Rekordnationalspieler und Sky Experte Lothar Matthäus analysiert jede Woche exklusiv in seiner neuen Kolumne "So sehe ich das" aktuelle Themen aus der Bundesliga und der Fußballwelt auf skysport.de. Dieses Mal dreht sich alles um die mögliche Auferstehung des Hamburger SV.
Seit er in Hamburg die Mannschaft übernommen hat, geht es nur noch um eines. Um Fußball. Es ist Ruhe eingekehrt, eine klare Linie ist erkennbar und alles, was vom Wesentlichen abgelenkt hat, spielt keine Rolle mehr. Seit die Nebengeräusche verstummt sind, und Titz der Mannschaft eine fußballerische Idee vermittelt hat, geht es aufwärts.
Wenn bei einem Verein der Fußball im Mittelpunkt steht, dann hat das meistens auch positive Ergebnisse zur Folge. Bestes Beispiel ist aktuell der Hamburger Sportverein. Seit Wochen ist dort Ruhe eingekehrt. Auf der einen Seite ist mit Bernd Hoffmann ein neuer starker Mann an der Spitze, der selbst schon für großen Erfolg in der Vergangenheit beim HSV gesorgt hat und ein Trainer, der anerkannt wird und seine Vorstellungen und seine Philosophie ganz klar durchgesetzt hat.
Titz hat bei Papadopoulos ein Zeichen gesetzt
Aufgrund der letzten Wochen, muss ich sagen, dass das Wunder beim HSV wieder möglich ist. Titz hat einigen jungen Spielern, die ihn aus der U23 kennen, das Vertrauen geschenkt und ihnen gleichzeitig die Angst vor dem Versagen im Abstiegskampf genommen. Das hat er wirklich großartig hinbekommen. Titz hat von Beginn an klare Grenzen gezogen und gestandenen Spielern wie Papadopoulos, mit einem Platz auf der Bank signalisiert, dass es nur um den Erfolg der Mannschaft geht.
Alle haben unter Titz sehr schnell verstanden, dass es im Grunde nichts mehr zu verlieren, aber sehr viel zu gewinnen gibt. Mit seiner auf Ballbesitz ausgerichteten und offensiven Spielweise, kreiert das Team im Gegensatz zu einigen Vorgängern nun Chancen, schießt Tore und hat so zu recht von Woche zu Woche mehr Selbstvertrauen in die eigene Stärke.
Titz hat jetzt schon bewiesen, dass er perfekt zu dieser Mannschaft und diesem Klub passt. Unabhängig davon, ob der HSV die Klasse hält, würde ich mit diesem Coach verlängern und den Weg weiter mit ihm gehen. Die Spieler glauben und vertrauen ihm - und die Art wie er Fußball spielen lässt, ist endlich wieder so, wie man sich das von einem großen Klub wie dem HSV vorstellt. Ballbesitz, hoch stehen, selbstbewusst, den Weg nach vorne suchen, agieren und nicht nur abwarten und reagieren.
Neune Tore in sechs Spielen für den HSV
Unter dem neuen Trainer haben die Hamburger neun Tore in sechs Spielen geschossen. Davor in 26 Partien nur 18 Treffer. Das Wunder ist möglich, aber ich denke, dass sie dafür sowohl in Frankfurt als auch am letzten Spieltag gegen Gladbach gewinnen müssen. Frankfurt macht aktuell eine verunsicherten Eindruck und Gladbach spielt extrem inkonstant. Keine leichte aber auch keine unmögliche Aufgabe für Titz und sein Team.
Das Einzige was noch für den Konkurrenten aus Wolfsburg spricht, sind die zwei Punkte Vorsprung, die sie haben. Alles andere spricht für Hamburg. Beide Klubs haben so gut wie alles falsch gemacht in dieser Saison. Die Hamburger haben aber im letzten Augenblick für Ruhe und Geschlossenheit gesorgt. Die Wolfsburger hingegen werfen drei Spieltage vor Schluss den Manager raus und haben nun noch mehr schlechte Stimmung im Verein als ohnehin schon.
Und eines ist für mich ganz klar: Die bereits abgestiegenen Kölner werden am letzten Spieltag in Wolfsburgs niemals das Spiel herschenken. Dafür haben diese Mannschaft, dieser Klub und die FC-Fans zu viel Anstand und Stolz. Sie werden sich ordentlich aus der Liga verabschieden. Noch ein Vorteil für den HSV.