Zum Inhalte wechseln

Handball News: Die Gründe für den Erfolg des SC Magdeburg

Unschlagbar, aber demütig: Die Gründe für den Magdeburger Erfolg

Sie sind derzeit einfach das Maß aller Dinge in der Handball-Bundesliga: Der SC Magdeburg hat durch den Auswärtssieg bei den Füchsen Berlin seinen 18. Erfolg im 18. Pflichtspiel gefeiert. Die Grün-Roten scheinen unschlagbar - und das nicht ohne Grund.

Welch ein Gala-Auftritt des SC Magdeburg! Im Spitzenspiel der Handball-Bundesliga hat die Mannschaft aus Sachsen-Anhalt ihre Vormachtstellung mit einem deutlichen Sieg über die Füchse Berlin unterstrichen. Mit einem nie gefährdeten 33:29 (19:14) hat der Klubweltmeister dem Erzrivalen aus der Hauptstadt eine Lektion erteilt und klar aufgezeigt, wer der Spitzenreiter in der diesjährigen HBL-Saison ist.

Mit 18 Siegen im 18. Pflichtspiel und 22:0 Punkten zeigt das Team von Bennet Wiegert ihren ärgsten Verfolgern, dass sie in dieser Spielzeit eigentlich kaum zu überwinden ist. Der Traum vom ersten Meistertitel seit 2001 lebt, und auch die Champions League wird allmählich greifbar. Wer soll - oder besser gesagt: Wer kann diesen SCM eigentlich bremsen? Sky Experte Pascal Hens hat die Antwort: "Im Moment niemand".

Doch was sind eigentlich die Gründe für die diese beachtliche Erfolgsserie? Sky Sport zeigt euch, warum der Traditionsklub derzeit unschlagbar ist.

Grund 1: Die Breite im Kader

Zahlreiche Topspiele in der HBL, im DHB-Pokal, in der European League und der Auftritt bei der Klubweltmeisterschaft - der Beginn der Saison 21/22 hatte es für den SC Magdeburg wahrlich in sich. Und eigentlich sollte man den Elbstädtern die Strapazen dieser letzten Wochen anmerken. Doch Wiegert kann nach langer Zeit endlich von einem breiten Kader profitieren, der die Belastungen bislang gut wegsteckt.

LIQUI MOLY HBL Saison 2021/22 live auf Sky
LIQUI MOLY HBL Saison 2021/22 live auf Sky

Pass, Sprung und Wurf – auch in dieser Saison bist Du mit Sky in der LIQUI MOLY HBL am Ball! Sky zeigt alle Partien der Handball-Bundesliga live!

"Sie haben keine Verletzten (lediglich Matthias Musche befindet sich im Aufbau), sie können viel durchwechseln und dadurch die Spielanteile gut verteilen. So kann sich jeder auch mal schonen. Philipp Weber saß gegen die Füchse 60 Minuten lang auf der Bank und musste nicht eingesetzt werden. Das ist natürlich ein riesen Vorteil, den sie haben", erklärt Sky Experte Pascal Hens. Wiegert kann also die Einsatzzeiten in den vielen Wettbewerben flexibel variieren, ohne einen Leistungseinbruch zu haben. Das ist aktuell eine absolute Stärke des Bundesligisten!

Für Wiegert sei es eher "Glück, dass der Kader gesund ist". Doch das ist längst nicht die ganze Wahrheit. Denn in Magdeburg entwickelt sich gerade all das, was in den vergangenen Jahren aufgebaut wurde. Die ganz großen Namen spielen woanders. Die Verantwortlichen der Grün-Roten setzen mehr auf Entwicklungsspieler als auf diesen einen Weltklassespieler. Der SCM kauft mit viel Weitblick seine Profis, auch weil Wiegert eine genaue Vision und Überzeugung hat, wie bestimmte Spieler in sein System passen.

Mehr dazu

Das ist natürlich ein riesen Vorteil, den sie haben
Sky Experte Pascal Hens über die Kader-Breite beim SCM

Bei Magdeburg gibt es nicht nur diesen einen Akteur, der die gesamte Partien prägt. Die Leistungsträger variieren und oftmals sind es auch mehrere zusammen: Mal sind die Außenspieler um Tim Hornke oder Lukas Mertens die erfolgreichsten Werfer, mal kommt Rückraumspieler Michael Damgaard groß raus und dann sind es wieder die Torhüter, die überzeugen. Auch die Neuen haben sich nahtlos eingefügt.

