Schumacher: Das wird die Red-Bull-Dominanz abschwächen
10.07.2023 | 19:12 Uhr
Ralf Schumacher beleuchtet in seiner Kolumne die wichtigsten Formel-1-Themen. Nach dem Rennen in Silverstone schwärmt der Sky Experte vom Weltmeister, spricht über die Fortschritte bei McLaren und ein mögliches Comeback von Ricciardo. Er glaubt zudem nicht, dass Red Bull bei Perez reagiert, lässt sich aber ein Hintertürchen offen.
Schon wieder ein souveräner Sieg von Max Verstappen und Red Bull. Es ist schon der achte Triumph des Weltmeisters und man muss es noch einmal betonen: Max ist ein absolutes Ausnahmetalent. Er ist ein Fahrer, von denen es in der Geschichte der Formel 1 - als Gesamtpaket - nicht viele gegeben hat. Er ist absolut fehlerfrei und hat zu jeder Zeit auch den Überblick, was beispielsweise die Strategie angeht.
Er macht einfach den Unterschied aus, das sieht man auch im Vergleich zu Sergio Perez. Der Red Bull ist sicherlich ein tolles Auto und hat auch die komplettesten fertigen Pakete am Start. Vielleicht sind das gar nicht immer die besten, aber im Verhältnis ist das Auto am stabilsten und Verstappen nutzt das jedes Rennen voll aus.
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Allerdings muss man sagen, dass McLaren in Silverstone schon deutlich näher dran war. Ob das auch bei den nächsten Rennen so sein wird, muss man erst einmal abwarten. Zak Brown war ja ein wenig verhalten, was das nächste Rennen in Ungarn betrifft. Das ist eine Full-Downforce-Strecke. Ich denke, dass dort der Aston Martin wieder ganz gut sein wird.
Bei McLaren wird es davon abhängen, wie der Reifenverschleiß ist, denn die Temperaturen werden hoch sein. Es ist generell schwer in dieser Saison mit Prognosen, weil die Teams ihre Höhen und Tiefen haben. Bestes Beispiel ist Mercedes, die gut unterwegs waren, aber zuvor in Spielberg katastrophal ausgesehen haben.
Bei McLaren wird es auch interessant sein zu sehen, wie viel Ressourcen sie nach dem großen Upgrade noch in das diesjährige Auto stecken und wie viel man schon aufs kommende Jahr setzt, um dort den Rückstand auf Red Bull vielleicht verkürzen zu können.
Klar ist: Die Planungen für 2024 sind bei allen Teams in vollem Gange, aber McLaren kann noch nicht alle Chips auf den nächsten Boliden setzen. Sie befinden sich noch im Entwicklungsprozess und haben jetzt zum ersten Mal ein Auto, das wirklich funktioniert. In dieser Phase muss man aber ein wenig warten und weiterentwickeln, um sicher zu sein, dass man auch wirklich auf dem richtigen Weg ist.
Red Bull hat dagegen den Vorteil, dass sie wissen, wo es lang geht. Die können sich bereits auf kommende Saison konzentrieren. Das hat auch Mercedes jahrelang so gemacht. Das war auch nie eine Revolution, sondern nur immer nur eine Evolution.
Das Thema Budget-Cap wird die Dominanz von Red Bull zwar etwas abschwächen, denn es werden Leute den Rennstall verlassen müssen und die neuen Teams werden davon profitieren. Die Erfahrung verteilt sich mehr in der Formel 1 und alles wird näher zusammenrücken, aber ich denke, dass eine gewisse Dominanz von Red Bull bis einschließlich 2026 vorhanden sein wird.
Dass ein dominantes Auto aber nicht alles ist, zeigt Perez aktuell und dennoch gehe ich stark davon aus, dass er auch nächstes Jahr im Red Bull sitzen wird. Wenn Alex Albon frei wäre - was er aber nicht ist - oder wenn Ricciardo jetzt zum Einsatz kommt und seine Klasse zeigen kann, könnte es vielleicht eng werden. Aber er hat Vertrag und daher kann ich mir eine Trennung fast nicht vorstellen. Unmöglich ist aber in der Formel 1 fast nichts.
Das sieht man auch bei Nyck de Vries aktuell, der sicherlich derzeit keine einfache Zeit durchlebt und nach der Sommerpause wohl nicht mehr im AlphaTauri sitzen wird. Ich bin mir zumindest sicher, dass jemand ihn ersetzen wird, denn die Aussagen von Helmut Marko bei uns waren zu deutlich.
Man hat sich einfach mehr erhofft, aber ob es am Ende wirklich Ricciardo wird, muss man abwarten. Ich glaube, die kleine Pause hat ihm sicherlich ganz gut getan und er kann entspannt an die Sache ranggehen. Allerdings ist das Auto nicht besonders gut, aber wer weiß? Vielleicht liegt ihm das Konzept. Der Reifentest wird sicherlich die ersten Weichen stellen.
Weichen stellen für die Zukunft will auch Frederic Vasseur bei Ferrari. Das kann er schaffen, aber er braucht Zeit. Aktuell ist die Situation schwierig. In Silverstone hatte man den Eindruck, dass man Angst vor dem Reifenverschleiß hatte. Man steht sich irgendwie selbst im Weg.
Dann kommen noch die Fahrer dazu. Carlos Sainz hat super Wochenenden und dann verliert er innerhalb kürzester Zeit drei oder vier Plätze. Vielleicht gelingt Ferrari in dieser Saison noch der ein oder andere Achtungserfolg, aber in der Hierarchie sind sie nochmal zurückgefallen. Ich sehe sie noch knapp vor Aston Martin auf Rang vier, aber McLaren und Mercedes sind derzeit stärker und duellieren sich um den Titel des ersten Herausforderers von Red Bull.
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