Lothar Matthäus Kolumne über FC Bayern, Tuchel, Müller, Nagelsmann
"Innerlich kotzt Müller doch!"
09.04.2024 | 15:59 Uhr
Lothar Matthäus bewertet in seiner Kolumne die Entscheidung des FC Bayern, weiter mit Trainer Thomas Tuchel als Trainer zu arbeiten. Der Sky Experte blickt auf das Champions-League-Viertelfinale beim FC Arsenal und die Kaderplanung beim deutschen Rekordmeister.
Thomas Tuchel wird nach der Niederlage in Heidenheim weiter auf der Bank des FC Bayern sitzen. Ich finde, dass ein neuer Impuls für die letzten Spiele gutgetan hätte, aber anscheinend gab es keine Alternative. Einer wie Hermann Gerland, der den Verein kennt, ist nicht mehr da. Es ist nicht mehr so einfach wie früher, als Uli Hoeneß bei Jupp Heynckes angerufen hat und der sich in den Flieger nach München gesetzt hat.
Tuchel kann beim FC Bayern nichts mehr bewirken
Ich habe das Gefühl, dass Tuchel beim FC Bayern nichts mehr bewirken kann. Zu viel Porzellan wurde zerbrochen, zu viel ist in den vergangenen zwölf Monaten zwischen dem Trainer und der Mannschaft vorgefallen. Gewisse Entscheidungen, Analysen und seine öffentliche Kritik sind bei vielen Spielern nicht gut angekommen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Tuchel noch den Einfluss auf die Mannschaft hat, den sich der Verein wünscht.
In Leverkusen sind alle Spieler von Xabi Alonso mitgenommen worden auf die erfolgreiche Reise. Tuchel hat es nicht geschafft, Spieler wir Matthijs de Ligt, Alphonso Davies, Joshua Kimmich, Leon Goretzka und Thomas Müller zu stärken. Davies oder Goretzka sind momentan nur noch ein Schatten ihrer selbst, weil ihnen der Glaube an sich selbst vom Trainer genommen wurde.
Auch wenn Müller nach außen hin lacht, aber innerlich kotzt er doch, wie man es in der Fußballersprache sagt! Einen Satz wie den von Tuchel "das ist kein Thomas-Müller-Spiel" wollte Müller ganz sicher niemals hören! Kimmich hat bestimmt auch gekotzt, wenn Tuchel von der Holding Six geredet hat. Ich will als Spieler nicht hören, dass ich auf der Position nicht gut genug bin, wo ich zwei Jahre zuvor die Champions League gewonnen habe und wo ich ein Leader war.
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Dann kann Bayern die Champions League gewinnen
Wenn der Charakter der Spieler stimmt, dann braucht der FC Bayern jetzt keinen Tuchel oder sonst jemanden auf der Bank. Führungsspieler wie Manuel Neuer, Müller oder Kimmich haben schon alles mitgemacht haben und wissen, wie sich Erfolg anfühlt. Die Spieler müssen sich gemeinsam aus dieser Situation herausführen, dann können sie im Hinspiel in London (Di., ab 20.30 Uhr im Liveticker) die Überraschung schaffen, die für mich aufgrund der Qualität der Spieler auf jeden Fall machbar ist. Wenn die Mannschaft funktioniert und jeder Spieler sein Bestes einbringt, kann der FC Bayern auch die Champions League gewinnen. Sie können es, weil sie es schon gezeigt haben.
Kimmich hat Mbappe ausgeschaltet, also kann er auch einen Spieler von Arsenal ausschalten. Jamal Musiala kann dribbeln, Leroy Sane und Kingsley Coman sind schnell und Harry Kane weiß, wo das Tor steht.
De Ligt nicht gestärkt - wer hält die Abwehr zusammen?
Die Mannschaft muss geschlossen als Team auftreten, aber der Trainer ist verantwortlich für die Aufstellung und man weiß nicht, was er als nächstes tut. Als Innenverteidiger wüsste ich doch gar nicht, woran ich bin.
Bayern hat in den vergangenen Jahren sechs Innenverteidiger für insgesamt etwa 300 Millionen Euro geholt. Durch die Verkäufe von Lucas Hernandez und Benjamin Pavard hat man zwar wieder Geld eingenommen, aber wer hält die Abwehr zusammen? Keiner! De Ligt ist in meinen Augen ein Führungsspieler, ihn muss ich als Trainer stärken.
Diese Spieler könnten den Verein verlassen
In den vergangenen Jahren hat man viel Geld für Spieler ausgegeben, die den Verein nicht verstärkt haben. Bouna Sarr hat seine vier Jahre abgesessen, hat sich nichts zu Schulden kommen lassen, aber er war nie ein richtiger Bayern-Spieler.
Max Eberl und Christoph Freund müssen nach der Saison einige Personalentscheidungen treffen, die aber nicht einfach sein werden, denn viele Spieler haben langfristige Verträge.
Die 50 bis 60 Millionen, die der FC Bayern für Davies haben will, werden die Münchner in Davies' aktueller Form nicht bekommen. Min-jae Kim ist ein anständiger Profi, er fällt nicht auf, aber ist er wirklich ein Bayern-München-Spieler? Auch Dayot Upamecano zeigt nicht mehr das, was er eigentlich kann.
Bei fast jedem ist der Marktwert gesunken
Wenn Spieler schlechter werden, schwächt dies den Verein am Ende auch wirtschaftlich. Xabi Alonso hat in Leverkusen den Wert des Kaders um einen dreistelligen Millionenbetrag nach oben gebracht, bei Bayern ist bei fast jedem Spieler der Marktwert gesunken.
Darum ist Nagelsmann mein Favorit
Alonso war der Wunschkandidat, auf den sich alle beim FC Bayern geeinigt hatten, doch der Spanier bleibt in Leverkusen.
Der FC Bayern braucht einen Trainer, der nicht nur vorgibt, was auf dem Platz passiert, sondern der auch die Köpfe der Spieler erreicht. Tuchel erreicht sie nicht, aber Alonso erreicht sie, genau wie Sebastian Hoeneß in Stuttgart oder Julian Nagelsmann in der Nationalmannschaft.
Ich sehe Nagelsmann als Favoriten für den Trainerposten, weil er zu Bayern München passt. Er hatte während seiner Amtszeit nicht die volle Unterstützung des Vereins, aber heute sind andere Personen in der Verantwortung und Nagelsmann würde sicher auch einige Dinge anders machen als damals.
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