Im exklusiven Sky Interview hat BVB-Boss Hans-Joachim Watzke über den Klassiker, die aktuelle Form der Dortmunder & seine persönliche Anspannung vor dem prestigeträchtigen Gigantenduell in der Bundesliga gesprochen und dabei einen BVB-Star in den höchsten Tönen gelobt.
Hans-Joachim Watzke ...
… über die aktuelle Form von Borussia Dortmund: "Die Mannschaft ist in guter Form. Wir empfinden uns als ziemlich stabil. Für mich ist immer das Königsergebnis ein 1:0-Sieg, weil das ein Zeichen dafür ist, dass man eine Stabilität hat. Die Mentalität und die Stabilität haben wir letztes Jahr in der Rückrunde schon bewiesen. Das hat einfach damit zu tun, dass wir einen breiten Kader haben, in dem viele Spieler ihre Aufgabe erfüllen können. Wir haben eine sehr verlässliche und stabile Defensive. Aber die Mannschaft hat natürlich vor allen Dingen gelernt, und da hat der Trainer einen großen Anteil daran, dass wir mit der ganzen Mannschaft verteidigen müssen. Das hat sich seit Januar deutlich verbessert."
… über die Vertragsverlängerung mit Marco Reus und Mats Hummels: "Marco Reus weiß genau, was man an ihm hat. Natürlich wird er älter, das ist klar und das muss man einspeisen. Aber dass Marco immer wieder derjenige ist, der bei uns fürs eins zu null zuständig ist, das wussten wir auch vorher, deswegen haben wir den Vertrag verlängert. Gleiches gilt bei Mats Hummels, beide sind nach wie vor wertvolle Elemente für unsere Mannschaft."
… über Julian Brandt: "Julian hat gegen Hoffenheim auf der Doppelsechs gespielt. Er hat die offensive Rolle von der Laufbereitschaft, von der Zweikampfführung und von allem her überragend gespielt. Julian ist ein super Beispiel. Er ist für uns sowieso ein Riesenelement in der Mannschaft. Er hat auch ein sehr gutes Verhältnis zum Trainer. An so einem Julian kannst du momentan gar nicht vorbeikommen."
Anspannung auch nach 19 Jahren
… über seine Anspannung vor dem Klassiker (Samstag ab 17:30 Uhr LIVE auf Sky): "Mein Puls geht nach 19 Jahren auch noch hoch. Beim Abschlusstraining und dann am Abend steigt die Anspannung. Am Samstag wird es noch ein bisschen mehr, aber das ist normal. Das geht mir bei jedem anderen Bundesligaspiel ähnlich. Diese Spiele gegen Bayern München sind immer toll, aber ich will auch gegen Hoffenheim und gegen Stuttgart gewinnen. Die Anspannung ist also immer da. Wenn sie nicht mehr da ist, musst du aufhören."
… über die letzten Duelle zwischen Borussia Dortmund und dem FC Bayern: "Es waren immer knappe Spiele, auch in den Zeiten von Corona. (…) Es war nie so, dass es glasklare Ergebnisse waren. Das wird immer knapp sein und das wird auch diesmal knapp sein. Das wird ein Spiel sein, in dem du versuchen musst, deine Fehler auf ein Minimum zu reduzieren. Beide Mannschaften kennen sich sehr gut und das wird ein enges Spiel auf hohem Niveau."
… über die aktuelle Form des FC Bayern: "Der FC Bayern hat eine Top-Mannschaft. Die Offensive der Bayern ist außergewöhnlich. Man kann sie auch aus dem Spiel nehmen, das ist schon klar. Aber da gibt es außergewöhnliches Potenzial. Fußball ist am Ende Ergebnissport. Wenn ich sehe, dass sie in der Champions League alles gewonnen haben. Ich sehe da keinen Rückfall."
