Kommentar: Zverevs Reifeprüfung ist noch lange nicht vollendet
Frühes Aus in Wimbledon
03.07.2019 | 15:11 Uhr
Alexander Zverev ist ein hervorragender Tennisspieler, der allerdings zur Zeit mit zu vielen Dingen beschäftigt ist, die nichts mit seiner Leidenschaft zu tun haben. Diese Sachen muss er klären, wenn er endlich wieder seine besten Leistungen abrufen will.
Manchmal kommt einem Alexander Zverev sehr jung vor. Er sitzt dann in einer Pressekonferenz vor einem und er kann einem richtig Leid tun. Zum Beispiel wenn er gerade in der ersten Runde in Wimbledon ausgeschieden ist und um Fassung ringt.
Rechtsstreit mit Ex-Manager Apey
Manchmal kommt er einem auch ganz schön alt vor. Wenn er zum Beispiel abgezockt Matchbälle verwandelt. Zweiteres kommt in letzter Zeit leider selten vor. Dabei macht Zverev gerade einen wichtigen Schritt zum Erwachsenwerden durch. Er lernt das richtige Leben kennen und das ist nicht immer einfach. Zverev befindet sich im Rechtsstreit mit seinem Ex-Manager Apey.
Dieser macht ihm nach eigenen Aussagen das Leben schwer und hat ihn kurz vor dem wichtigsten Turnier des Jahres nochmal tiefer in die Krise gestürzt. Der 22-Jährige sei enttäuscht darüber, wie die Wege jetzt auseinander gehen. Tatsächlich ist das aber von außen betrachtet wenig überraschend. Schließlich geht es um sehr viel Geld. Und genau hier lernt Zverev gerade das wirkliche Leben kennen. Bisher wurde er von solchen Auseinandersetzungen bewahrt. Jetzt aber ist er Teil des Streits und muss ihn mit austragen.
Zverev-Team zieht nicht immer an einem Strang
Daneben ist es schon sehr überraschend, dass ausgerechnet in Wimbledon sein Vater nicht an seiner Seite ist. Dass er eine Pause braucht, mag sein. Wer er aber zuletzt die Trainingseinheiten vom gebürtigen Hamburger gesehen hat (z.B. in Stuttgart), konnte auch beobachten, dass Vater und Trainer Lendl überhaupt nicht miteinander kommunizieren. Einiges lässt darauf schließen, dass die beiden nicht sonderlich gut miteinander auskommen und eine räumliche Trennung Sinn ergibt. Sein engstes Team zieht nicht immer am gleichen Strang.
Beides ist nicht förderlich für das erfolgreiche Tennisspiel. Sobald die Konzentration auch nur ein Stück weit vom Platz schweift, wird das vor allem bei einem Grand Slam knallhart bestraft. Aber mit Problemen musste nahezu jeder Spieler, aber auch jeder Mensch, schon auskommen. Alle müssen lernen, wie man sich aus schwierigen Lagen manövriert. Sei es privater oder beruflicher Natur. Man nennt das auch Erwachsenwerden.
Aber wenn man diese Reifeprüfung hinter sich gebracht hat, ist man meist auch ein ganzes Stück schlauer. Zverev ist jung genug, als dass wir uns ernsthaft um seine Karriere sorgen machen müssen. Geben wir ihm die Zeit, die er braucht, um seine Probleme zu regeln, damit er danach seine Stärken auf dem Court wieder unter Beweis stellen kann.