Als Konkurrenz für Salah, Diaz und Co. geholt, enttäuscht Federico Chiesa beim FC Liverpool bisher auf ganzer Linie.
12.11.2024 | 20:29 Uhr
Federico Chiesa kam im Sommer für vergleichsweise kleines Geld nach Liverpool, ist bisher aber noch nicht die erhoffte Verstärkung - im Gegenteil.
Von Jeremy Weitz
In der vergangenen Saison standen mit Mohamed Salah, Cody Gakpo und Luis Diaz nur drei nominelle Flügelspieler im Kader des FC Liverpool. Das Risiko, bei einem Ausfall einzig auf Nachwuchsspieler und Notlösungen zurückgreifen zu können, wollte und konnte der Traditionsverein unter Neu-Coach Arne Slot nicht eingehen. Man musste also im Sommer 2024 auf dem Transfermarkt tätig werden. Die Lösung fand man vermeintlich in Federico Chiesa.
Schließlich war es keine drei Jahre her, dass Chiesa eine der heißesten Aktien im Weltfußball war. Er sorgte nicht nur bei der Euro 2021 für Furore und hatte maßgeblich Anteil am Titelgewinn der Squadra Azzurra. Unter anderem erzielte er den Siegtreffer der Italiener in der Verlängerung im Achtelfinale gegen Österreich. Auch für Juventus scorte er konstant und wurde immer wieder auch mit dem FC Bayern in Verbindung gebracht. Vor allem Karl-Heinz Rummenigge ist großer Fan des dribbelstarken Offensiv-Allrounders.
Im Januar 2022 folgte dann aber der erste große Dämpfer: Beim Auswärtsspiel von Juventus in Rom riss sich der damals 24-Jährige das linke Kreuzband. Nach zehn Monaten kehrte Chiesa zurück auf den Rasen, doch war von da an stetig auf der Suche nach seiner alten Form. Gebremst wurde er dabei auch in regelmäßigen Abständen durch kleinere Verletzungen, die ihn immer wieder aus dem Rhythmus brachten.
Unter dem neuen Trainer Thiago Motta hatte die alte Dame dann im Sommer 2024 keine Verwendung mehr für den Flügelstürmer. Ein Transfer zum FC Barcelona zerschlug sich aufgrund der finanziellen Lage bei den Katalanen und so schlug Liverpool zu verhältnismäßig günstigen Konditionen zu. Nur zwölf Millionen Euro an Ablöse wurde für den Europameister fällig.
Die Bilanz nach knapp drei Monaten ist jedoch ernüchternd: Drei Einsätze, insgesamt lediglich 78 Spielminuten - in Premier League und Champions League sind es sogar nur 19 Minuten - und ein mickriger Assist im Ligapokal. Eine Soforthilfe sieht anders aus.
Seit mehr als einem Monat fehlt der Rechtsaußen sogar gänzlich im Kader. Diese Entwicklung trifft vor allem bei Antonio Cassano auf Unverständnis: "Sagt mir, was zur Hölle da mit Chiesa passiert!", wütet der Ex-Milan-Star im italienischen Podcast Viva el Futbol gegen Liverpool-Coach Slot und die Reds. "Ein Spieler, der bei der EM 2021 einer unserer Besten war, kann jetzt nicht mal zehn Minuten in der Premier League spielen... Er ist meiner Meinung nach der talentierteste Spieler, den wir haben.", so Cassano weiter.
Auf Chiesa angesprochen, kann auch Slot wenig Auskunft über seine aktuelle Verfassung geben: "Federico hat die komplette Vorbereitung verpasst und ist dann in eine Liga gewechselt, in der die Intensität vielleicht höher ist als in der italienischen Liga. Das macht es für ihn schwierig, den Schritt in Richtung der Intensität zu machen, die der Rest der Mannschaft erreicht hat", resümiert der Niederländer.
Auf einen genauen Zeitpunkt für die Kaderrückkehr will sich der Coach nicht festnageln lassen: "Ich möchte mich nicht auf Tage oder Wochen festlegen, denn wir müssen einfach sicherstellen, dass er in bestmöglicher Form ist, und dürfen ihn nicht unter Druck setzen, indem wir Termine nennen", erklärt der Übungsleiter und ergänzt: "Lassen wir ihn erst einmal fit werden."
Ob er dem Tabellenführer der Premier League dann helfen kann, wird sich zeigen. Aktuell ist er auf dem besten Weg vom Schnäppchen zum Flop.
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