluss gegen die Lilien deutlich:
"Ich möchte aus Mannschaftssicht sagen, dass wir alle hinter Dimi (Dimitrios Grammozis, Anm. d. Red.) stehen. Dieses Spiel an Dimi festzumachen, wenn man vier individuelle Fehler macht, das wäre mir zu einfach und so ist es auch nicht. Dimi hat uns gut eingestellt, er erreicht uns auch mit seinen Ansprachen noch sehr gut. Das kann und möchte ich auch sagen", so der Spielmacher exklusiv am Sky Mikro.
Mannschaft steht zu Grammozis
Auch Kapitän Danny Latza antwortete bei der Sport Bild auf die Frage, ob Grammozis noch der richtige Trainer sei mit einem deutlichen "Ja, klar!" und Torhüter Martin Fraisl sprang dem Coach ebenfalls zur Seite und verteidigte die defensive Spielweise im Gespräch mit der Bild: "Unser Trainer hat sich erst einmal darauf konzentriert, die Defensive zu stabilisieren. Denn wenn wir als Favorit erst einmal hinten liegen, wird es für uns in dieser Liga schwer" und ergänzte, dass es nun am Team selbst liege, die Balance zwischen Offensive und Defensive zu verbessern.
Dazu war in der vergangenen Länderspielpause nun Zeit, denn freie Tage gab es - anders als in der Pause zuvor - dieses Mal keine. Für Simon Terodde völlig nachvollziehbar, wenn man dreimal in Folge verliert. Es ging zuletzt darum "die Sinne zu schärfen", so der Torjäger mit aktueller Ladehemmung im Exklusiv-Interview mit Sky Sport. Zudem bestätigt der Stürmer, dass man die Zeit genutzt habe, um Offensivaktionen zu trainieren.
Tappen Schröder & Co. in die David-Wagner-Falle?
Ob diese dann auch schon im Weserstadion auf den Rasen gebracht werden können, erscheint aber zumindest fraglich, denn im bisherigen Saisonverlauf war eine Weiterentwicklung im Spiel mit dem Ball noch nicht zu erkennen. Die Verantwortlichen scheinen offenbar darauf zu spekulieren, dass nun doch noch plötzlich der Knoten platzt. Man will nicht die gleichen Fehler wie in der Vergangenheit machen und voreilig handeln. Schröder, Knäbel & Co. wollen Kontinuität auf der Trainerposition und drohen damit in die David-Wagner-Falle zu tappen.
Auch am jetzigen Trainer der Young Boys Bern hielt Schalke extrem lang fest und bezahlte diese Entscheidung schlussendlich indirekt auch mit dem Abstieg in der Vorsaison. Dieses Mal könnte die gewünschte Kontinuität dazu führen, dass Schalke bis zur Winterpause wertvolle Punkte im Kampf um den Aufstieg verliert, denn die kommenden Wochen haben es in sich.
Terodde weiß um Schwere der nächsten Aufgaben
"Jetzt kommen die Aufgaben Bremen, St. Pauli, Nürnberg, HSV und Sandhausen noch dazwischen. Das sind knackige Spiele, aber wir wissen dann auch genau, wo wir im Winter stehen. Da wird dann abgerechnet", weiß Terodde. Und weiter:
"Wenn ich an das Hinspiel gegen Hamburg denke, wo wir am Ende auch verdient verloren haben… jetzt kommt Pauli, die gut drauf sind, auch durch die kleine Pause. Dazu erstmal Werder Bremen, die gerade in der Offensive sehr, sehr stark sind und wo viele Spieler zurückkommen. Das wird eine gute Aufgabe für uns.''
Eine Aufgabe, die Schalke überzeugend lösen sollte, um wieder für Ruhe zu sorgen, denn der Druck in Gelsenkirchen ist enorm. Damit kam das Team in der bisherigen Saison aber gut zurecht. Nach der Niederlage zum Saisonauftakt gegen den HSV antwortete man mit einem Auswärtssieg in Kiel, nach der hohen Klatsche bei Jahn Regensburg schlug man Fortuna Düsseldorf und nach der Heimniederlage gegen den Karlsruher SC starteten die Knappen eine Siegesserie gegen die drei Aufsteiger und Hannover 96.
Wird es ungemütlich für Grammozis?
Einzig gegen Darmstadt am vergangenen Spieltag konnte man nicht mit einem Sieg in einer kritischen Situation antworten. Wiederholt sich das nun in Bremen? Terodde fährt jedenfalls optimistisch in den hohen Norden: "Der Rahmen ist angerichtet. Samstag, 20:30 Uhr, Flutlicht, Auswärtsspiel und Bremen im Aufschwung, die ein bisschen ihr System umgestellt haben. Da treffen zwei Mannschaften aufeinander, die hohe Ansprüche haben und wo viele sich fragen, wie das ausgeht. Wir wollen da natürlich ein gutes Spiel machen und möglichst auch gewinnen.''
Sollte das gelingen, wird Grammozis mal wieder durchatmen können. Sollte es in Bremen aber die vierte Niederlage in Serie geben, wird es für den Coach definitiv ungemütlich, auch wenn eine Entlassung eher unwahrscheinlich ist. Doch der dann sicherlich neu entflammten Trainerdiskussion werden sich auch Grammozis' Bosse stellen müssen, denn der Abstand auf die Aufstiegsplätze würde weiter ansteigen.
Und das kann sich der vermeintliche Topfavorit auf den Aufstieg von vor der Saison eigentlich nicht leisten.
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