Lothar Matthäus Kolumne über BVB mit Brandt, Bayern mit Nübel und Real mit Alonso

Lothar Matthäus schreibt in seiner Kolumne über die Kritik von Julian Brandt am BVB-Spielstil beim jüngsten Sieg über die TSG Hoffenheim und zieht ein Zwischenfazit zur bisherigen Dortmund-Saison.

Von Lothar Matthäus, Sky Fußballexperte

Image: Die Kolumne von Sky Sport Experte Lothar Matthäus.

Der Sky Sport Experte äußert sich zudem zur Zukunft von Alexander Nübel beim FC Bayern München und zu Xabi Alonso mit seinen etwas kriselnden Stars von Real Madrid.

Anscheinend hat Niko Kovac Recht, weil er den BVB vor zehn Monaten übernommen und noch in die Champions League geführt hat. Zudem stehen die Dortmunder jetzt in der Bundesliga mit einer guten Punkteausbeute auf Tabellenplatz drei, in der Königsklasse performen sie auch ganz gut, im DFB-Pokal sind sie meiner Meinung nach unglücklich ausgeschieden. Deswegen hat der Trainer Recht und nicht Julian Brandt.

Im Endeffekt spielt nicht nur Brandt, sondern auch andere Akteure, die vielleicht nicht die spielerischen Qualitäten besitzen wie ein Brandt, der sicherlich zu den technisch besten Spielern gehört. Wenn Niko Kovac wie Barcelona spielen lassen wollen würde, dann bräuchte er die Spieler wie in Barcelona. Diese hat man in Dortmund einfach nicht.

Grundsätzlich kann jeder Spieler seine Meinung haben und vertreten. Wir wollen ja erwachsene Spieler haben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass seine Worte eine Kritik an Kovac waren. Natürlich hat jeder Spieler seinen ganz eigenen Wunsch. Man muss in Dortmund die Balance finden. Und ich glaube, da ist Niko Kovac auf einem sehr guten Weg.

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Man steht nicht umsonst in der Liga auf Platz drei und in der Königsklasse auf Platz sechs. Vor allem schießen die Schwarz-Gelben auch viele Tore. Das Ausscheiden im Pokal ausgeklammert, haben die Dortmunder bislang ihre Ziele erreicht, die sie sich für diese Saison gesetzt hatten. Dann gibt es eben diese ergebnisorientierte Spielweise. Das andere kommt. Die Leistung des BVB haut mich nicht immer vom Hocker, das konnte man nach der letzten Saison auch nicht erwarten. Da ist aber etwas zusammengewachsen und man sollte es weiter zusammenwachsen lassen. Das bedeutet, dass man einfach Schritt für Schritt geht, um da hinzukommen, wo man hinkommen möchte.

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Urbig hat die Nase vor Nübel

Die nächsten Schritte will auch Alexander Nübel gehen. Insgesamt spielt er beim VfB Stuttgart bislang keine überragende Saison. Und der FC Bayern München hat auf der Torwart-Position für die Zukunft einige Optionen. Da wäre zunächst einmal eine Verlängerung mit Manuel Neuer. Ich persönlich denke, dass sich die Parteien an einen Tisch zusammensetzen und vielleicht ein anderes Ergebnis erzielen werden als bei Thomas Müller. Er ist nach wie vor ein Torhüter, das hat Bayern in den letzten Monaten immer wieder betont, auf den man zählt, der noch immer eine gewisse Reaktionszeit hat, der Erfahrung hat, der nach wie vor den Unterschied machen kann. Ich könnte mir zum heutigen Zeitpunkt vorstellen, wenn nichts Gravierendes passiert, dass Manuel Neuer noch ein Jahr verlängert.