"Handproblem - ein einziges Chaos"
… über den VAR: "Grundsätzlich ist es so, dass es insgesamt doch gerechter ist. Aber gegen Hoffenheim habe ich mich selbst dabei erwischt, dass man einfach ein bisschen befreiter ist. Du hast einfach eine Entscheidung gehabt und die hast du hingenommen, also die ganze Emotion geht weg. Wir müssen schon nochmal ein bisschen justieren. Also bei Abseits- und Torentscheidungen war das bisher sehr gut, aber vielleicht muss man etwas weniger eingreifen. Ich weiß es nicht, denn es kann jedenfalls nicht sein, dass die Emotionen am Ende dabei auf der Strecke bleiben und man irgendwann nur noch das Gefühl hat, dass nicht mal die Entscheidungen besser werden. Das größte Problem aus meiner Sicht ist immer noch nicht gelöst: Das Handproblem - das ist ein einziges Chaos. Die gleichen Dinge werden so unterschiedlich entschieden, das kannst du keinem mehr klarmachen. (…) Es ist auch schwer. Aber es kann nicht sein, dass der eine an den Oberarmen angeschossen wird, dann gibt es Elfmeter und dass der andere angeschossen wird, da gibt es keinen Elfmeter. Wenn wir immer die gleichen Dinge unterschiedlich bewerten, hat das nichts mit VAR zu tun, sondern das ist ein Problem der Regelauslegung der Schiedsrichter."
… über die bevorstehende Europameisterschaft: "Wichtig ist, wenn wir die EURO spielen, dass die Zuschaue das Gefühl haben, dass wir alles für den Erfolg getan haben. Ich kann mich noch erinnern, ich war elf Jahre alt, da haben wir WM in Mexiko gehabt. Wir sind Dritter geworden. Aber wir sind im Viertelfinale gegen England null zu zwei zurückgelegen und haben drei zu zwei gewonnen in der Verlängerung. Wir haben im Halbfinale in der Verlängerung gegen Italien drei zu vier verloren. Das waren Spiele, da hat ganz Deutschland drei Tage über nichts anderes gesprochen. Jeder war zufrieden und glücklich, wie diese Mannschaft aufgetreten ist. Das ist der Anspruch und wenn wir das so hinkriegen, ist das der entscheidende Punkt und der Rest ist Glück."
Lob für Nagelsmann
… über die bisherige Arbeit von Julian Nagelsmann als Bundestrainer: "Er hat definitiv frischen Wind reingebracht. Julian hat auch gegenüber sich selbst, aber auch gegenüber seinem Umfeld eine gewisse Erwartungshaltung. Er hat auch ein gewisses Sendungsbewusstsein und das war auch ganz richtig. Es kann nicht sein, dass wir eine Mannschaft haben, in der 18 Spieler in den besten Klubs in Europa spielen. Da machen wir uns zu klein und das hat er gut hingekriegt. Man hatte in den letzten beiden Spielen schon den Eindruck, dass die Mannschaft wieder mehr an sich glaubt und dass wir auch besser Fußball gespielt haben. Mir gibt das jetzt ein gutes Gefühl. In der Zusammenarbeit mit Rudi Völler habe ich den Eindruck, dass das richtig gut wird."
… über eine Weltmeisterschaft in Saudi-Arabien: "Dass viele damit nicht glücklich sind, kann ich sehr gut nachvollziehen. Aber wenn ich das richtig sehe, haben wir auch gar keine andere Bewerbung. Wenn sich niemand bewirbt, was soll man dann machen? Das wäre sehr hilfreich gewesen. Ich habe damit nichts zu tun und ich schäume jetzt auch nicht vor Freude über, aber ich bin fair genug zu sagen: Wenn sich kein anderes Land bewirbt, was soll die FIFA dann machen? (…) Es war auch ehrlicherweise kein Land da, wo ich das Gefühl hatte, dass die das wirklich mit aller Macht anstreben, so wie wir 2006."
Das Interview führte Jesco von Eichmann.
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