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Spannender Dreikampf: Federer, Nadal, Djokovic - wer ist der GOAT?

Pro und Contra

Novaj Djokovic (v.l.), Rafael Nadal und Roger Federer beherrschen die Tennis-Szene.
Image: Novaj Djokovic (v.l.), Rafael Nadal und Roger Federer beherrschen die Tennis-Szene.

Nach dem epischen Final-Krimi von Wimbledon wird bei den Tennis-Fans eine Frage mal wieder heiß diskutiert: Roger Federer, Rafael Nadal oder Novak Djokovic - wer wird als GOAT ("Greatest of all Time") in die Tennis-Geschichtsbücher eingehen?

Kurz nach seinem Wimbledon-Triumph sank Novak Djokovic auf die Knie, riss ein paar Grashalme heraus und verzehrte diese genussvoll. Wie eine Ziege oder im englischen Sprachgebrauch "goat". Im Sport hat dieser Begriff aber nichts mit dem Wiederkäuer zu tun.

Hier steht GOAT für "greatest of all time" - übersetzt: Größter aller Zeiten. Also ein Bild mit Symbolcharakter? Nun, Djokovic hat das "Ziegen-Ritual" auch bei den vergangenen vier Wimbledon-Siegen begangen. Andererseits hat der Serbe kein Hehl daraus gemacht, dass er nach seinem Karriereende diesen Titel für sich beanspruchen möchte.

STIMMT AB!

Wer ist der größte Tennisspieler der Geschichte? Diese Frage wird bei den Fans in der Ära der "Big Three" häufig diskutiert. Kein Wunder, spielen Roger Federer, Rafael Nadal und Djokovic seit mehr als einer Dekade in ihrer eigenen Liga. Alle drei haben jedes Grand-Slam-Turnier mindestens einmal für sich entschieden, mehr noch: Seit Wimbledon 2003 hat das Trio 54 von 65 Grand-Slam-Titeln gewonnen.

In der GOAT-Frage lassen sich für jeden Argumente dafür und dagegen finden.

ROGER FEDERER

Er ist der Maestro. Der Liebling der Massen. Der Tennis-Künstler, der seine Kontrahenten mit einer Eleganz und Leichtigkeit in die Schranken verweist, wie noch niemand zuvor. Der auch im hohen Tennis-Alter - Federer wird Anfang August 38 Jahre alt - immer noch brilliert und um die großen Titel mitspielt.

Für viele Experten und Fans ist der Schweizer der Größte im Umgang mit der gelben Filzkugel. Auch wegen folgenden Zahlen: Federer hat die meisten Grand Slams gewonnen (20), die meisten Siege bei den Majors gefeiert (353) und die meisten Wochen als Weltranglisten-Erster (310) auf dem Konto. Zudem ist er auch noch die älteste Nummer eins der Geschichte. Beeindruckende Bestmarken, denen allerdings auch zwei Makel gegenüberstehen.

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Denn ausgerechnet gegen seine beiden größten Rivalen hat er im direkten Vergleich eine negative Bilanz vorzuweisen. Gegen Nadal gewann er bei 24 Niederlagen nur 16 Mal, gegen Djokovic steht es aus Federers Sicht 22:26.

Zudem konnte Federer bei ein und demselben Grand-Slam-Turnier noch nie gegen Nadal und Djokovic gewinnen. Diesen Fakt hätte er im Wimbledon-Finale beinahe ausgelöscht, am Ende fehlte nur ein einziger Punkt ...

RAFAEL NADAL

Er wird nicht umsonst der "Stier aus Manacor" genannt. Der kraftvolle und unerbittliche Kämpfer gibt nie einen Punkt verloren und hat sich auch nach schwersten und langwierigsten Verletzungen immer wieder in die Weltspitze zurückgekämpft.

Dass der Spanier der beste Sandplatzspieler der Geschichte ist, da gibt es keine zwei Meinungen. Zwölf Erfolge bei den French Open sind wohl ein Rekord für die Ewigkeit, zumal Nadal diesen in den kommenden Jahren wahrscheinlich noch ausbauen wird. Aber der 33-Jährige ist nicht nur auf der "Roten Asche" einer der dominierenden Akteure im Tennis-Circuit.

