Nach einer äußerst enttäuschenden vergangenen Saison ist bei Paris St. Germain mit der Zurückhaltung der letzten Jahre auf dem Transfermarkt Schluss. Der Scheichklub rüstet mit nur einem einzigen Ziel auf: Der Champions-League-Pokal soll endlich in die französische Metropole.
Wir schreiben das Jahr 2017: In der Champions League scheiterte Paris St. Germain trotz eines 4:0-Hinspielsieges gegen den FC Barcelona bereits im Achtelfinale, weil das Rückspiel im Camp Nou mit 1:6 (!) verloren geht. Zudem hat die Mannschaft des damaligen Trainers Unai Emery erstmals nach vier Meisterschaften in Folge auch in der Ligue 1 das Nachsehen. Der Titel geht völlig überraschend an die AS Monaco.
Erinnerungen an 2017
Eine Schmach, die Präsident Nasser Al-Khelaifi nicht auf sich sitzen lässt. PSG geht auf Shoppingtour und verpflichtet neben Trophäen-Sammler Dani Alves von Juventus auch Jungstar Kylian Mbappe aus Monaco und Neymar vom FC Barcelona. Allein an Ablösesummen sind rund 400 Millionen Euro für das neue Starduo fällig - ein Preis, den Al-Khelaifi bereit ist zu zahlen, wenn am Ende endlich der ersehnte Champions-League-Triumph herausspringt.
Vier Jahre sind seitdem vergangen, doch auf den Henkelpott wartet der 47-Jährige noch immer. Im Jahr 2020 war PSG aber immerhin ganz nah dran. Erst im Finale unterlagen Neymar & Co. mit 0:1 gegen den FC Bayern. In der gerade erst abgelaufenen Saison ein Rückschritt. Nach der Entlassung von Trainer Thomas Tuchel revanchierte man sich zwar im Achtelfinale für die Schmach von 2017 und warf Barca aus dem Wettbewerb und setzte sich eine Runde später in zwei umkämpften Partien sogar gegen den Titelverteidiger aus München durch.
PSG verpasst sensationell die Meisterschaft
Im Halbfinale war Manchester City dann aber eine Nummer zu groß. Mindestens genauso schlimm wie das abermalige Scheitern in der CL: Wie vor vier Jahren wurde man in der heimischen Liga von einem krassen Außenseiter düpiert, denn OSC Lille gewann sensationell mit einem Punkt vor Paris die französische Meisterschaft.
Und wie reagiert Al-Khelaifi? Ähnlich wie 2017, denn der mächtige Geschäftsmann aus Katar kündigte eine erneute Transferoffensive an. "Dieser Transfersommer wird aktiver sein als die vorigen. Wir werden dabei sein, wir haben Ziele für diesen Sommer", erklärte der PSG-Boss in der L'Equipe und betonte gleichzeitig, dass man "große Verpflichtungen" plane.
Statement mit Neymar-Deal
Ein erstes Statement setzte Paris bereits Anfang Mai, als es gelang Superstar Neymar von einem Verbleib in Frankreich zu überzeugen. Der Brasilianer unterschrieb ein neues Arbeitspapier bis 2026. Offiziell wurde der Deal zwar nur bis 2025 verkündet, aber das lag lediglich daran, dass ein Vertrag nicht länger als fünf Jahre laufen darf. Bis Juni 2026 wären aber fünf Jahre und einen Monat gewesen - ab Sommer 2022 läuft der Vertrag dann auch offiziell bis 2026.
Gehaltseinbußen musste Neymar dabei trotz Corona nicht hinnehmen. Dies würde auch für Mbappe gelten, mit dem die Pariser weiter in Gesprächen über eine Ausdehnung des bis 2022 laufenden Arbeitspapiers sind. Klar ist jedoch mittlerweile, dass Al-Khelaifi den Weltmeister auf keinen Fall verkaufen wird: "Ich habe es klar im Kopf. Kylian Mbappe wird weiter in Paris spielen. Wir werden ihn nie verkaufen, er wird keine Freigabe erhalten", so der Präsident im Interview mit der L'Equipe deutlich.
Mbappe soll auf jeden Fall bleiben
Paris geht also das Risiko ein, den pfeilschnellen Ausnahmekönner im nächsten Sommer ablösefrei zu verlieren, aber das ist Al-Khelaifi augenscheinlich egal. Es geht einzig und allein um den Henkelpott, wie er bekräftigt: "Fragen Sie jeden Spieler, was wir in der nächsten Saison anstreben und er wird Ihnen sagen: den Gewinn der Champions League. Das ist jedes Jahr unser Ziel, wir werden es nicht verstecken."
Die vergangenen Jahre haben jedoch gezeigt, dass Neymar und Mbappe alleine nicht reichen, um die Königsklasse zu gewinnen und daher macht Al-Khelaifi diesen Sommer die Geldschatulle auf. Trainer Mauricio Pochettino sollen sämtliche Wünsche erfüllt werden, um letzte Schwächen im Pariser Luxus-Kader zu beseitigen.
