Schumacher über Mick-Zukunft: "Wäre ein sinnvoller Schritt"
21.11.2022 | 21:16 Uhr
Sky Experte Ralf Schumacher beleuchtet in seiner Kolumne die wichtigsten Formel-1-Themen. Nach dem Saisonfinale in Abu Dhabi blickt Schumacher auf das Karriereende von Sebastian Vettel und den nächsten möglichen Schritt von Mick. Zudem wirft er einen Blick voraus auf die kommende Saison.
Sebastian Vettel ist ein viermaliger Weltmeister, der Großartiges geleistet hat. Der Mensch Sebastian Vettel wird der Formel 1 fehlen. Und vor allem wird er auch dem deutschen Motorsport fehlen. Er war sehr jung, als er in die Formel 1 kam und hatte dann mit Red Bull eine sehr erfolgreiche Zeit. Danach folgte der Wechsel zu Ferrari. Mit der Scuderia erfolgreich zu sein, ist eigentlich immer das Endziel für einen Fahrer. Viele wollen das. Aber das hat aufgrund der Strukturen leider nicht so geklappt. An ihm alleine lag es ganz bestimmt nicht. Mit Aston Martin lief es für ihn dann leider auch nicht mehr ganz so gut. Das hätte ich mir für ihn anders gewünscht.
Was verbinde ich noch mit Sebastian Vettel? Neben dem Sportlichen hatte Sebastian das Thema Umweltschutz ganz groß auf seiner Agenda. Dabei verfolgte er einen sehr kritischen Ansatz. Umweltschutz ist wichtig, ganz klar, aber er war da teilweise schon sehr hart mit vielen Themen, die nicht immer so einfach waren in der Formel 1.
Ein Comeback von Sebastian in der Formel 1 ist nicht auszuschließen. Das sieht man nun wieder an Nico Hülkenberg und auch an Fernando Alonso, der immer wieder Lust hat, zurückzukommen, bzw. weiterzumachen. In der Formel 1 gibt es viele Faktoren, die dazu führen, dass man schnell ist. Einer davon ist die Erfahrung. Neue Fahrer brauchen lange, um auf das Niveau eines Sebastian Vettel zu kommen. Dementsprechend hat Sebastian mit seiner großen Erfahrung schon die Chance, in einem oder zwei Jahren zurückzukommen und vorne mitzufahren. Ob er das dann auch wirklich tut, weiß ich nicht. Vielleicht hat er nach ein, zwei Jahren mit der Familie auch wieder die Kraft, ein Comeback zu starten.
Ein Comeback in einem Stammcockpit peilt auch Mick Schumacher an. Als Zwischenschritt dorthin deutet sich ein Engagement als Test- und Ersatzfahrer bei Mercedes an. Für Mick wäre dies auf jeden Fall ein sinnvoller Schritt, weil er mit einem Team zusammenarbeiten kann, das sehr viel Erfahrung hat und Mick weiterbringen kann. Die Abläufe bei Haas und Mercedes sind anders und das ist für Mick etwas, wovon er profitieren kann. Für ihn wäre es auf jeden Fall wichtig, mit so einem Team wie Mercedes zusammenzuarbeiten, Simulatorarbeit zu machen, von Lewis Hamilton und George Russell, die beide schon Rennen bzw. im Fall von Hamilton Weltmeisterschaften gewonnen haben, zu lernen. Das wäre ein unglaublicher Erfahrungsschatz, den Mick dort mitbekommen kann.
Hamilton ist vom Alter her mittlerweile so weit, dass er viel an junge Piloten weitergibt. Alles in allem wäre es für Mick daher einfach unglaublich, mit diesen beiden Fahrern und mit so einem Team zusammenzuarbeiten - gerade auch, weil man ihn gerne will. Noch deutlicher kann man es ja kaum sagen, wie es Toto Wolff getan hat. Das ist für Mick auch eine neue Erfahrung nach so einem Jahr, endlich in einem Team zu sein, das hinter ihm steht.
Abschließend noch ein Blick auf die kommende Saison: Ich gehe im kommenden Jahr von einem Dreikampf aus. Allerdings bin ich ein bisschen erstaunt, dass Mercedes im letzten Rennen in Abu Dhabi wieder Schwierigkeiten hatte. Ich hatte sie stärker und Ferrari schwächer eingeschätzt. Bei Mercedes hat man offensichtlich das Problem noch nicht ganz erkannt. Red Bull wird in der kommenden Saison ein noch größeres Thema haben, weil sie durch die Budget-Cap-Strafe weniger Testzeit im Windkanal und weniger CFD haben. Das wird ihnen in der Entwicklung des neuen Autos für 2023 aber auch für 2024 hinterherlaufen.
Zudem kommen jetzt langsam die kleineren Teams auf, die aufgrund des Budget Caps immer mehr die Chance haben, näher heranzurücken. Das wird spannend, wie die Teams damit umgehen und wer jetzt als erstes einen größeren Schritt machen kann. Alpine zum Beispiel sollte man im kommenden Jahr nicht unterschätzen. Dort stellt sich die Frage, inwieweit Alonso fehlen wird. Der Spanier hat dem Team sicherlich einiges gebracht in diesem Jahr. Mal sehen, wie weit die beiden Fahrer Esteban Ocon und Pierre Gasly das Team nach vorne pushen können. Aber vom Speed her war Alpine in diesem Jahr sehr gut. Der Motor war sehr gut, sie können darauf aufbauen, ihr Paket im Rahmen des Budget Caps gut weiterentwickeln und näher an die Teams vor ihnen heranrücken.
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