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Kretzschmar: Enttäuschen kann Hannover zurzeit keinen

Die Kolumne von Sky Experte Stefan Kretzschmar

Stefan Kretzschmar analysiert in seiner Kolumne die spannendsten Themen aus der Welt des Handballs.
Image: Stefan Kretzschmar analysiert in seiner Kolumne die spannendsten Themen aus der Welt des Handballs.  © Sky

Stefan Kretzschmar spricht regelmäßig über die wichtigsten Themen aus der Handball-Welt. Diesmal analysiert er die tolle Momentaufnahme bei Hannover und blickt auf das Flensburg-Duell 2.0 im DHB-Pokal am Donnerstag voraus. Außerdem äußert er sich zum Wechsel von Timo Kastening zur MT Melsungen.

Die TSV Hannover-Burgdorf hat die Sensation in der Handball-Bundesliga geschafft: Die Recken besiegten den amtierenden Meister mit 23:22 (11:11) und sind weiterhin ohne Punktverlust. Das Spiel war ein typisches Bundesligaspiel - ein Auf und Ab. Anfang der zweiten Halbzeit hat man gedacht, Flensburg lässt nichts mehr anbrennen. Durch eine überragende Willensleistung und einen starken Urban Lesjak im Tor hat Hannover dieses Ding noch einmal umgebogen und tatsächlich Flensburg die Punkte abgenommen.

Die SG Flensburg-Handewitt hat viele falsche Entscheidungen in der Schlussphase getroffen, auch ein paar technische Fehler zu viel gehabt. Der letzte Freiwurf von Simon Jeppsson hat natürlich der ganzen Sache noch einmal die Krone aufgesetzt. Wie Lesjak den aus dem Winkel holt - das war eine Teufelskerl-Parade. Ein Wahnsinns-Handballspiel und Hut ab vor den Recken.

Dieses Jahr ist alles möglich

Fünf Minuspunkte sind schon eine Hiobsbotschaft für Flensburg. Allerdings wage ich in dieser Liga kaum Spekulationen aufzustellen, wer mit wie vielen Punkten am Ende Deutscher Meister wird. Dieses Jahr ist alles möglich. Außer dem THW Kiel traue ich es keiner Mannschaft zu, mit weniger als zehn Minuspunkten einzulaufen. Die Liga ist so ausgeglichen, da kann man jetzt keinem die Favoritenrolle zuschreiben. Die bisherigen Minuspunkte sagen noch nicht so viel aus. Kiel hat ein paar Spiele weniger, das verzerrt natürlich die Tabelle.

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Träumen verboten

An Hannovers Stelle würde ich das Motto vorgeben: „So lange auf der Welle schwimmen wie möglich". Das ist eine emotionale, absolute Achterbahnfahrt - jetzt fahren sie echt ganz oben. Aber es werden auch andere Zeiten kommen, da bin ich mir sicher. Ich glaube nicht, dass Hannover jetzt auf einmal zu den Meisterschaftsfavoriten dazugezählt werden kann. Champions League-Träume sind in Hannover nicht erlaubt - meiner Meinung nach. Das ist zu hoch gegriffen, aber genießen und jeden Punkt sammeln, den man sammeln kann. Es ist eine tolle Momentaufnahme und ein sehr sympathischer Handball.

Alle Kolumnen von Stefan Kretzschmar
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Stefan Kretzschmar spricht in seiner Kolumne über die spannendsten Themen aus der Welt des Handballs.

Das waren Big Points gegen Flensburg, die Stimmung ist super, die Chemie ist super - alles passt. Motto beibehalten und mal gucken, wohin die Reise geht. Man kann ihnen durchaus zutrauen, im Europa-Pokal einzulaufen, die Qualität haben sie. Allerdings darf den Leistungsträgern nix passieren. Morten Olsen ist zurzeit nicht zu ersetzen, auch wenn er gegen Flensburg nicht sein bestes Spiel hatte. Er ist ein grandioser Anführer.

Duell 2.0 im DHB-Pokal

Am Donnerstag kommt es zwischen Flensburg und Hannover zum Duell 2.0 im DHB-Pokal. Die Chancen für Hannover, den Meister rauszukicken, sind da. Ich halte es nicht für ausgeschlossen, aber die Vorzeichen sind natürlich denkbar ungünstig. Flensburg wird noch saurer sein als davor. Der SG wird das nicht zweimal passiert. Die werden alles daran setzen, Hannover im Pokal die Niederlage hinzuzufügen, die sie in der Meisterschaft selber kassiert haben.

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Lasse Svan und Morten Olsen reden vor dem DHB-Pokal-Achtelfinale zwischen der SG Flensburg-Handewitt und der TSV Hannover-Burgdorf gemeinsam über den tollen Saisonstart der Recken (Videolänge: 4:26 Minuten).

Das ist natürlich eher kontraproduktiv für die Recken. Hannover ist der Außenseiter, sie können völlig unbeschwert aufspielen. Klar ist das Ziel „Final Four" und es ist ein K.o.-Spiel. Bitter wäre eine Niederlage natürlich schon. Es folgen jetzt auch einige Spitzenspiele gegen Melsungen, Magdeburg und die Rhein-Neckar Löwen, da sind sie auch Außenseiter. Da sollten sie ihre Charakteristik beibehalten, unbeschwert und fröhlich, mit viel Mentalität, Wille und Kampf weiterhin spielen. Enttäuschen können die Hannoveraner zurzeit eigentlich keinen.

Melsungen wieder in aller Munde

Die MT Melsungen hat sich nach der katastrophalen Pleite in Balingen schnell erholt und in den letzten Spielen auch einige Topfavoriten geschlagen. Da sieht man auch mal wieder, wie schnell Enttäuschung und vermeintlicher Aufstieg abwechseln können. Auf einmal ist Melsungen wieder in aller Munde, und zwar im positiven Bereich. Es geht relativ schnell bei uns im Leistungssport, aber der Druck wird mit solchen Verpflichtungen wie Timo Kastening nicht geringer.

So langsam kaufen sie sich ja wirklich die ganze Nationalmannschaft zusammen. Auf der einen Seite sind das tolle Verpflichtungen, auf der anderen Seite wächst natürlich damit immer mehr der Druck. Da kann es ja nur die Devise sein, Champions League zu spielen und dann sollten sie das irgendwann auch mal nachweisen. Sie sichern ja auch schon die Zweitpositionen mit internationaler und nationaler Klasse ab. Das ist Fluch und Segen zugleich.

Schwerer Weg für Kastening

Ich persönlich hätte mir natürlich gewünscht, aus Sicht des Spielers, dass Kastening zu einem Verein wechselt, wo er mindestens 40 Minuten Spielzeit in jedem Spiel garantiert bekommt. Er hat ja auch die Ambition, in der Nationalmannschaft zu spielen. Jetzt geht er natürlich dahin, wo der erste Nationalmannschafts-Rechtsaußen spielt. Andererseits ist das finanzielle Angebot sehr lukrativ, da muss man im Laufe seiner Karriere auch drauf gucken, weil man nur eine begrenzte Zeit hat, Handball zu spielen. Deswegen kann ich das aus dieser Warte völlig verstehen.

Melsungen hat hohe Ambitionen, die werden sie ihm erklärt haben und ihm wird das Projekt gefallen haben. Aber er muss sich da jetzt durchsetzen. Wenn er so selbstbewusst ist und meint, er wird da seine Spielanteile bekommen, dann Hut ab. Kastening muss um diese Position kämpfen. Es wird ein schwerer Weg, weil Tobias Reichmann ist nicht gerade irgendwer, sondern auch eine Institution.

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