Pro & Contra: Sollte das Transferfenster mit Saisonbeginn geschlossen werden?
Pro & Contra: Sollte das Transferfenster früher geschlossen werden?
01.09.2022 | 22:11 Uhr
Das Sommertransferfenster ist noch bis zum 1. September geöffnet. Bei Fans und Bundesliga-Verantwortlichen ist die lange Wechselphase ein Dorn im Auge. Aber nicht alle sehen es kritisch - ein Pro & Contra.
PRO - von Peter Bielefeldt
Spätestens mit Saisonbeginn sollte auch das Transferfenster geschlossen sein! Und nicht erst nach dem vierten oder fünften Spieltag. Ja, die Forderung ist nicht neu. Aber es gibt auch Jahr für Jahr plausible Gründe dafür. Und: Die Stimmen in der Bundesliga werden immer lauter. "Es ist eine verrückte Zeit, die ich gern auf den 1. August verkürzen würde", sagt Herthas Geschäftsführer Fredi Bobic. Auch Stuttgarts Trainer Pellegrino Matarazzo würde es "zu 100 Prozent begrüßen und unterstützen".
Für Vereine ist es unmöglich vorherzusagen, mit welcher Mannschaft sie tatsächlich die Saison zu Ende spielen werden. Gravierend ist die Situation besonders für unterklassige Vereine. Kommen höherklassige, meist finanzstärkere Klubs bereits an den ersten Spieltagen ins Schlingern, haben sie noch weit nach Saisonbeginn die Option nachzubessern und in unterklassigen Ligen die Top-Spieler loszueisen.
Auch Spieler von Klubs, die die Qualifikation zu den europäischen Wettbewerben verpasst haben, stehen plötzlich wieder im Fokus anderer Vereine. Ja, zugegeben, auch die abgebenden Vereine können durch die Finanzspritze möglicherweise aufkeimende Löcher stopfen.
Und dann gibt es noch den Punkt der Wettbewerbsverzerrung. Ein Beispiel: An den ersten vierten Spieltagen mussten die Gegner des VfB Stuttgart Stürmer-Star Sasa Kalajdzic verteidigen. Am Deadline Day wechselte der 25-Jährige zu den Wolverhampton Wanderers - und die nächsten VfB-Kontrahenten haben ab sofort nichts mehr mit Kalajdzic zu tun...
Allerdings: Grundvoraussetzung ist natürlich eins: Es müsste in Europa einheitlich entschieden werden. Es macht selbstverständlich keinen Sinn, wenn in England das Transferfenster länger geöffnet ist und Spieler möglicherweise aus der Bundesliga auf die Insel wechseln und die hiesigen Vereinen nicht mehr reagieren könnten.
CONTRA - von Lars Pricken
Das Transferfenster ist noch bis zum 1. September geöffnet - und das ist gut so. Durch das Hinauszögern des Deadline Days bis in die Saison hinein haben alle Vereine die Möglichkeit, ihren Kader noch einmal punktuell nachzubessern. Die Saisonvorbereitung und einige Testspiele, in denen aufgrund von Länderspiel-Abstellungen oftmals nur die B- oder C-Elf vieler Bundesligisten zum Einsatz kommt, sind kein Indikator für das tatsächliche Funktionieren einer Mannschaft.
Nach den ersten Partien in den Pokal-Wettbewerben oder der Bundesliga lässt sich besser abschätzen, ob die Neuzugänge das halten können, was sie versprechen. Der Schicksalsschlag um BVB-Starneuzugang Sebastien Haller, der an Hodenkrebs erkrankt ist, oder die jüngste Ausfall-Welle beim 1. FC Köln zeigen zudem, wie wichtig ein Nachjustieren des Kaders sein kann, ohne dass eine eigene "Fehlplanung" vorangegangen ist.
Ein weiterer Faktor ist die immer schwieriger werdende Umsetzbarkeit einiger Transfers. Oftmals ziehen Verhandlungen sich über mehrere Wochen. Es geht um größere Summen als, noch vor ein paar Jahren. Spieler wollen Handgeld, Berater auch einen Stück vom Kuchen. Ohne das Ganze zu befürworten muss gesagt sein, dass dies nunmal Teil des komplexen Geschäftes Fußball geworden ist. Bekommt ein Verein seine Wunschspieler dann nach zähen Gesprächen nicht, braucht es schlichtweg Zeit, um Plan B, C oder D in die Tat umzusetzen.
Und egal, wie laut sich einige Bundesligisten über Transfer-Angriffe von großen Klubs in letzter Minute beschweren, gehört werden muss das von der UEFA und nicht der DFL. Ohne einen einheitlichen Zeitraum für Transfers setzt sich die Liga einem freiwilligen Nachteil aus, der dann von Vereinen aus England, Spanien, Italien etc. ausgenutzt würde.
Mehr zu den Autoren und Autorinnen auf skysport.de
Alle weiteren wichtigen Nachrichten aus der Sportwelt gibt es im News Update nachzulesen.