Trainerliebe, Slice & Krise: Zehn Fakten über Tatjana Maria
05.07.2022 | 21:46 Uhr
Mit ihrem Halbfinaleinzug in Wimbledon überrascht Tatjana Maria selbst Experten. Bislang war sie nur Tennis-Insidern ein Begriff. Zehn Fakten über die 34-Jährige.
Für Tatjana Maria ging am Dienstag ein Traum in Erfüllung. Nach einem Tennisspektakel schlug sie Jule Niemeier im Viertelfinale von Wimbledon in drei Sätzen mit 4:6, 6:2 und 7:5. Sie ist die sechste deutsche Tennisspielerin, die das Halbfinale des Rasenklassikers erreicht.
Ein unerwarteter Erfolg für Maria, die zuvor nur Tennis-Insidern ein Begriff war. Sky nennt 10 Fakten über den Shooting-Star, die man wissen sollte.
Trainiert wird Maria von ihrem Ehemann Charles-Edouard Maria, mit dem sie seit 8. April 2013 verheiratet ist. Die Familie wohnt in West Palm Beach in den USA. Kennen gelernt haben die beiden sich 2012. Für die Bad Saulgauerin ein absoluter Wendepunkt in ihrem Leben: "Er war das Beste, was mir passieren konnte. Er hat mich aus einem Loch herausgeholt, als ich selbst nicht mehr wusste, wie ich da rauskomme."
Bekannt wurde Maria unter ihrem Mädchennamen Tatjana Malek. Ihr Vater Heinrich Malek war polnischer Handballnationalspieler, er verstarb 2008 im Dezember an Krebs. Er war Marias wichtigster Bezugspunkt im Leben, hatte sie zu jedem Turnier begleitet. Im Anschluss an seinen Tod folgte nach einem starken Jahr 2009 ein physischer und psychischer Zusammenbruch: "Ich bin rausgegangen und habe jedes Turnier nur für meinen Vater gespielt. Man kann nicht sein Leben lang nur für eine Person spielen, das funktioniert nicht", erklärte sie ihre letztlich drei Jahre andauernde Krise hinterher.
2008 befand sich Tatjana Maria in akuter Lebensgefahr. Beim Turnier in Indian Wells erlitt sie als Folge eines Bänderrisses und der Vielfliegerei eine Blutgefäßverstopfung, die sich zu einer Lungenembolie weiterentwickelte. Danach musste Maria drei Monate pausieren, dachte aber nicht daran, ihre Tenniskarriere aufzugeben. "Ich denke, dieses Zurückwollen hat mir sehr geholfen, nie den Mut zu verlieren und hat mich gestärkt", sagte sie später.
Tatjana Maria ist zweifache Mutter. Ihre Töchter Charlotte (8) und Cecilia (1) waren während des Matches gegen Niemeier in der Kinderbetreuung im Trainingspark von Wimbledon. Die Mutterrolle scheint sie zu beflügeln. Zweimal legte sie eine Babypause ein, zweimal kehrte sie stärker zurück. "Ich sollte mehr Kinder kriegen", witzelte Maria während des Turniers in Wimbledon. Ihre Tochter Charlotte strebt auch eine Tenniskarriere an. Sie hat sogar schon einen eigenen Instagram-Kanal, auf der man ihre Fortschritte verfolgen kann.
Marias Spielstil als unorthodox zu beschreiben ist fast untertrieben. Sie agiert sehr defensiv, setzt ständig den Slice ein, auch mit der Vorhand. Für die Gegnerinnen kann das nervig sein. Ein Stil, den sie nach ihrer ersten Babypause 2013 entwickelte, als sie von beidhändiger auf einhändige Rückhand umstellt. Gegen Kritik am Spielstil verteidigt sie sich: "Manchmal ist anders sein nicht so schlimm. Mit meiner Spielweise denken einige, wenn ich Matches verliere, dass ich kein Tennis spielen kann. Im Endeffekt ist es nur eine andere Spielweise."
Vor ihrem sensationellen Halbfinal-Einzug ist Maria bei einem Major-Turnier nie über die 3. Runde hinausgekommen. Am weitesten kam sie bislang 2015 ebenfalls in Wimbledon.
Auf der WTA-Tour hat sie erst zwei Einzel-Turniersiege gefeiert. Einen davon in diesem Jahr im April beim Sandplatzturnier in Bogota. Den ersten auf Rasen 2018 auf Mallorca.
In der Weltrangliste ist Maria aktuell nur 103.. Ihre bislang höchste Platzierung war Rang 46 im November 2017. Da es aufgrund der WTA-Strafe gegen Wimbledon wegen des Russen-Banns keine Weltranglistenpunkte gibt, wird sie trotz ihres bislang größten Erfolgs im Ranking nicht weitersteigen.
3,5 Millionen US-Dollar (3,4 Millionen Euro) hat Maria bislang in ihrer Karriere an Preisgeld erspielt. Durch den Halbfinaleinzug kommen 621.000 Euro dazu. Mindestens. Im gesamten Jahr 2022 hatte sie bisher erst 242.000 Euro eingespielt.
In Erinnerung blieb von Maria auch ein Streit mit der Französin Alize Cornet nach der Zweitrunden-Niederlage bei den French Open 2016. Cornet hatte sich während des Matches mehrfach behandeln lassen. Maria warf ihrer Kontrahentin Schauspielerei vor und brach auf der Pressekonferenz in Tränen aus.