Fußball: Sky Expertin Julia Simic spricht im Interview über FC Bayern, BVB & Frauen-Fußball

Sky Expertin Simic: "Sehe BVB nicht auf Augenhöhe mit Bayern"

Von Sky Sport

Image: Julia Simic wird nun auch als Topspiel-Expertin bei Sky zu sehen sein.

Beim Duell zwischen Borussia Dortmund und Bayer Leverkusen (Sa., ab 17.30 Uhr exklusiv bei Sky) wird Julia Simic erstmals als Topspiel-Expertin zum Einsatz kommen.

Die Ex-Nationalspielerin sieht den BVB in dieser Saison nicht auf Augenhöhe mit dem FC Bayern. Im Interview mit skysport.de verrät Simic zudem, wer in der neuen Spielzeit für eine Überraschung sorgen könnte. Martina Voss-Tecklenburg traut die 33-Jährige einen Trainerjob in der Bundesliga zu.

skysport.de: Frau Simic, wie groß ist bei Ihnen die Vorfreude, dass es nun endlich wieder mit der Bundesliga losgeht?

Julia Simic: Man muss erst einmal alles bisschen sacken lassen, was da in den vergangenen Wochen bei der Frauen-EM passiert ist. Die EM hat sowohl was das Sportliche, aber auch die mediale Aufmerksamkeit angeht, vieles übertroffen. Jetzt freue ich mich aber auch auf den Bundesliga-Auftakt. Für mich beginnt jetzt ein neues Kapitel als Topspiel-Expertin. Darauf freue ich mich sehr.

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skysport.de: Sie werden im Wechsel mit Tabea Kemme die Topspiele am Samstagabend auf Sky begleiten. Welche Ziele haben Sie sich für Ihre Rolle als Topspiel-Expertin vorgenommen?

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Simic: Ich will mir selbst treu bleiben, meine Frische, meine Expertise, meine Unbekümmertheit einbringen. Ich möchte mir keine Gedanken darüber machen, wie Dinge ankommen, sondern es so sagen, wie ich es sehe. Ich komme in eine sehr eingespielte Runde mit Sebastian (Hellmann; Anm. d. Red.) und Lothar (Matthäus; Anm. d. Red.). Die beiden harmonieren prächtig miteinander. Ich habe mir die beiden immer sehr gerne angeschaut. Die Dinge, die Lothar sagt, die nimmt man ihm ab. Wichtig wird aber auch sein, dass über Themen diskutiert wird und es auch mal unterschiedliche Expertisen gibt. Ich komme gerade erst aus dem aktiven Sport, war 16 Jahre Profi und bin aktuell als Co-Trainerin der U17 beim DFB tätig. Dadurch habe ich noch eine sehr frische Sicht auf die Dinge. Ich bringe da sicher einen taktisch analytischen Blick, kann aber auch das Innenleben der Spieler beschreiben. Das kann am Tisch dann auch befruchtend sein und einen Mehrwert bieten, damit der Zuschauer zuhause noch eine andere Sicht der Dinge zu bieten bekommt.

So tippt Julia Simic die Bundesliga-Tabelle 2022/2023

Platz 18: VFL BOCHUM
Platz 17: HERTHA BSC
Platz 16: FC SCHALKE 04
Platz 15: FC AUGSBURG
Platz 14: VFB STUTTGART
Platz 13: WERDER BREMEN
Platz 12: TSG HOFFENHEIM
Platz 11: FSV MAINZ 05
Platz 10: BORUSSIA MÖNCHENGLADBACH
Platz 9: UNION BERLIN
Platz 8: 1. FC KÖLN
Platz 7: VFL WOLFSBURG
Platz 6: SC FREIBURG
Platz 5: EINTRACHT FRANKFURT
Platz 4: BAYER LEVERKUSEN
Platz 3: BORUSSIA DORTMUND
Platz 2: RB LEIPZIG
Platz 1: FC BAYERN MÜNCHEN

"Haller-Ausfall hinterlässt große Lücke"

skysport.de: Kommen wir zum Sportlichen: Der FC Bayern eröffnet als Meister traditionell die Saison. Sehen Sie den FCB ohne Robert Lewandowski weiterhin so dominant wie in den vergangenen Jahren oder sind die Bayern in diesem Jahr angreifbar?

