Der 100-Prozent-Mann: So tickt Shooting-Star Timo Kastening
20.01.2020 | 12:33 Uhr
Eine Torausbeute von 100 Prozent, Spielwitz und die gewisse Leichtigkeit. Das verkörpert er: Timo Kastening. Sky stellt euch den deutschen Shooting-Star vor.
Als Christian Prokop kurzerhand in der Auszeit seinen Namen vergaß, scherzte Kastening noch, dass er wohl noch etwas wachsen müsse, damit ihn der Bundestrainer besser sieht. Wachsen muss der 24-Jährige jetzt definitiv nicht mehr, denn mit seinen bisherigen Leistungen wird sich Christian Prokop auch so nur zu gut an seinen Namen erinnern können.
Doch wie tickt der deutsche Topshooter? Sky stellt Euch Timo Kastening im Porträt vor.
Aufgewachsen in der Nähe von Hannover, nimmt Handball schon früh eine Rolle im Leben von Timo Kastening ein. Mit seinem Bruder Marius, der als Spielmacher in der 3. Liga für Hannover-Burgwedel aufläuft, spielt er sogar in der Scheune der Eltern. "Ich erkenne in seinem Spiel Tricks, die er über Jahre gelernt hat. Teilweise kommen sie aus der Jugend", so sein älterer Bruder.
Seit der C-Jugend läuft er für die Recken auf und arbeitete sich so von der Jugend bis in die Bundesliga herauf. Ab kommender Saison steht er für die MT Melsungen auf dem Platz. Auf der Rechtsaußen Position trifft er dort auf keinen Unbekannten. Tobias Reichmann und er kennen sich bereits aus der Nationalmannschaft.
Kastening wirkt bodenständig, geerdet. Ein Musterschüler war er jedoch nicht. Vor dem Abitur beschließt er die Schule zu verlassen, macht stattdessen auf Nachdruck seiner Mutter eine Lehre zum Bankkaufmann. Von HSV-Trainer Hecking, der in der Nachbarschaft wohnt, erhielten er und sein Bruder sogar bereits eine Standpauke.
Damals ging es darum, dass sich die Brüder im jungen Alter am Zigarettenrauchen versuchten. Dennoch, diese Zeiten sind vorbei, die Brüder erwachsen.
In der Bundesliga kann er auf eine bislang erfolgreiche Saison mit Hannover zurückblicken. Die Recken stehen auf Tabellenplatz zwei. Außerdem schafft er es, sich in die Top-Ten der besten Torschützen der Liga zu werfen. Mit einer durchweg starken Leistung verdient er sich so den Platz im deutschen Kader, DHB-Dauerbrenner Patrick Groetzki muss zu Hause bleiben. Und Christian Prokop fällt bei der EM-Nominierung sein Name auf Anhieb ein.
Auch den Job des Kabinen-DJs übernimmt er. Und in dieser Aufgabe geht er ebenso auf. Während die Vorrunde noch etwas holprig verlief, spielte er "Vienna calling" von Falco und die Message war klar: Wien ist und bleibt weiterhin das Ziel.
In der ersten Begegnung der Hauptrunde spielte der Blondschopf mit einer Leichtigkeit auf, die man bei den Deutschen in der Vorrunde vermisste. Frech stahl er den Weißrussen ein ums andere Mal den Ball. Seine Tempogegenstöße verwandelte im Anschluss kompromisslos und trug damit maßgeblich zum Sieg der Deutschen bei.
"Der Timo schleicht sich da unten immer von 1,50 Meter irgendwo raus und klaut dann den Ball. Das macht er überragend", Lob von Kapitän Gensheimer zu Kastenings Qualitäten als Balldieb. Doch tatsächlich erarbeitet der 24-Jährige solche Chancen schon im Vorhinein: "Ich schaue mir vor den Spielen Videos der Gegner an und schaue, wie ich am besten den Ball klauen kann."
Außerdem trägt er wie viele Spieler Tape-Verband am Arm, jedoch nicht zur Stabilisierung der Handgelenke, sondern um sich Spielzüge der Gegner zu notieren. So kann er Chancen abschätzen und gegnerische Bälle abfangen.
Am 18. Januar steht den Deutschen das schwerste Spiel der Hauptrunde bevor. Die bislang ungeschlagen Kroaten um Domagoj Duvnjak sind in Topform. Doch auch Kastening ist gut drauf, wie er bereits mehrmals bewies. Für Deutschland ist es wichtig, dass ihr 100-Prozent-Mann auch gegen Kroatien wieder liefert, damit sie die Chance auf einen Einzug ins Halbfinale erhalten.
Und mit etwas Glück schlägt Kastening auch wieder in seiner Rolle als Balldieb zu und schafft es, die Kroaten zu ärgern.