Im Team hat jeder Verantwortung - und das ist im Handball ein wertvolles Gut. Sollte mal ein Spieler angeschlagen fehlen, so kann der SCM das innerhalb des Kaders auffangen. In den letzten Jahren war dies eher unmöglich für Wiegert. Des Öfteren hatte der deswegen schlaflose Nächte - wie er damals nie müde wurde zu betonen.

Grund 2: Nicht nur Quantität, sondern auch Qualität

Wie schon eingangs erwähnt, hat Magdeburg nicht nur einen herausragenden Spieler auf der Platte, der immer wieder zu überzeugen weiß. Die Verantwortung und die Tore werden auf mehrere Schultern verteilt, um flexibler zu bleiben. Und so fällt auch die Treffer-Anzahl der Torschützen immer unterschiedlich aus.

Und trotzdem hat Magdeburg auch den ein oder anderen Entscheider im Team, der bei wichtigen Spielen das Zepter übernimmt und letztendlich einen großen Teil zum Sieg beiträgt. Dazu zählen vor allem Damgaard und Omar Ingi Magnusson, auch Neuzugang Magnus Saugstrup entwickelt sich immer mehr Leistungsträger.

Rückraum-Shooter Magnusson kam im Sommer 2020 vom dänischen Klub Aalborg und wurde bereits in seiner ersten Saison mit 274 Treffern zum Torschützenkönig der HBL; auch aktuell führt er die Liste mit 74 Toren an. Kreisläufer Saugstrup, der schon zahlreiche Fans und Experten überzeugen konnte, kam ebenfalls aus Aalborg. Spieler, die bis dahin nicht unbedingt zu den großen Namen zählten, sich aber in Magdeburg immer mehr dahin entwickeln.

Und das ist der Schlüssel zum Erfolg beim SCM - auf Talente aus dem Ausland und der Jugend zu setzen, um diese dann in Magdeburg zum reifen und erfahrenen Profi zu entwickeln. Die wirtschaftliche Lage lässt es nicht zu, den fertigen Weltklassespieler einzukaufen. Bestes Beispiel hierfür ist Spielmacher Philipp Weber, der sich beim SCM entwickelte und nach einigen weiteren Stationen in der Bundesliga nun wieder zu seinen Wurzeln zurückgekehrt ist. In der Nationalmannschaft gilt er als zentraler Punkt für die Mannschaft von Bundestrainer Alfred Gislason. Und auch beim Klubweltmeister hat er sich erfolgreich integrieren können und soll auch in den kommenden Wochen, Monaten und hoffentlich Jahren zur Schlüsselfigur im Magdeburger Angriff werden.

Grund 3: Die sonst so starke Konkurrenz schwächelt

Fünf und sechs Zähler Vorsprung hat der SC Magdeburg auf die Verfolger um Berlin, Kiel und Flensburg. Die in der Vergangenheit übermächtigen Nordklubs machten in dieser Saison eher mit schwachen Partien auf sich aufmerksam. So verlor der amtierende Meister unglücklich beim Aufsteiger TuS N-Lübbecke. Auch Flensburg startete ungewohnt wackelig in die Saison und flog sogar schon aus dem DHB-Pokal raus. Die SG plagen vor allem Verletzungssorgen, zahlreiche Leistungsträger fallen längerfristig aus. In Kiel sorgte zuletzt der Wechsel von Weltstar Sander Sagosen zum neuen Handball-Projekt nach Kolstad für Aufsehen.

Auch die Partie gegen die Füchse Berlin hat gezeigt: Der SCM ist seinen Konkurrenten einen deutlichen Schritt voraus. Das bestätigt auch Sky Experte Hens nach dem Topspiel am Samstag: "Momentan sieht es sehr einseitig aus. Sie sind immer auf den Punkt gut vorbereitet, sie wissen ganz genau um ihre Stärken und wann sie sie auspacken müssen. Ich weiß nicht, welche Mannschaft in der Bundesliga ihnen im Moment das Wasser reichen kann."

