Kolumne: Lothar Matthäus über Gladbach, Hertha und Bayern

Bayerns Defensive hat unter Nagelsmanns Änderungen gelitten

Von Lothar Matthäus, Sky Fußballexperte

Sky Experte Lothar Matthäus kritisiert in seiner Kolumne "So sehe ich das" das Auftreten von Borussia Mönchengladbach und Hertha BSC im Abstiegskampf. Der ehemalige Bayern-Kapitän kritisiert die zudem die Personalpolitik des deutschen Rekordmeisters.

Was ist nur mit Borussia Mönchengladbach und Hertha BSC los?

Diese zwei großen Traditionsklubs sind die großen Enttäuschungen der Saison. Das hat sich am Wochenende eindrucksvoll bestätigt. Gladbach verliert trotz 2:0-Führung beim VfB Stuttgart und die Hertha geht mal wieder unter. Sang und klanglos mit 1:4 gegen Eintracht Frankfurt.

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Hütter und Korkut wackeln

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Ich denke, es ist nicht übertrieben, wenn ich sage, dass sowohl Adi Hütter als auch Tayfun Korkut wackeln, wie man im Fußball so schön sagt. Bei beiden Klubs stimmt seit längerer Zeit so gut wie gar nichts. Eine Mannschaft, die nicht performt, ein Trainer, der sein Team nicht erreicht, Grüppchenbildung hier, Spieler, die keine Lust haben, da. Ich könnte die Liste endlos fortsetzen.

Wie man in schwierigen Zeiten zusammenhält und alles für seinen Arbeitgeber und treuen Fans gibt, hat der VfB Stuttgart eindrucksvoll unter Beweis gestellt. So geht Abstiegskampf!

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Hertha ist nicht gut zusammengestellt

Am Wochenende treffen Berlin und Mönchengladbach aufeinander. Krisen-Klubs unter sich. In Gladbach fehlt jetzt natürlich die führende Hand von Max Eberl. Der hat jahrelang alles zusammengehalten, Konflikte gelöst oder moderiert und auch mal die Mannschaft in die Pflicht genommen. Aber jetzt müssen sie es ohne ihn schaffen. Der neue Manager hat meines Wissens herausragende Arbeit in seiner vorherigen Rolle geleistet. Ob er Bundesliga kann, wird man sehen.

Das Team von Hertha BSC, das nun doch die Handschrift von Fredi Bobic trägt, ist alles andere als gut zusammengestellt. Die Entlassung von Pal Dardai hat auch keine Früchte getragen. Ich sehe momentan nicht, wie Hertha da unten wieder rauskommt.

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Gladbachs größtes Problem ist der Charakter

Einige Gladbacher denken immer noch, sie spielen in der Champions League wie vor nicht allzu langer Zeit gegen Real oder Inter. Aber ihre Konkurrenten sind nun Augsburg, Bielefeld und Stuttgart. Mit diesen Vereinen sind sie nun auf Augenhöhe. Statt in der Champions League allerdings im Abstiegskampf. Und diese Teams machen es aktuell um einiges besser. Schlimm genug.

Ich mache mir Sorgen um meine Borussia. Das große Problem ist der Charakter. Auch wenn viele Zukunftsfragen ungeklärt sind und der Trainer mit seinen Personalentscheidungen wichtige Spieler vergrault hat, sollten Profis daran denken, dass auch die anderen Klubs sehen, wie sie sich verhalten, wenn sie unzufrieden sind. Ich würde Spieler nicht verpflichten, die aus purem Egoismus und gekränkter Eitelkeit die Kollegen Woche für Woche im Stich lassen.

Stuttgart hat zurecht am Trainer festgehalten

Stuttgart hingegen hat jetzt schon seit Wochen gut gespielt, und spätestens gegen Gladbach hat man deutlich gesehen, dass Team und Trainer eine Einheit sind. Darum hat man dort auch zurecht am Trainer festgehalten. Alle unterstützen sich und sind zusammen auch durch Phasen mit großem Verletzungspech gegangen. Vor allem ist der Schlüsselspieler Kalajdzic wieder voll da.

