TUSEM Essen ist zurück in der Bundesliga! Nach sieben Jahren kehrt der Traditionsverein in die "stärkste Liga der Welt" zurück – und möchte an die weiter zurückliegenden, erfolgreichen Zeiten anknüpfen.
Hupend, rückwärts fahrend und der Beifahrer sogar mit Bier in der Hand, feierten die Spieler von TUSEM Essen im Autokorso den Aufstieg ihres Vereins in die 1. Handball-Bundesliga. Trotz Corona-Krise konnten die Aufsteiger im Auto in ihren Trainings-Kleingruppen spontan den Erfolg feiern.
Nach wochenlanger Unterbrechung der Handball-Saison in Liga eins und zwei entschieden sich die 36 Profiklubs der HBL dazu, die Saison abzubrechen. In der LIQUI MOLY HBL ist dadurch der THW Kiel Deutscher Meister, in Liga zwei der HSC 2000 Coburg. Coburg steigt somit mit dem zweitplatzierten Verein aus Essen in die Bundesliga auf.
Aufstieg nach sieben Jahren - Zoom-Party & Autokorso
Damit kehrt TUSEM nach sieben Jahren Abstinenz wieder in die Bundesliga zurück und will nach dem Aufstieg nun erneut an erfolgreiche Zeiten anknüpfen, als Essen in den Jahren 1986, 87 und 89 den Meistertitel holte. Der aktuelle Kader feierte den Aufstieg in ihren Kleingruppen im Autokorso - spontan, laut und einfach nur glücklich!
"Wir haben vorhin eine Telefonkonferenz gehabt, da hat man schon wenig verstanden, also viel Jubel," erzählte Geschäftsführer Niels Ellwanger kurz nach der Verkündung am Sky Mikro. "Wir werden später eine Zoom-Party machen, treffen uns also später zu Hause auf ein Bier." Zuvor musste Ellwanger bereits eine Bierdusche, die aufgrund der eingeschränkten Kontaktmöglichkeiten eher einem Bier-Zuwurf ähnelte, über sich ergehen lassen. Er lässt sich die Freude über den Aufstieg nicht nehmen: "Das ist ein besonders schöner Tag."
Kretzschmar: Vereine sollen sich über Aufstieg freuen
Auch Sky Experte Stefan Kretzschmar gratulierte den beiden Aufsteigern in seiner Kolumne und beglückwünschte die feiernde Mannschaft. Ob die Reaktion nach dem Abbruch in Ordnung war? "Unbedingt, alles was im rechtlichen und ethischen Bereich gerade möglich ist, sollte man natürlich ausschöpfen." Und weiter: "Dass man sich im Moment freut, im nächstem Jahr in der 1. Liga dabei zu sein, das kann ich nachvollziehen. Da sollen sich die Vereine auch darüber freuen dürfen."
Die Mannschaft hat trotz vorzeitigem Abbruch eine starke Saison gespielt und ihre Ambitionen auf den lang erhofften Aufstieg untermauert. Zehn Spieltage wären noch ausgestanden, 24 waren bereits gespielt. Dabei kommt der Traditionsverein auf 16 Siege, zwei Remis und sechs Niederlagen. Genug Punkte also, um im nächsten Jahr erstklassig zu spielen.
TUSEM gebeutelt von Insolvenzen & Lizenzentzügen
Nach turbulenten Jahren mit zwei Insolvenzen und Lizenzentzügen will der dreifache Deutsche Meister endlich wieder oben mitspielen und die Zuschauer begeistern. Bereits in Liga zwei schauten regelmäßig um die 2.500 Zuschauer in der Halle "Am Hallo" zu. Das soll sich auch in der höchsten Spielklasse nicht ändern.
Die Fans lechzen nach den vergangenen schwierigen Jahren nach sportlichen Schlagzeilen. Zwar liegen die drei Meistertitel schon einige Jahre zurück, mit dem Gewinn des EHF-Cups konnte man 2005 das letzte Mal feiern.
Gislason, Roggisch & Wiencek spielten in TUSEM
Und das zurecht, denn TUSEM hat eine lange Liste an Spielern, die bereits für den Verein aufliefen und siegreich waren. Nationaltrainer Alfred Gislason oder Löwen-Trainer Martin Schwalb feierten dort erfolgreiche Jahre als Spieler und waren Teil des Meisterkaders zwischen 1985 und 1989. Auch der sportliche Leiter der Rhein-Neckar-Löwen, Oliver Roggisch, warf in Essen drei Jahre lang seine Tore. Ebenso die aktiven Nationalspieler wie Patrick Wiencek, Julius Kühn und Fabian Böhm zählen zu den bekannten Gesichtern.
In der kommenden Saison ändert sich nicht nur die Ligazugehörigkeit für TUSEM, sondern auch der Aufstiegs-Trainer Jaron Siewert wird den Verein verlassen. Schon vor dem Aufstieg seiner Mannschaft war für den jungen Coach klar, dass er in die Bundesliga "aufsteigen" wird - auch ohne Essen. Denn der 26-Jährige wird in der kommenden Saison an der Seitenlinie der Füchse Berlin stehen und könnte schon bald auf seinen ehemaligen Verein treffen. Doch zuerst werden sowohl Siewert als auch Essen für Liga eins planen - dann allerdings getrennt voneinander, aber sicherlich genauso freudig aufgeregt.