Tennis: Patrik Kühnen über Alcaraz nach dem Wimbledon-Sieg gegen Djokovic
Kühnen-Kolumne: Keiner lernt schneller als Alcaraz
19.07.2023 | 10:11 Uhr
Sky Experte Patrik Kühnen schaut auf den neuen Wimbledon-Gewinner Carlos Alcaraz.
Der Spanier Carlos Alcaraz hat den magischen Lauf von Novak Djokovic auf dem Centre Court von Wimbledon gestoppt. Das epische Finale zwischen Alcaraz und Djokovic wirkt auch bei unserem Sky Experten Patrik Kühnen immer noch nach. Der ehemalige Davis-Cup-Kapitän ist begeistert, wie schnell sich Alcaraz von seiner bitteren Halbfinalniederlage bei den French Open gegen Djokovic erholt hat und daraus gelernt hat. Zusätzlich zur aktuellen Folge von Maddog & Wingman, dem Sky Tennis Podcast mit Michael Stich, Patrik Kühnen und Paul Häuser gibt es hier nun auch Patriks Kolumne zum historischen ersten Wimbledon-Triumph von Carlos Alcaraz.
Das Roland-Garros-Halbfinale zwischen Carlos Alcaraz und Novak Djokovic ist gerade erst fünf Wochen alt. Wie schnell sich der 20-Jährige von dieser, so bitteren Erfahrung mit Ganzkörperkrämpfen zu Beginn des dritten Satzes erholt hat, ist beeindruckend. Die Bilder von damals sind auch heute noch bei mir präsent. Alcaraz war damals von der großen Aufgabe, Novak Djokovic in Paris gegenüberzustehen, überfordert.
Selbstvertrauen nach Sieg in Queens
In der Zwischenzeit ist viel passiert. Alcaraz hat sich zuhause zunächst erholt, mit seinem Coach Juan Carlos Ferrero und seinem Team diese Situation reflektiert und analysiert. Er hat dies öffentlich kommuniziert, für mich ein Zeichen von Stärke, und daraus gelernt. Dann kam die Vorbereitung auf die Rasensaison und der Sieg in Queens gab ihm zusätzlich enorm viel Selbstvertrauen. Seine Leistungen bei den Wimbledon Championships waren dann herausragend. Alcaraz besiegte Matteo Berrettini in vier Sätzen, Holger Rune und Daniil Medvedev in drei Sätzen. Doch im Endspiel wartete nun Novak Djokovic, selbst seit 10 Jahren! auf dem Center Court ungeschlagen.
Anfangs wirkte Alcaraz nervös und verlor den ersten Satz deutlich mit 1:6. Doch er kämpfte sich ins Match, glaubte an sich und es entwickelte sich zunächst ein fantastischer zweiter Satz und danach ein dramatisches Endspiel. Alcaraz ist dieses Mal nicht an der Aura von Djokovic zerbrochen, sondern daran gewachsen und hat die Partie gedreht.
Carlos Alcaraz kann sich schnell auf die jeweiligen Situationen anpassen, auch weil er in seinem Spiel so viele, verschiedene Elemente vereint. Djokovic hatte nicht damit gerechnet, dass der US-Open-Champion so schnell dieses Level auf Rasen erreicht und bescheinigte seinem neuen Gegenspieler, dass er das Beste aus den drei Welten von Federer, Nadal und Djokovic vereine. "Gegen einen wie ihn habe ich noch nie gespielt."
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Federer großes Idol für Alcaraz
Das große Idol für Alcaraz war immer Federer, dessen Poster in seinem Kinderzimmer hing. Von Federer hat er die spektakulären, offensiven Elemente, von Nadal sehe ich die Wettkampfhärte und die Defensivkunst. Von Djokovic sehe ich die Gabe, die Punkte schnell zu neutralisieren und die so stabile, beidhändige Rückhand, die für Alcaraz bei diesem Turnier ganz entscheidend war.
Ich bin auf weitere packende Duelle zwischen Alcaraz und Djokovic gespannt. Djokovic braucht vielleicht genau diesen, neuen Gegner am Ende seiner Karriere, um sich selbst nochmals einen Schritt weiterzuentwickeln. Und Carlos Alcaraz brennt auf weitere große Titel. Womöglich ist dies das neue große Duell auf den größten Courts dieser Welt. Und wir dürfen dabei zuschauen.