Wimbledon-Check: Wer kann Djokovic den Thron streitig machen?
01.07.2023 | 22:02 Uhr
Hier kommt die Mutter aller Turniere: Wimbledon. Am Montag fliegt die gelbe Filzkugel wieder an der Church Road im Südwesten Londons. Dieser Titel hat im Tennissport das größte Prestige. Der Sky Favoriten-Check.
Novak Djokovic steht vor seinem dritten Grand-Slam-Titel in diesem Jahr, seinem 24. insgesamt und seinem achten Triumph im All England Club. Der Serbe ist der klare Favorit bei den Herren.
Hier kommt der Check-Up unserer Kommentatoren Stefan Hempel, Marcel Meinert und Paul Häuser für das große Spektakel an der Church Road.
Marcel Meinert: "Um den Topfavoriten bei diesem Wimbledon-Turnier dürfte es keine Diskussionen geben. Novak Djokovic wirkte auf dem Weg zu seinem 23.Grand-Slam-Titel in Roland Garros über weite Strecken unschlagbar und die Konkurrenz musste hoffen, dass sich der Serbe selbst ein Bein stellt. In Wimbledon scheint diese Wahrscheinlichkeit noch geringer, mit zu großer Leichtigkeit bewegt sich der alleinige Rekord-Grand-Slam-Champion auf dem heiligen Rasen - zumal es auch die Auslosung gut mit ihm gemeint hat.
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Ein erster echter Test dürfte frühestens im Achtelfinale gegen Lorenzo Musetti warten - dem fehlt allerdings in jungen Jahren noch die Selbstverständlichkeit auf Rasen. Und neben Djokovic? Ist natürlich noch Carlos Alcaraz zu nennen! Der Überflieger der vergangenen zwei Jahren hat mit dem souveränen Triumph Queens gezeigt, dass auch im Südwesten Londons mit ihm zu rechnen ist. Allerdings hat er ein sehr schweres Viertel erwischt, in dem auch Alexander Zverev, Frances Tiafoe, Holger Rune und Alex de Minaur zu Hause sind. Wer sich hier durchsetzt hat in jedem Fall gute Möglichkeiten weit zu kommen. Und dann gibt es in Wimbledon ja schon fast traditionell die eine oder andere Überraschung - doch alle müssen am Ende an Novak Djokovic vorbei."
Stefan Hempel: "Dreimal Halbfinale bei den letzten drei Turnieren in Halle, Paris und Genf, das klingt gut und vor allem nach Konstanz. Genau die braucht Alexander Zverev, wenn er wieder zur Weltspitze gehören will. In Wimbledon war für den gebürtigen Hamburger bisher spätestens im Achtelfinale Endstation und auch 2023 ist die Runde der letzten 16 das Minimalziel. Läuft alles nach Plan und die Favoriten setzen sich durch, bekommt Zverev das Mega-Match gegen die Nummer eins der Welt Carlos Alcaraz aus Spanien, gegen den er immerhin im direkten Vergleich 3:2 vorne liegt. Bis dahin lauern womöglich aber auch Stolpersteine aus Italien mit Berrettini oder Sonego bzw. de Minaur aus Australien in Runde 3. Woche 2 und das Achtelfinale wäre also schon mal ein Erfolg für Alexander Zverev, auch wenn der Weltranglisten-21. natürlich von viel mehr träumt."
Stefan Hempel: "Wie schade, dass Wimbledon 2023 ohne den formstarken Jan Lennard Struff stattfinden muss. Der Warsteiner fällt verletzt aus - jetzt müssen von A wie Altmaier bis Z wie Zverev die positiven Ergebnisse kommen. Sechs deutsche Spieler sind im Hauptfeld und einer steht schon sicher in Runde 2, denn es gibt das deutsche Duell zwischen Oscar Otte und Dominik Köpfer. Neben Zverev traue ich Hanfmann am meisten zu. Der Halbfinalist vom Vorbereitungsturnier auf Rasen in Mallorca hat die letzten Wochen gezeigt, dass er mit den Top 20 mithalten kann und kommt mit einem neuen Karrierehoch (Platz 44) an die Church Road. Zum Auftakt wartet mit Taylor Fritz aus den USA zwar gleich ein Top 10-Spieler, den hat der Karlsruher allerdings vor kurzem in Rom auf Sand schon besiegen können. Auf Qualifikant Marterer aus Stein bei Nürnberg und Daniel Altmaier aus Kempen am Niederrhein warten machbare Gegner in Runde 1."
Marcel Meinert: "Der US-Open-Sieger von 2020 hat es zwar zurück unter die Top100 geschafft, doch die Weltspitze ist auch unter Trainer Benjamin Ebrahimzadeh ein ganzes Stück entfernt. Von seinen letzten fünf Matches hat er nur vier gewinnen können, in Roland Garros kam das Aus zuletzt gleich in Runde eins und zwei Matches in Folge konnte der Niederösterreicher zuletzt beim Challenger im heimischen Mauthausen gewinnen. Anspruch und Wirklichkeit klaffen bei Thiem also weiterhin weit auseinander. Und jetzt wartet zum Auftakt mit Stefanos Tsitsipas auch noch gleich ein Weltklassespieler. Der Grieche spielt bisher eine äußerst durchwachsene Rasensaison. Ist das die Chance von Thiem? Nicht auszuschließen, wahrscheinlicher ist aber, dass er sich schon bald auf die Sandplatzturniere nach Wimbledon fokussieren kann. Spätestens dort gilt es dann endlich wieder zu punkten."
Paul Häuser: "Lorenzo Musetti muss man immer auf dem Schirm haben. Nun auch auf Rasen. Dazu bin ich besonders gespannt auf diese vier US-Boys: Frances Tiafoe, Ben Shelton, Maxime Cressy und Christopher Eubanks."
Stefan Hempel: "Ich gehe auf den Comebacker Milos Raonic und den Deutschen Yannick Hanfmann."
Marcel Meinert: "Für den Franzosen Adrian Mannarino ist die Rasensaison die schönste Zeit des Tennisjahres. Mit seinem unorthodoxen Spiel, dem herausragenden Slice und dem gefühlvollen Volley ist er für jeden Spieler, extrem unangenehm zu spielen. Vor zwei Jahren verhinderte wohl nur eine Verletzung einen großen Coup in Wimbledon gegen Roger Federer, beim Vorbereitungsturnier in Mallorca erreichte er das Finale und auf dem heiligen Rasen könnte er in der 2. Runde auf Daniil Medvedev treffen - den hat er in den bisherigen sechs Duellen schon viermal bezwungen."