Dann hätte sich die Stammtorhüter-Position sowieso erledigt. Denn: Solange Neuer bei Bayern München spielt, wird Nübel dort nicht spielen. Und durch die Verpflichtung von Jonas Urbig hat sich die Situation meiner Meinung nach für Nübel nicht verbessert. Man baut auf Urbig. Er bekommt seine Spiele, die Nübel vor vier oder fünf Jahren nicht bekommen hat. Da war Neuer auch ein bisschen jünger - vielleicht auch bisschen mehr darauf aus, dass er jedes Spiel macht. Jetzt nimmt er sich die Auszeiten, weil er merkt, dass sein Körper und sein Kopf die ein oder andere brauchen. Bayern zeigt auf der anderen Seite auch, dass Urbig nicht nur ein Spieler ist, der in der ersten Pokal-Runde gegen einen Amateurverein spielt, sondern auch beim Tabellenfünften VfB Stuttgart in der Bundesliga spielt. Das ist ein Ausrufezeichen!

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Urbig ist auch noch sieben Jahre jünger als Nübel. Da sprechen viele Faktoren für Urbig, der das seit einem Jahr wirklich gut macht. Zudem kennt er die Abläufe, er kennt den Trainer, Nübel kennt den Trainer nicht. Bis auf einen Fehler gegen Union Berlin hat er sich so präsentiert, dass er sich bald in den großen Fußstapfen von Neuer wagen kann.

Nübel ist seit fast fünf Jahren verliehen. Diese Geschichte ist für mich nicht stabil genug, dass man Vertrauen hat zu Nübel. Es ist ein Problemfall. Er ist damals zwar ablösefrei gekommen, hat aber einen gut dotierten Vertrag. Er muss einen Verein finden und er kostet Ablöse. Und er wird sicherlich nicht wenig Ablöse kosten. Bayern wird ihn nicht umsonst hergeben. Es gibt drei Möglichkeiten:

  1. Er kehrt nach München zurück - daran glaube ich eher weniger.
  2. Eine weitere Leihe - dann müsste Bayern weiter Gehalt übernehmen.
  3. Man einigt sich auf ein Ende mit einer Abfindung - und Nübel hat einen neuen Verein in Sicht.

Zu den möglichen Kandidaten zählt sicherlich Stuttgart. Dort verdient allerdings kein Spieler so wie Nübel bei Bayern. Kein Angelo Stiller, kein Deniz Undav und hat auch kein Nick Woltemade - und hätte er auch nicht, wenn er geblieben wäre. Der VfB würde sein Gehaltsgefüge nicht sprengen wollen. Deshalb könnte ich mir Nübel auch gut in der Premier League vorstellen. Dort werden immer gute Torhüter gesucht - und solch einer ist Nübel.

Alonso passt zu Real Madrid

Ein guter Trainer ist indes Xabi Alonso. Er ist ein anderer Trainer als Carlo Ancelotti. Der Italiener war eher ein Vater, der seinen Spielern mehr Freiheiten gegeben hat - vor allem auf dem Platz. Alonso, das wusste man aber vorher, legt auf Kleinigkeiten Wert wie Disziplin, Pünktlichkeit und Organisation auf dem Platz. Unter Ancelotti hat Real Madrid eher auf die individuelle Qualität seiner Spieler gesetzt. Alonso räumt ihnen weiterhin die Freiheiten ein, gibt den Stars aber mehr mit auf den Platz. Damit kommen ein Jude Bellingham oder Vinicius vielleicht nicht so zurecht.

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Für Alonso steht eben nicht der Spieler im Mittelpunkt, sondern das Team. Das hat in Leverkusen gut funktioniert. Dort hatte ein Florian Wirtz durchaus seine Freiheiten. Alonso hat aber eben in der Rückwärtsbewegung von seinen Spielern erwartet, dass alle mitmachen. Wenn das einem Spieler nicht passt, dann hat er es beim Trainer schwer.

Man muss sich hinterfragen, man muss offen sprechen, man muss miteinander reden. Am Ende hat aber der Trainer das Sagen, wie das Team spielt und wer aufläuft. Und ich bin überzeugt davon, dass Alonso zu Real Madrid passt, aber eben auf seine Art.

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