Das DFB-Team steht vor dem zweiten Gruppenspiel gegen Schweden (19:45 Uhr live auf Sky Sport UHD und im Liveblog) mit dem Rücken zur Wand. Aufgrund der 0:1-Auftaktniederlage gegen Mexiko ist die Truppe von Bundestrainer Joachim Löw quasi zum Siegen verdammt. Dies dürfte allerdings kein leichtes Unterfangen werden. Sky Sport sagt warum.
Die deutsche Nationalmannschaft war in den vergangenen Tagen mit der Aufarbeitung der Pleite gegen Mexiko beschäftigt. Die erste Turnier-Auftaktniederlage unter Löw hinterließ nicht nur Fragezeichen in der taktischen Ausrichtung, sondern dürfte auch mental alles andere als förderlich gewesen sein.
Konträr erscheint die Situation der Schweden. Die Skandinavier feierten mit dem 1:0-Sieg gegen Südkorea einen gelungenen Turnierauftakt. Gute Stimmung und Selbstbewusstsein sind somit reichlich vorhanden, weshalb der psychologische Vorteil aufseiten der Schweden liegen dürfte.
Stabile Abwehr als Faustpfand
Neben der mentalen Verfassung gilt es aber auch, auf das spielerische Element der Tre Kronors zu blicken. Diese definieren sich vor allem über ihre defensive Stabilität. Mit Kapitän Andreas Granqvist und Pontus Jansson bilden zwei richtige Kanten die Innenverteidigung der Skandinavier.
Körperlich wird es für das DFB-Team schwer werden, sich gegen diese Robustheit durchzusetzen - egal ob mit Mario Gomez ein wuchtiger Angreifer auflaufen wird oder ob Löw es mit dem schnellen, wendigen Werner versucht.
Denn auch die wuseligen Südkoreaner um Tottenham-Star Heung-Min Son taten sich gegen diese Defensiv-Wand schwer und blieben letztlich ohne Torerfolg. Die Viererkette wird durch Rechtsverteidiger Mikael Lustig von Celtic Glasgow ergänzt, der mit dem "Bhoys" in den letzten Jahren ausgiebig internationale Erfahrung in der Champions League sammeln konnte und daher weiß, wie er gegen individuell starke Offensivakteure verteidigen muss.
Forsberg: Dreh- und Angelpunkt
Am anderen Ende des Spielfelds liegt das Hauptaugenmerk klar auf Emil Forsberg. Die Leipziger Offensivkraft ist nach dem Rücktritt von Zlatan Ibrahimovic der fußballerisch stärkste Akteur in den Reihen der Schweden. Auch wenn der 26-Jährige den Großteil seiner Karriere bislang nicht mit Torgefahr glänzte, ist er unheimlich wichtig für die Nordeuropäer. Das Wissen um Forsbergs fußballerische Fähigkeiten sorgt dafür, dass ihn gegnerische Teams doppeln. Dadurch erhalten seine Mitspieler größere Räume, die dann zu Torchancen umgemünzt werden können.
Außerdem besticht Forsberg mit seiner Schnelligkeit - eine Eigenschaft, mit der Löws Truppe bereits gegen Mexiko nicht zurecht kam. Auch gegen das DFB-Team wird der 26-Jährige wieder Dreh- und Angelpunkt des schwedischen Teams sein, zumal er sich auf großer internationaler Bühne präsentieren und sich mit einer guten Leistung bei europäischen Top-Klubs noch stärker ins Gespräch bringen kann.
Berg: Angreifer mit Explosionsgefahr
Einer, der von der Qualität Forsbergs profitieren kann, ist Marcus Berg. Der Angreifer, der den deutschen Fußball-Fans aus seiner Zeit beim Hamburger SV bekannt sein dürfte, bewies zuletzt in der WM-Qualifikation seine Torjäger-Fähigkeiten. Der 31-Jährige kam in neun der zehn Quali-Spiele zum Einsatz, netzte dabei acht Mal und bereitete drei weitere Treffer vor.
Auf Vereinsebene legt der Angreifer ebenfalls starke Zahlen auf. Zwar spielt Berg bei Al-Ain FC in den Vereinigten Arabischen Emiraten in keiner internationalen Top-Liga, doch auf 43 Torbeteiligungen (32 Tore, 11 Assists) muss man es auch erstmal bringen.
Ebenso wie Forsberg blieb auch Berg im ersten Gruppenspiel gegen Südkorea unter seinen Möglichkeiten. Dennoch hat auch der Angreifer das Potential, gegen das DFB-Team zu explodieren und Neuer, Boateng und Co. vor Schwierigkeiten zu stellen.
Schweden: Favoritenschreck und Mentalitätsmonster
Dies haben die Skandinavier schon mehrfach unter Beweis gestellt. In der WM-Quali ließ man Top-Nationen wie Niederlande - immerhin WM-Dritter von 2014 - und Italien (in den Playoffs) hinter sich. Außerdem gelang ein Sieg gegen Frankreich, das bei der WM in Russland zu den Top-Favoriten zählt. Damit erarbeitete sich Schweden den Ruf als Favoritenschreck. "Wir haben mit dieser Mannschaft schon wichtige Spiele gegen große Gegner gewonnen. Wir sind als Team richtig zusammengewachsen", bestätigte Trainer Andersson.
Diese Mentalität haben die Tre Kronors auch schon in der Vergangenheit gezeigt - und das unter anderem gegen Deutschland. In der Qualifikation für die WM 2014 kamen die Schweden in einem legendären Duell nach einem 0:4-Rückstand noch einmal sensationell zurück und erkämpften sich gegen ein völlig desillusioniertes Deutschland ein 4:4.
Einbrüche wie diesen darf sich das DFB-Team heute nicht leisten. Aufmerksame und hochkonzentrierte 90 Minuten werden vonnöten sein, um die Schweden zu schlagen.
Sollte dies nicht der Fall sein, wäre der Traum der Titelverteidigung wohl frühzeitig beendet.