Er hat die meisten 1000er-Turniere gewonnen (34) und die meisten Siege gegen Weltranglisten-Erste (20) gefeiert. Als erster und bislang einziger Spieler gewann er zehn Jahre in Folge mindestens ein Grand-Slam-Turnier. Zum Vergleich: Bei Federer waren es acht Jahre, bei Djokovic sechs. Außer ihm hat es zudem niemand geschafft, alle vier Majors sowie Olympia-Gold im Einzel und Doppel zu holen.

Bei den Wochen als Nummer eins (196) wird er von seinen beiden Rivalen allerdings deutlich abgehängt. Und auch bei den ATP-Finals ist er noch ohne Sieg. Es ist der letzte große Titel, der Nadal in seiner Vita noch fehlt.

Novak Djokovic - Liebe durch Zahlen
Novak Djokovic - Liebe durch Zahlen

Novak Djokovic ist Wimbledon-Champion 2019. Aber der Sieger der Herzen heißt Roger Federer. Das beschäftigt den Titelverteidiger und die Nummer eins der Welt. Sky Reporter Moritz Lang widmet sich dem "Djoker" nach seinem Wimbledon-Triumph.

NOVAK DJOKOVIC

Federer verkörpert die Virtuosität, Nadal das Powertennis und Djokovic? Der Serbe ist ohne Zweifel der Meister der Mentalität. Das hat er im Wimbledon-Endspiel gegen Federer wieder mal unter Beweis gestellt, als er zwei Matchbälle abwehrte und im Anschluss seinen fünften Triumph auf dem "Heiligen Rasen" feierte.

Insgesamt steht er derzeit bei 16 Grand-Slam-Triumphen und liegt damit nur noch zwei bzw. vier Erfolge hinter Nadal und Federer zurück. Eine Leistung, die man bereits jetzt nicht hoch genug einschätzen kann. Schließlich kam er genau in der Zeit auf die Tour, als Federer und Nadal sich die Titel untereinander aufteilten.

Djokovic akzeptierte diesen Umstand und ließ sich von den beiden inspirieren. Mit seinem unbändigen Willen und Erfolgshunger schaffte er schnell den Anschluss und dominierte vor allem in den Jahren 2011, 2014 und 2015 seinen Sport, wie wohl noch nie jemand zuvor.

Im Gegensatz zu seinen Dauerrivalen schaffe es der konterstärkste Spieler der Tour sogar, zwischen 2015 und 2016 alle vier Grand-Slam-Turniere gleichzeitig zu halten. Außerdem ist er der einzige, der alle Major- und Masters-Titel mindestens einmal gewinnen konnte. Und er ist unheimlich effizient: Im Schnitt gewinnt der Serbe alle 3,3 Turniere im ganz großen Format (Grand Slams, Masters, ATP-Finals). Nadal liegt bei 3,5, Federer bei 4,2.

Federers Nummer-eins-Rekord in Gefahr

Auch wenn Djokovic bereits einige bemerkenswerte Bestmarken gesetzt hat, satt ist er noch lange nicht. Er will die ganz großen Rekorde brechen und der größte Spieler der Historie werden. Daraus macht er auch in der Öffentlichkeit keinen Hehl. Vor dem Wimbledon-Finale sagte er, dass er Geschichte schreiben möchte: "Ich möchte so viele Grand-Slam-Titel holen wie möglich und ich möchte auch den Rekord für die meisten Wochen an der Spitze der Weltrangliste."

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Wimbledon-Sieger Novak Djokovic erklärt im Sky Interview, wie er die beiden Matchbälle gegen Roger Federer abgewehrt hat. Zudem löst er ein Versprechen aus dem Vorjahr ein. (Länge: 6:01 Minuten)

Die Voraussetzungen dafür sind allemal gegeben. Mit seinen 32 Jahren ist er der Jüngste aus dem glorreichen Trio. Aktuell führt er die Weltrangliste mit großem Vorsprung an, bleibt er bis kurz vor Wimbledon 2020 ohne Unterbrechung oben, wäre Federers Marke geknackt - und die GOAT-Frage zugunsten von Djokovic entschieden?

Natürlich lassen sich Zahlen und Rekorde als Parameter heranziehen, doch wird das dieser goldenen Ära wirklich gerecht? Eine weitere Frage, über die sich trefflich diskutieren lässt.

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