Kretzschmar: Flensburg kann sehr, sehr stolz sein
Die Kolumne von Sky Experte Stefan Kretzschmar
28.04.2019 | 08:49 Uhr
Sky Experte Stefan Kretzschmar beleuchtet in seiner Kolumne jede Woche die wichtigsten Themen aus der Welt des Handballs. Diesmal spricht er über den Flensburger Sieg bei den Rhein-Neckar Löwen und blickt auf das CL-Hinspiel gegen Veszprem voraus.
Mit 26:23 hat sich die SG Flensburg-Handewitt bei den Rhein-Neckar Löwen durchgesetzt - und damit einen großen Meilenstein im Titelrennen erreicht. Dennoch liegt für Flensburg noch genug Brisanz in der Endphase der Meisterschaft, um auch noch vier Punkte abzugeben. Das alles entscheidende Spiel wird die Auswärtspartie in Kiel sein. Aber auch der nächste Auftritt in Göppingen darf auf keinen Fall unterschätzt werden.
Nach dem Erfolg bei den Löwen hat mit Keeper Benjamin Buric erstmals ein SG-Spieler das „M-Wort" in den Mund genommen und gesagt, dass Flensburg zu 80 Prozent Meister sei. Diese Aussage finde ich alles andere als unsympathisch oder arrogant. Ganz im Gegenteil. Es zeigt das Selbstvertrauen des Spielers. Es wäre ja auch etwas verkehrt, wenn man jetzt in Flensburg sagen würde, „es würde uns nichts ausmachen, wenn wir nicht Meister werden." Die Parole muss sein: „Wir wollen Meister werden." Flensburg spielt eine grandiose Saison und die interne Marschroute geht ganz klar in Richtung Titelverteidigung. Das können sie in Flensburg auch gerne so offensiv formulieren.
Veszprem: ein Kader mit internationaler Klasse
Ein weiteres Ziel der SG ist die Teilnahme am Final Four der VELUX EHF Champions League. Im Viertelfinale steht am Mittwoch das Hinspiel gegen den ungarischen Vertreter Veszprem auf dem Programm. Veszprem ist nicht mehr DER dominante ungarische Verein. Im Pokalfinale in der Heimat haben sie gegen Pick Szeged knapp verloren (27:28) und auch in der Champions League sind sie schwach gestartet.
Allerdings hat sich Veszprem in der Königklasse schnell wieder gefangen. Es ist die Mannschaft mit dem größten Kader in der Champions League. Es ist unfassbar, wie viele Spieler mit internationaler Klasse dort unter Vertrag stehen - das sind nicht nur Kentin Mahé und Rene Toft Hansen. Auch Petar Nenadic, Momir Ilic und Andreas Nilsson, die wir alle noch aus der Bundesliga kennen, haben eine unheimliche Qualität. Insgesamt ist es eine routinierte, unangenehme und sehr physische Mannschaft mit Keeper Arpad Sterbik, der immer wieder für Weltklasse-Auftritte gut ist.
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Flensburg steht vor einer hohen Hürde
Hinzu kommen die Fans der Ungarn. Es gibt meiner Meinung nach nur wenige Auswärtsspiele, die schwerer sind als in Veszprem. Dort wird auf Flensburg ein echter Hexenkessel warten. Das wird eine ordentliche Hausnummer und eine hohe Hürde für die SG.
Umso wichtiger wird es sein, dass sich das Team von Trainer Maik Machulla eine gute Ausgangslage im Heimspiel erarbeitet. Und das ist auch möglich, denn Flensburg hat einen Vorteil: Sie haben unbändiges Selbstvertrauen. Jeder einzelne Spieler kennt seine Rolle. Das ist nicht selbstverständlich im Handball. Es war keine Schwächephase in dieser Saison zu erkennen - bis auf die beiden Auswärtsspiele in Zaporozhye und Celje. Sie haben trotz ihrer Jugend eine unheimliche Souveränität - auch in den schweren Auswärtsspielen in Magdeburg und bei den Löwen. Sie haben gezeigt, dass sie auch in Hallen mit einer extrem hitzigen Stimmung eine Entwicklung durchmachen und bestehen können.
Flensburger Team findet sich immer mehr
Wenn ich über den Hexenkessel in Veszprem rede, darf aber nicht vergessen werden, dass die SG ebenfalls über einen solchen verfügt. Mit der Stehtribüne hinter dem Tor kann die Flens-Arena genauso viel Druck ausüben.
Insgesamt sehe ich die Chancen auf das Final Four bei 50:50 - und das auch nur, weil Flensburg im Rückspiel auswärts ran muss. Wäre die Konstellation umgekehrt, wäre die SG leicht favorisiert, weil - ich kann mich da nur wiederholen - sie eine bärenstarke Saison spielen, der Trainer sie immer richtig einstellt und das Team sich aufgrund seiner Jugend von Spiel zu Spiel immer mehr findet. Darauf können die Fans und die Verantwortlichen in Flensburg zum jetzigen Zeitpunkt sehr, sehr stolz sein.