Sky Experte Lothar Matthäus ordnet in seiner Kolumne "So sehe ich das" einen möglichen Bayern-Abschied von Sebastian Rudy ein. Zudem blickt er auf den BVB und Schalke.
Erstes Pflichtspiel, erstes eindrucksvolles Statement des FC Bayern! Im Supercup habe ich einen überzeugenden und dominanten FC Bayern gesehen. Die Münchner haben eine brutale Qualität und Geschwindigkeit an den Tag gelegt, sowie mit viel Selbstvertrauen überzeugt. Das muss dem Rest der Bundesliga Angst machen!
Die Positionen beim FC Bayern sind hochklassig doppelt besetzt. Kein Spieler darf sich ausruhen - der Konkurrenzkampf ist groß. Damit dies so bleibt hoffe ich, dass die Liga den FC Bayern bis zum 34. Spieltag jagt, um den Meister eine ganze Saison lang zu fordern. Die Spannung muss aufrecht erhalten bleiben für die UEFA Champions League. Das hatte in den letzten Jahren gefehlt.
Boateng sollte sich auf den Fußball konzentrieren
Auch Robert Lewandowski hat zu seiner alten Form wieder zurückgefunden. Der Angreifer war gegen die Eintracht fleißig und gnadenlos effektiv. Niko Kovac hat alles unter Kontrolle: Selbst Arjen Robben nahm seine Auswechslung mit einem Handschlag hin. Die Spieler wissen und haben jetzt schon verinnerlicht, was Niko Kovac verlangt: Hingabe, Leidenschaft und über die Grenzen hinausgehen.
Dieser Eigenschaften muss sich auch wieder Jerome Boateng bewusst werden. Kein Zweifel, ein gesunder Boateng ist ein wichtiger Spieler für Niko Kovac. Aber zuletzt hat er weder bei Bayern noch in der Nationalmannschaft seine Leistung gezeigt. Boateng war auf zu vielen Hochzeiten gleichzeitig unterwegs. Er sollte sich auf den Fußball konzentrieren.
Süle harte Konkurrenz für Boateng
Der Kopf muss frei sein. Das muss Boateng jetzt verstehen, wenn er in den nächsten Jahren bei Bayern spielen will. Ein Wechsel zu Manchester United oder Paris St. Germain hat nicht geklappt. Jetzt muss er Gas geben, sonst wird im nächsten Jahr kein großer Klub mehr anfragen. Seinen Traum noch einmal im Ausland zu spielen, kann er sich nur selbst erfüllen, wenn er Top-Leistungen bringt.
Und die Konkurrenz ist groß. Niklas Süle hat nicht nur erst im Supercup gezeigt, zu was er im Stande ist. Sicherheit. Schnelligkeit. Zweikampfstärke. Alles stellte Süle gegen Frankfurt eindrucksvoll unter Beweis. Ein Stammplatz für Boateng ist für mich kein Selbstläufer.
Rudy-Transfer wäre ein großer Fehler
Auf der Sechser-Position wird über einen Transfer von Sebastian Rudy zu RB Leipzig spekuliert. Aus meiner Sicht wäre es ein großer Fehler, Rudy ziehen zu lassen. Ich sehe neben Javi Martinez nur noch einen echten Sechser im Bayern-Kader - und das ist jener Sebastian Rudy.
Falls der Spanier mal ausfallen sollte oder eine Pause benötigt, hätten die Bayern keinen gleichwertigen Ersatz zur Stelle. Mit Leon Goretzka, Corentin Tolisso, Joshua Kimmich oder auch David Alaba können sicherlich mehrere Spieler die Position bekleiden, aber das wäre für mich nur "gemauschelt". Wenn der Gegner dann das Kaliber von Real Madrid oder Barcelona hat, sehe ich es als Risiko an, ohne einen echten Sechser zu spielen.
Bürki ist kein Top-Torhüter beim BVB
Borussia Dortmund ist nicht perfekt aufgestellt. Axel Witsel ist allerdings ein Top-Transfer: Er ist ein echter Leader, besitzt große Erfahrung und hat eine gute Ausstrahlung. In der Offensive hat die Borussia zwar eine hohe Geschwindigkeit zu bieten. Allerdings: Der BVB sucht weiter nach einer Nummer neun.
Mir fehlt außerdem noch der Weltklasse-Torhüter. Roman Bürki hat in den letzten zwei Jahren sowohl in der Bundesliga, als auch in der Champions League viele Fehler gemacht und dem BVB einige Punkte gekostet. Wenn man zu den besten zehn Mannschaften in Europa zählen möchte, braucht man auch einen Top-Torwart und den hat Dortmund nicht.
Ich glaube dennoch, dass der BVB wieder um die Königsklasse mitspielen kann, obwohl die Schwarzgelben auch extrem von Marco Reus abhängig sind. Von Trainer Lucien Favre halte ich sehr viel: Favre legt immensen Wert auf Disziplin, hat klare Vorstellungen und macht klare Ansagen - das wird Dortmund helfen.
Kehrer-Wechsel ist ein Top-Transfer
Dem FC Schalke kann ich für den Transfer von Thilo Kehrer nach Paris nur gratulieren. Bei diesem Angebot von knapp 40 Millionen Euro konnten die Schalker nicht nein sagen. Ehrlich gesagt: Ich habe ihn auch nicht in der Stammelf gesehen. Er ist ein guter Spieler, der flexibel einsetzbar ist. Aber eben auch "nur" ein guter Spieler. Da mussten die Schalker nicht lange nachdenken.