Der Abstiegskampf wird auch durch Leidenschaft, Emotionen und Zusammenhalt entschieden. All das war bei Mönchengladbach und Berlin am Wochenende - wie so oft - nicht zu erkennen. Bielefeld, Augsburg oder Stuttgart legen diese Tugenden regelmäßig an den Tag. Bochum ohnehin. Die sind mit 32 Punkten gerettet.

Der FC Bayern hat andere Sorgen. Hier versucht der Julian Nagelsmann aktuell taktische Dinge zu verändern. Aber als Bayern-Trainer darf man sich vor allem national nicht nach dem Gegner richten, sondern seine eigenen Stärken in den Vordergrund rücken.

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4-2-3-1 ist das beste System für Bayern

Bayern steht seit Jahren für ein klares und erfolgreiches 4-2-3-1 - und das sollte man befolgen. Das waren Robben, Ribery, Lewandowski und hinten außen Lahm und Alaba. Es ist in Ordnung, wenn Nagelsmann Kleinigkeiten ändern will. Aber aktuell muss man sagen, dass darunter die Defensivleistung gelitten hat.

Auch wenn man bei Bayern nie Entschuldigungen suchen sollte, darf man natürlich nicht vergessen, dass ihnen vor allem Alphonso Davies und seine Geschwindigkeit auf dem Flügel fehlen. Genauso wie Leon Goretzka. Er ist von den aktuellen Spielern nicht zu ersetzen. Und obwohl Sven Ulreich das sehr gut macht bisher und auch gegen Leverkusen super gehalten hat, ist es doch etwas anderes, wenn der beste Torwart der Welt im Kasten steht.

Keine klare Linie bei Vertragsverhandlungen

Bei Vertragsverhandlungen herrscht an der Säbener Straße momentan keine klare Linie. Das war zu Hoeneß-Zeiten anders. Der hätte gesagt: morgen kann Lewandowski einen Dreijahres-Vertrag unterschreiben und fertig. Die jetzige Klub-Führung ist nicht deutlich genug. Diese Diskussionen und Fragen, mit denen sich Robert jetzt konfrontiert sieht, sorgen für Unruhe. Die Personalie Haaland wird Diskussionen, Lewandowski wird von den Medien sowie privat darauf angesprochen und er weiß momentan nicht so richtig, woran er ist.

Es wäre schön und wichtig, wenn die drei Musketiere Neuer, Müller und Lewandowski so schnell wie möglich Klarheit für die Zukunft hätten. Dieses Verlängerungs-Paket wird um die 150 Millionen Euro kosten und das muss es dem FC Bayern wert sein. Wenn ihnen Hernandez alles in allem ungefähr 200 Millionen wert war, dann sollten es diese drei Weltklassespieler erst recht sein. Denn sie sind der Grund und das Fundament für den großen Erfolg des Vereins.

Bayern hätte Zakaria kaufen müssen

Zudem ist Niklas Süle jetzt der dritte Defensiv-Spieler, der in kürzester Zeit den Klub ablösefrei verlässt. Ich kann weiterhin nicht verstehen, wieso man um diesen Abwehrchef nicht wirklich gekämpft hat. Zuverlässig in der Kabine, höchst angesehen und zusammen mit Kimmich, Goretzka, Gnabry, Sane Teil einer "Clique", die eine neue Ära bei Bayern und im DFB-Trikot prägen soll. Vor allem wenn Spieler wie Neuer oder Müller aufhören, sind es genau diese Spieler, die für den FC Bayern stehen. Man hätte Süle aus so vielen Gründen behalten müssen.

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Und wenn es stimmt, dass eine Verpflichtung von Denis Zakaria an einer Ablöse von fünf Millionen Euro gescheitert ist, dann fehlt mir jedes Verständnis. So einen großartigen Spieler, der auf der Sechs, der Acht oder in der Dreierkette agieren kann, hätten man kaufen müssen. Der hätte der Mannschaft viel mehr geholfen als Sarr, Roca und Sabitzer, die alle drei keine Verstärkung sind.

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