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Simic: Bayern wird in dieser Saison wieder die Nase vorne haben. Dortmund sehe ich nicht auf Augenhöhe. Bayern hat zwar Robert Lewandowski verloren, aber sich gerade in der Breite sehr gut verstärkt. Das hat mir in der vergangenen Spielzeit gefehlt. Da konnte man nicht alle Positionen gleichwertig besetzen. Dass war jetzt wichtiger, als dass man Lewandowski eins-zu-eins ersetzt. In der Defensive ist Bayern nun stabiler aufgestellt, das Mittelfeld ist sehr variabel. Insgesamt kann der FC Bayern eine unglaubliche Offensivpower aufbieten, mit vielen unterschiedlichen Systemen.

skysport.de: Was fehlt den Dortmundern noch, um an Bayern München heranzukommen?

Simic: Der Ausfall von Sebastien Haller hinterlässt eine große Lücke. Das fällt schwer ins Gewicht, gerade wenn man den direkten Vergleich zu Bayern zieht. In der vergangenen Saison hatte der BVB Probleme, die richtige Balance zu finden. Salih Özcan wird den Dortmundern guttun. Er ist ein richtiger Abräumer. Darum sehe ich den BVB zwar besser aufgestellt als noch in der vergangenen Saison, für die Spitze wird es aber nicht reichen.

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Simic: "Erwarte starke Leipziger"

skysport.de: Welche Mannschaften könnten aus Ihrer Sicht für eine Überraschung sorgen?

Simic: Ich erwarte starke Leipziger. Sie haben einen unglaublichen Kader beisammen und mit Domenico Tedesco einen tollen Trainer. Mit David Raum haben die Leipziger noch einmal eine super Option auf links hinzubekommen. Dazu konnte Christopher Nkunku gehalten werden. Deshalb sehe ich die Leipziger weit vorne. Ich kann mir gut vorstellen, dass sich Leipzig mit Dortmund um den zweiten Platz streiten wird. Negativ überraschen könnte Hertha BSC. Sie werden eine ganz schwere Saison haben. In meiner Abschlusstabelle steigen die Berliner auch ab. Da ist für mich kaum Stabilität vorhanden. Zudem hat man sich nicht wirklich verstärken können.

skysport.de: Freiburg, Köln und Union Berlin spielen in dieser Saison auch international. Könnte die Dreifach-Belastung dem Trio zum Verhängnis werden?

Simic: Freiburg traue ich trotz der Dreifach-Belastung wieder eine gute Saison zu. Sie haben zwar Nico Schlotterbeck verloren, sich aber gut verstärkt. Matthias Ginter kam zurück und auch die anderen Neuzugänge bringen Qualität mit. Freiburg wirkt auf mich insgesamt sehr stabil. Für den 1. FC Köln wird es schwieriger. Beim Effzeh ging in der Vorsaison viel über die Emotionalität von Steffen Baumgart. Das auch in der zweiten Saison zu bestätigen, wird nicht einfach. Union hat die Vormachtstellung in Berlin eingenommen. Dort wird richtig gut gearbeitet. Auch in dieser Saison schicken die Unioner eine gute Mannschaft ins Rennen. Ich traue es ihnen zu, dass sie die Dreifach-Belastung wieder vernünftig hinbekommen.

Image: Beendete 2021 beim AC Mailand ihre Karriere: Julia Simic.

"Frauen-Fußball berührt aktuell die ganze Welt"

skysport.de: Sprechen wir noch über den Frauen-Fußball: Die deutsche Nationalmannschaft überzeugte bei der EM auf ganzer Strecke und sorgte für Begeisterung im ganzen Land. Glauben Sie, dass der Schwung nun mitgenommen werden kann?

