Er ist das Gesicht des aktuellen Aufschwungs bei Manchester United: Marcus Rashford kickt sich nach seinem Karriere-Knick wieder in die Spur - und will im Manchester-Derby gegen City (Sa., 13.30 Uhr live auf Sky) seine Serie fortsetzen.
Im EM-Finale gegen Italien 2021 wurde er extra fürs Elfmeterschießen eingewechselt, doch es folgte ein Drama: Rashford verschoss, England verlor und der United-Stürmer wurde zur Zielscheibe von rassistischen Anfeindungen und Morddrohungen. Es war zugleich der Anfang eines großen Karriere-Knicks für den Stürmer.
Rashford: "Oft nicht in der richtigen Verfassung"
Rashford, der einst im Februar 2016 sein Debüt gegen Arsenal direkt mit einem Doppelpack gekrönt hatte, zum Stammspieler avancierte und in drei Spielzeiten eine zweistellige Anzahl an Toren in der Premier League erzielt hatte, geriet nach der Finalniederlage 2021 in seine größte Formkrise.
Es folgte eine komplette Horror-Saison für den Angreifer: Wegen einer Schulterverletzung verpasste er den Saisonstart, kam anschließend nur auf wenige Einsatzminuten. Als Teammanager Ole Gunnar Solksjaer Ende November seine Koffer packen musste, stellte Interimslösung Michael Carrick Rashford zwar wieder in die Startelf, doch seine Leistungen blieben so unscheinbar wie durchwachsen - und ohne Treffer. "In der letzten Saison war ich zu oft nicht in der richtigen Verfassung für die Spiele", ließ der Engländer seine katastrophale Saison bei Sky Sports Revue passieren.
Nach EM-Final-Drama: Rashford mit mentalen Problemen
Unter Ralf Rangnick stimmte seine Verfassung ebenfalls nicht, Rashford beendete die Saison mit gerade einmal fünf Toren in 32 Pflichtspielen, ein absoluter Tiefstwert. Selbst in seiner Debütsaison 2016 hatte er mit 18 Jahren drei Tore mehr erzielt, obwohl er weniger Spiele absolviert hatte. Seine Einsatzminuten in der Saison 21/22 im Vergleich zur Vorsaison: mehr als halbiert.
Die Schmach aus dem EM-Finale vergessen zu machen, fiel Rashford schwer: "Ich hatte zweitweise mit eher mentalen Dingen zu kämpfen", meinte der 25-Jährige rückblickend. Sein neuer Trainer Erik ten Hag schien genau diese Schwachstelle bei seinem Schützling erkannt zu haben und stabilisierte den United-Stürmer wieder. Diese "mentale Stabilität" habe Rashford für den Erfolg gebraucht, so ten Hag.
Rashford mit bester Torquote unter ten Hag
Seine Torquote in der aktuellen Saison ist so überragend wie noch nie: 15 Tore in 25 Pflichtspielen bedeuten rund alle 140 Minuten ein Tor - unter keinem anderen Trainer hatte Rashford eine bessere Quote. Außerdem traf er in den letzten acht aufeinanderfolgenden Heimspielen - zuletzt gelang das Wayne Rooney 2010.
"Wir haben eine ganz andere Version von ihm als die, die wir bei der Europameisterschaft im letzten Sommer hatten", meinte auch sein Nationaltrainer Gareth Southgate während der Weltmeisterschaft in Katar über Rashford. Im März des letzten Jahres war er nicht einmal mehr für die Länderspiele nominiert worden, dank seines Leistungs-Kicks unter ten Hag wurde er bei der WM wieder zum wichtigen Faktor für die Three Lions und steuerte drei WM-Treffer bei.
Seit dem Restart nach der WM traf er in jedem Spiel für Manchester United, trotz Aussetzer kurz vor Jahreswechsel: Weil er eine Team-Besprechung verschlafen hatte, setzte ihn ten Hag gegen Wolverhampton auf die Bank, doch statt eine beleidigte Show im CR7-Stil abzuziehen, akzeptierte er die Strafe reumütig - und gab seine Antwort auf dem Platz. Zur Halbzeit wurde Rashford eingewechselt und schoss in der 76. Minute den 1:0-Siegtreffer für die Red Devils.
Rashford: "Es herrscht eine ganz andere Energie"
Die Akzeptanz von Strafen und Regeln, die unter ten Hag durchgesetzt werden, sie sorgen für eine positive Stimmung in der Mannschaft. "Es herrscht eine ganz andere Energie im Verein und auf dem Trainingsplatz", findet auch Rashford.
Alle sechs Spiele nach dem Restart Ende Dezember gewann United, in allen sechs traf Rashford. Diese Energie sollen auch die Citizens im Manchester-Derby am Samstag (13:30 Uhr live auf Sky) zu spüren bekommen. Am besten mit einem Marcus Rashford in Top-Form.
"Ich denke er ist mit seiner Schnelligkeit, seinen Dribblings und seiner Direktheit nicht zu stoppen", meinte ten Hag über seinen Schützling. Es wird also keine leichte Aufgabe für Manchester City, ein siebtes Spiel in Folge mit Rashford-Treffer zu verhindern. Der 25-Jährige hat sich in dieser Saison aus seinem größten Karriere-Knick befreit - und wird sicher auch gegen City im Derby alles dafür tun, seine Tor-Serie aufrecht zu erhalten.