Grund 4: Der Trainer

Am 15. Dezember 2015 wurde Bennet Wiegert - auch bekannt als "Benno" zum Cheftrainer des SC Magdeburg befördert. Mit 33 Jahren übernahm das Eigengewächs diesen Posten, obwohl sich der Traditionsklub damals in einer sportlichen Krise befand. Und schnell wusste der gebürtige Magdeburger mit seinen Stärken zu überzeugen: Er schafft es, seine Mannschaft zu Höchstleistungen anzutreiben, durch Krisen zu manövrieren und selbstbewusst daraus hervorzugehen.

Bennet Wiegert als aktiver Spieler beim SC Magdeburg.
Image: Bennet Wiegert als aktiver Spieler beim SC Magdeburg.  © Imago

Doch einen Meistertitel als Trainer konnte er bislang nicht holen - die letzten drei Spielzeiten beendete der SCM stets als Dritter. Kommt nun die Wende? Denn ähnlich wie seine Spieler hat auch Wiegert Zeit gebraucht, um aufzublühen. Er gilt als Handball-Fanatiker, bereitet sein Team genauestens auf die kommenden Aufgaben vor.

Seine Maßnahmen tragen nun langsam, aber sicher Früchte. Sein Name ist mittlerweile nicht nur beim SCM ein ganz Großer. "Benno ist auf dem Weg, einer der begehrtesten und besten Trainer der Welt zu werden", glaubt Geschäftsführer Marc-Henrik Schmedt im Gespräch mit der Bild.

Wiegert gilt als Architekt des Magdeburger Höhenflugs - mit ihm steht und fällt der Erfolg.

Grund 5: Bescheidenheit und Demut

Wenn in Magdeburg bislang eins vermieden wurde, dann das M-Wort. Schon seit einigen Spieltagen gilt der SCM als heißer Kandidat auf die Meisterschaft - das hört der Trainer gar nicht gerne. Doch spätestens nach dem Füchse-Sieg ist für Wiegert das bislang stets vermiedene M-Wort "jetzt ja nicht mehr wegzureden. Natürlich weckt das Erwartungen, auch bei uns", sagte der 39-Jährige am Samstag bei Sky. Fügt aber schnell hinzu, dass Erwartungen im Sport eng verbunden mit Enttäuschungen sein könnten. "Bis zu Platz fünf sind es nur zwei Bushaltestellen. Das muss uns einfach bewusst sein."

Ein Einbruch bei den Elbstädtern scheint aber höchst unwahrscheinlich. Das Momentum spricht derzeit für den SCM. Mit konsequenter und variabler Abwehrarbeit sowie höchster Effizienz im Angriffsspiel lassen sie ihren Kontrahenten nicht den Hauch einer Chance. Jeder gegnerische Fehler wird gnadenlos bestraft. Und da die Konkurrenz zuletzt selbst immer wieder Federn lässt, marschieren die Wiegert-Schützlinge weiter in Richtung erste Meisterschaft seit 2001.

"Wir genießen jetzt den Moment", sagte Wiegert, der beim Titelgewinn vor 20 Jahren unter dem damaligen Trainer Gislason als Spieler dabei war, "und wir schauen, was wir draus machen können. Entscheidend wird sein, wie wir mit Niederlagen umgehen und wie wir da raus kommen."

Und so appellierte der Trainer an Umfeld und Team gleichermaßen: "Bleiben wir bitte demütig. Damit sind wir bisher gut gefahren. Demut kann man auch genießen." Und genau mit dieser Einstellung hat es der SC Magdeburg so weit geschafft.

Mehr zur Autorin Isabel Barquero Pena

Alles zur Handball-Bundesliga auf skysport.de:

Alle News & Infos zur Handball-Bundesliga
Spielplan zur Handball-Bundesliga
Ergebnisse zur Handball-Bundesliga
Tabelle zur Handball-Bundesliga
Videos zur Handball-Bundesliga

Alle weiteren wichtigen Nachrichten aus der Sportwelt gibt es im News Update nachzulesen.