Simic: Es gab in der Vergangenheit zu viele Versprechungen. Aus allen möglichen Bereichen haben sich Menschen zur Zukunft des Frauenfußballs geäußert. Diese Aufmerksamkeit, die man nun hat, war der erste und zugleich wichtigste Schritt. Die Bundestrainerin sagte zuletzt: ‚Jetzt müssen wir auch mal machen und tun und nicht immer nur reden'. Das war die beste Aussage, die ich gehört habe. Das fasst das Ganze gut zusammen. Wichtig wird aber auch sein, dass man jetzt nicht in Aktionismus verfällt. Es braucht klare Pläne, klare Strukturen, wie man die EM vergolden und den nächsten Schritt gehen kann. Die Verbände müssen mit den Vereinen gemeinsam den Weg gehen, Aufgaben sollten verteilt werden. Zugleich sollte man klare Ziele aussprechen und diese dann am besten anhand von Zahlen belegen. England ist ein gutes Beispiel. Sie sind das sehr strategisch angegangen und haben Erfolg. Ich glaube viele Menschen sind bereit, den Schritt auch in Deutschland mitzugehen. Wenn sich sogar Bundeskanzler Olaf Scholz in der Debatte um Equal Pay einschaltet, dann sagt das alles. Der Frauen-Fußball berührt aktuell die ganze Welt.

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skysport.de: Über die Anstoßzeiten der Frauen-Länderspiele war zuletzt viel diskutiert worden. Nun wurde bekannt, dass das Länderspiel zwischen Deutschland und Frankreich am 7. Oktober um 20.30 Uhr angepfiffen wird. Ist das schon als ein erstes Zeichen zu verstehen, dass es in die richtige Richtung geht?

Simic: Die Anstoßzeiten sind ein elementares Thema. Es gibt gerade auch die Überlegung, dass die Frauen-Bundesliga am Montag Spiele austragen wird. Man muss meiner Meinung nach Zeitfenster finden, die es dem Zuschauer auch erlauben, daran teilnehmen zu können - zumindest vor dem Fernseher live dabei sein zu können. Ich glaube, dass der Frauen-Fußball immer noch schlechter abschneidet, wenn er direkt mit dem Männer-Fußball konkurriert. Wichtig wird sein, dass man auch da ein Alleinstellungsmerkmal bekommt. Dementsprechend werden auch die Einschaltquoten besser. Da bin ich mir sicher. Für den Fan wäre das auch einfacher, denn so könnte er nun sowohl Männer- als auch Frauen-Fußball verfolgen. Er müsste sich nicht mehr entscheiden.

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Simic traut Bundestrainerin Trainerjob in Buli zu

skysport.de: Schalkes Sportvorstand Peter Knäbel traut Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg einen Trainerjob in der Männer-Bundesliga zu. Stimmen Sie ihm da zu?

Simic: Der Bundestrainerin traue ich definitiv einen Trainerjob in der Bundesliga zu. Als Trainer oder Trainerin kommt es darauf an, wie gut du mit Menschen umgehen kannst. Du musst die Mannschaft hinter dich bringen. Dass Martina Voss-Tecklenburg zweifelsohne von ihrer Qualifikation eine erfolgreiche Fußballtrainerin ist, das hat man jetzt gesehen. Das wusste man aber auch schon vorher. Ich bin mir sicher, dass sie auch eine Männer-Mannschaft erfolgreich führen kann. Das ist manchmal wichtiger, als das man alle Taktiken hoch und runter aufzählen kann.

DFB-Frauen am Frankfurter Römer empfangen und gefeiert - und einige wirken sogar ein wenig schüchtern. Vom Balkon werden sie von einem schwarz-rot-gelben Fahnenmeer empfangen.

skysport.de: Ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis eine Frau im Profi-Fußball der Männer als Trainerin vorgestellt wird?

Simic: Ich bin mir sicher, dass wir früher oder später eine Trainerin sehen werden. Das ist die logische Entwicklung. Der eine oder andere Verein wird es sich sicherlich auch als Marketing-Strategie zu Nutze machen, der Erste zu sein auf dem hohen Niveau. Im Moment sind gerade einmal drei Prozent aller A-Lizenzinhaber weiblich. Wichtig wird sein, dass man noch mehr Frauen in die Trainerausbildungen bekommt. Die A-Lizenz braucht man, um in der Frauen-Bundesliga zu trainieren. Zunächst einmal gilt es also, dass man Frauen in den Frauen-Fußball bringt. In der Frauen-Bundesliga stehen elf Männer und nur eine Frau als Trainer an der Seitenlinie. Es gibt bereits richtig gute Trainerinnen, aber leider sind das noch zu wenige.

Das Interview führte Fabian Schreiner.

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