Stefan Kretzschmar spricht über die Auswirkungen der Corona-Krise in der HBL und bei den Füchsen

Kretzschmar: "Es wird nichts mehr so sein, wie es vorher war"

Er hat in seiner Karriere als Spitzensportler, TV-Experte und Funktionär schon so manches erlebt – doch die Coronakrise stellt selbst den erfahrenen Stefan Kretzschmar vor neue und schwere Herausforderungen. Sky Sport hat mit ihm über die Auswirkungen des Virus auf die HBL gesprochen.

Die LIQUI MOLY HBL setzt bis zum 22. April den Spielbetrieb aus. Doch ob es überhaupt zur Wiederaufnahme kommt, macht die HBL von den nächsten Maßnahmen der Bundesregierung über den 20. April hinaus abhängig.

Massive Veränderungen für die Vereine

Im Rahmen der ersten Ausgabe von "Auszeit - Das Handball Spezial" spricht Sky Experte und Füchse-Sportvorstand Stefan Kretzschmar über die Auswirkungen der Coronakrise auf den deutschen Handball. Er ist überzeugt davon, dass es massive Veränderungen in der "stärksten Liga der Welt" geben wird. "Eins steht fest - selbst wenn die neue Saison irgendwann starten würde, wird nichts mehr so sein, wie es vorher war. Ich glaube, kein einziger Verein wird ökonomisch, finanziell, realistisch in die neue Saison gehen können, mit einer Voraussetzung, in der er vor der Krise war."

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Kretzsche: Taktik der HBL ist richtig

Aktuell sind viele Fragen offen, keiner weiß, wie und ob es weitergehen wird. Spätestens am 16. Mai muss die Saison fortgesetzt werden, ansonsten droht ein Abbruch. "Wir werden über den 30. Juni hinaus die Saison auf keinen Fall fortsetzen", bekräftigte HBL- Geschäftsführer Frank Bohmann nach einer Videokonferenz durch das HBL-Präsidium. Dieses Datum ist gewissermaßen der Stichtag, enden da doch auslaufende Verträge.

In der Theorie ist noch Zeit - die Taktik der Bundesliga ist für Kretzsche daher die Richtige: "Ich finde es gut, den Vereinsmanagern zu sagen, wir legen uns zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht fest. Denn wir versuchen tatsächlich, zumindest aus sportlicher Sicht, diese Liga zu Ende zu bringen, wenn es denn möglich ist. Allerdings schwindet die Wahrscheinlichkeit mit jedem Tag."

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Stefan Kretzschmar spricht in seiner Kolumne über die spannendsten Themen aus der Welt des Handballs.

Berlin eruiert alle möglichen Szenarien

Schwere Zeiten, die große Verantwortung mit sich bringen. Bei den Füchsen Berlin wird hart daran gearbeitet, allen Eventualitäten vorzubeugen - und alle Szenarien durchzuspielen.

Mit Geschäftsführer Bob Hanning hat Kretzschmar einen sehr erfahrenen Partner an seiner Seite - ebenso ein charakterlich starkes Team: "Wir erfahren zum Glück eine große Solidarität, die Mannschaft hat sich bereit erklärt, auf einen nicht unerheblichen Teil ihres Gehaltes erstmal bis zum 30. Juni zu verzichten. Das hilft und wir uns zumindest bis in den Sommer auf eine solide Basis stellen", so der 47-Jährige.

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Blick in die Glaskugel

Weiter als bis zum Sommer wagt in Berlin und insgesamt in der HBL noch keiner zu denken. "Keiner weiß, wie es weitergeht. Es ist immer nur der Blick in die Glaskugel. Keiner weiß, was passieren wird, ob eventuell ein Impfstoff entwickelt wird, ob die Geschichte mit den Masken für eine Lockerung sorgen wird. So wie die Nachrichten zu verfolgen sind, ist es nicht absehbar, dass in dieser Saison bzw. in den nächsten zwei Monaten eine Dämpfung der Epidemie erfolgen könnte", gibt sich der gebürtige Leipziger nachdenklich.

Denn die aktuelle Krise ist etwas, das noch keiner erlebt hat - auch nicht Stefan Kretzschmar.

Mehr zur Autorin Isabel Barquero Pena