Der erste Wunschtransfer des Argentiniers war Georginio Wijnaldum, der seinen Vertrag beim FC Liverpool nicht verlängerte und eine neue Herausforderung suchte. Problem: Barcelona und vor allem Trainer Ronaldo Koeman baggerten bereits seit Monaten am Niederländer und alle Parteien waren sich im Grunde handelseinig. Das bestätigte sogar Wijnaldum selbst, als er zuletzt erklärte:
Doppelt so viel Gehalt für Wijandlum als bei Barcelona
"Ich dachte, dass ich nach Barcelona gehe, denn sie waren lange der einzige Interessent." PSG funkte im letzten Moment aber noch dazwischen und überzeugte den 30-Jährigen vor allem auch damit, dass man ihm einfach das doppelte Gehalt (!) anbot. Die spanische Marca sprach in diesem Zusammenhang sogar von "Transfer-Terror". An der Seine soll der Niederländer in den kommenden drei Jahren rund zehn Millionen Euro netto pro Spielzeit einheimsen.
Doch Wijandlum war erst der Anfang: Laut Sky Informationen steht auch der italienische Nationaltorhüter Gianluigi Donnarumma kurz vor einem Wechsel vom AC Milan zu PSG. Der 22-Jährige soll sogar rund zwölf Millionen pro Jahr bekommen und einen Fünfjahresvertrag bis 2026 unterschreiben. Damit stachen die Franzosen nicht nur Milan aus, die gerne verlängert hätten, sondern auch andere Topklubs wie Juventus, Barcelona oder Manchester United, die sich zwischendurch um den Youngster bemüht hatten.
Auch Donnarumma und Hakimi sollen kommen
Sobald der Donnarumma-Deal fixiert ist, wird Sportdirektor Leonardo auch noch versuchen, Ex-BVB-Star Achraf Hakimi von Inter Mailand zu verpflichten. Die Nerazzurri sind bereit, die torgefählichen Außenverteidiger gegen eine Ablöse von rund 80 Millionen Euro ziehen zu lassen. Aktuell bietet PSG 60 Millionen und auch der FC Chelsea ist noch im Rennen. PSG bleibt aber weiter Favorit beim Marokkaner und eine Einigung gilt als wahrscheinlich.
Doch auch nach einem möglichen Hakimi-Deal könnte die Shoppingtour noch weitergehen. Objekte der Begierde: Keine Geringeren als Lionel Messi oder Cristiano Ronaldo. Beim Barca-Superstar macht Al-Khelaifi kein Geheimnis aus dem Interesse: "Ich habe dem Präsidenten von Barça gesagt: Messi ist am Ende seines Vertrages, alle Vereine haben das Recht, mit ihm zu reden und ihn für die nächste Saison zu verpflichten", so der PSG-Boss in der L'Equipe.
Und weiter: "Was ich euch sagen kann und ihr könnt mir glauben, ist, dass all die großartigen Spieler zu PSG kommen wollen. Es ist nicht möglich, alle zu holen, zumal wir bereits einige großartige Spieler haben. Aber Messi ist Messi, ein fantastischer Spieler."
Zum Durchklicken: Die fixen Top-Sommertransfers 2021/22
Zwar wird La Pulga wahrscheinlich in Barcelona bleiben, aber das Lob von Al-Khelaifi trifft auch auf dessen Dauerrivalen CR7 zu, der Juventus trotz eines Vertrags bis 2022 vielleicht verlassen könnte. Zwar traf der Portugiese in 33 Partien in der Serie A stolze 29 Mal, ist aber nicht mehr unumstritten. Im letzten Spiel, als die alte Dame gerade noch die Qualifikation für die Champions League perfekt machte, saß Ronaldo 90 Minuten auf der Bank.
Angeblich soll Juve bereit sein, den 36-Jährigen für lediglich 30 Millionen Euro Ablöse ziehen lassen, da man den Großverdiener von der Gehaltsliste bekommen möchte. Die spanische As berichtete vor kurzem, dass PSG die Spielerseite bereits kontaktiert habe, um ein Interesse abzuklopfen. Die Zeitung meldet zudem, dass Mauro Icardi im Umkehrschluss von Paris nach Turin gehen könnte.
Was läuft mit CR7?
Ronaldo selbst lassen die Transferspekulationen kalt, ein Bekenntnis zu seinem Arbeitgeber wollte er auf der Pressekonferenz Portugals vor dem ersten EM-Spiel gegen Ungarn aber auch nicht abgeben: "Ich spiele seit Jahren auf höchstem Niveau, das beeinflusst mich nicht. Vielleicht hätte ich im Alter von 18 oder 19 Jahren schlaflose Nächte. Aber ich bin 36. Was auch immer kommt, es wird die beste Lösung sein. Ob das nun ein Verbleib bei Juve oder ein Transfer ist."
Bei einem Wechsel gibt es für Sky Experte Lothar Matthäus nur eine Option: "Nachdem Ronaldo bereits in England, Spanien und Italien gespielt hat und für deutsche Vereine zu teuer ist, würde ich ihm raten: Geh nach Paris! PSG ist zahlungskräftig, hat einen glamourösen Kader. Neymar, Mbappe, Ronaldo? Das klingt bei jedem Fußball-Fan toll in den Ohren", so der Rekordnationalspieler bei Sport Bild.
Neymar macht sich für Ronaldo stark
Neymar jedenfalls machte sich bereits öffentlich für einen Wechsel des Superstars stark: "Ich habe schon mit großartigen Spielern wie Lionel Messi oder Kylian Mbappe zusammengespielt, aber noch nie mit Cristiano Ronaldo", so der Brasilianer im Interview mit der französischen GQ.
Ob sich dies noch ändert, werden die kommenden Monate zeigen. Klar scheint nur, dass Paris - wie schon 2017 - wohl noch einige Male mit den Muskeln spielen wird, um endlich den Henkelpott zu holen. Koste es, was es wolle.