Die Kolumne von Sky Experte Stefan Kretzschmar
16.02.2019 | 08:43 Uhr
Sky Experte Stefan Kretzschmar beleuchtet in seiner Kolumne jede Woche die wichtigsten Themen aus der Welt des Handballs. Dieses Mal blickt der ehemalige Nationalspieler auf die deutschen Vertreter in der Champions League und auf den Meisterschaftskampf in der Bundesliga.
Der erste Bundesliga- und Champions-League-Spieltag nach der Heim-WM ist passé. In den Hallen waren noch die Nachwehen der Weltmeisterschaft zu beobachten. Die Weltmeister und Vizeweltmeister haben ihre Blumen bekommen und wurden dementsprechend nochmal vom Publikum gefeiert und bejubelt. Darüber hinaus gab es den normalen Handball-Wahnsinn der Bundesliga. Die Hallen waren gut gefüllt und in allen Ecken Deutschlands hat man sich auf die Bundesliga gefreut. Dies ist aber aufgrund der hohen Attraktivität der Liga fast schon zum Normalzustand geworden.
Ein Normalzustand der letzten Jahre war es auch, Mimi Kraus auf der Platte spielen zu sehen. Seit Montag steht fest, dass er den TVB Stuttgart nach dieser Saison verlassen wird. Doch auch mit seinen 35 Jahren wird Mimi seine Handballschuhe nicht an den Nagel hängen - alles andere würde mich sehr überraschen. Mimi kann schon noch ein, zwei Jahre auf hohem Niveau spielen. Er ist ja ein Fitnessfreak, hat seinen eigenen Youtube-Channel, wird sich fit halten und sich bestimmt noch einen neuen Verein suchen. Das wird's noch nicht gewesen sein mit der Karriere von Mimi Kraus!
Auch für die Rhein Neckar Löwen war es das in der Champions League trotz der 27:30-Niederlage gegen Vardar Skopje noch nicht. Den Löwen muss man prinzipiell den Sprung nach Köln ins Final4 zutrauen. Natürlich hätte man als Erster, Zweiter oder Dritter die bessere Ausgangsposition für die K.o.-Runden, doch selbst wenn das nicht mehr gelingt, ist es durchaus möglich, dass man als vermeintlicher Außenseiter auch im Viertelfinale für eine Überraschung gut sein kann - bestes Beispiel ist der letztjährige Champions-League-Sieger Montpellier.
Die Löwen haben einen sehr starken Kader und bei der Pleite gegen Skopje haben sie sicherlich nicht ihre optimale Leistung abgerufen. Es ist aber auch nach so einer WM-Pause immer schwer, sich dem Bundesliga- oder Champions-League-Alltag zu stellen, da man als Nationalspieler schon in ein mentales Loch fällt. Daraus müssen sich die Löwen jetzt befreien. Der Kader der Löwen gibt das aber allemal her und deshalb stehen ihnen alle Chancen offen. Ich sehe es ein bisschen anders als Trainer Nicolaj Jacobsen, der gesagt hatte, man sei ein ganzes Stück weit weg von den Spitzenmannschaften in Europa. Für mich sind die Löwen eine europäische Spitzenmannschaft - vielleicht nicht mit Paris zu vergleichen, aber mit allen anderen Mannschaften können sich die Löwen messen.
Der zweite deutsche Vertreter SG Flensburg-Handewitt musste ebenfalls eine Niederlage einstecken. Die Pleite in Zaporozhye fällt unter die Kategorie: völlig unnötig. Man war in der Ukraine die bessere Mannschaft und hat den Sieg verschenkt. Das wird der SGF gegen Celje am Mittwoch nicht nochmal passieren. Beim Hinspiel in Celje hat Flensburg seine schlechteste Saisonleistung abgeliefert. Das wird ihnen nicht nochmal passieren. Sie werden alles in dieses Spiel legen und auf keinen Fall verlieren. Auch das Heimspiel gegen Nantes werden sie gewinnen und letztendlich in der Champions League weiterkommen. Der zweite Platz, den man eigentlich wollte, ist jetzt durch die Niederlage aber erstmal in weite Ferne gerückt.
In der Bundesliga sieht es für Flensburg deutlich besser aus. Dort machen sie es Spieltag für Spieltag überragend und stehen nach 20 Partien immer noch ohne Punktverlust da. In den kommenden Wochen wird immer wieder das Thema auftauchen und wir uns die Fragen stellen: Ab wann ist Flensburg durch? Ist Flensburg jetzt schon Meister? Das sind aber alles Spekulationen.
Prinzipiell ist zu sagen, dass Magdeburg am Sonntag durchaus die Qualität hat, den THW auch in Kiel zu schlagen. Aber so, wie sich Kiel präsentiert hat - auch zuletzt in Göppingen - ist der THW der einzige ernstzunehmende Konkurrent für Flensburg. Diesen Status wird man auch für den Rest der Saison beibehalten.
Kiel ist gefestigt und stark genug, um Magdeburg am Wochenende zu bezwingen. Die Favoriten werden sich nicht die Blöße geben, auch wenn es kein Spaziergang wird. Auch Flensburg wird gegen Erlangen nicht einfach so nebenbei gewinnen. Es erfordert Woche für Woche eine hohe Konzentration und die volle Fokussierung. Am Ende wird es aber auf die direkten Duelle der Topvereine ankommen und da muss Flensburg schon noch zu beiden Spitzenvereinen.