Kommentar: Es entsteht ein bisher einzigartiges Basketball-Momentum
03.09.2023 | 18:23 Uhr
Einfach Wahnsinn! Slowenien um Superstar Luka Doncic mit fast 30 Punkten Differenz deklassiert, mit weißer Weste im Viertelfinale der WM. In Zeiten kriselnder Nationalmannschaften sind die DBB-Jungs eine wohltuende Ausnahme und zählen spätestens jetzt zu den Favoriten für den Turniersieg. Ein Kommentar.
Eine völlig neue Situation im deutschen Basketball! Selbst zu Zeiten von WM-Bronze 2002 und dem Viertelfinale 2006 mit Dirk Nowitzki war Deutschland in der Wahrnehmung stets der Underdog. Zu viel war abhängig vom Superstar der Mavericks, zu schwach war das Niveau in der Breite. Fielen bei Nowitzki die Würfe nicht, zog Deutschland meist den Kürzeren.
Mittlerweile ist es anders. Deutschland verfügt über eine historisch einzigartige goldene Generation im Basketball, die auch auf absolutem Top-Niveau jeden Gegner, selbst die übermächtigen USA schlagen kann.
Das Ganze hatte sich bei der schon überragenden Heim-Europameisterschaft im letzten Jahr angedeutet, als Deutschland Bronze gewann. Doch die Mannschaft ist mittlerweile noch besser: Dennis Schröder ist in der Form seines Lebens, trifft seinen Dreier so gut wie noch nie, Daniel Theis ist im Gegensatz zum letzten Jahr wieder zu 100 Prozent fit.
Sein blindes Verständnis im Zusammenspiel mit Dennis Schröder, das auf Millisekunden perfekte Timing in Pick-and-Roll-Situationen erinnert fast ein bisschen an die Zeiten des legendären Duos Stockton/Malone von den Utah Jazz. Der große Schlüssel zum Erfolg ist aber wie im letzten Jahr, dass die Deutschen extrem schwer auszurechnen sind.
Jeder Spieler hat eine völlig andere Rolle und Qualität, die das Team neben Freigeist Schröder einbringen kann: Seien es die Wurfqualitäten von Andy Obst, die Explosivität und Mentalität von Moritz Wagner oder die Übersicht und Spielintelligenz von Johannes Voigtmann - jeder bringt völlig andere Aspekte ins Spiel ein und keiner tanzt aus der Reihe.
So reicht es den Gegnern nicht, Schröder aus dem Spiel zu nehmen, weil dann sofort andere übernehmen können und ihre Freiräume nutzen. Beachtlich auch, dass die Verletzung von Franz Wagner, neben Schröder der Top-Spieler des DBB, gar nicht wirklich ins Gewicht fällt. In diesem Zusammenhang ist Isaac Bonga lobend zu erwähnen, der Münchner, der die Wagner-Lücke als vielseitiger Allrounder bisher mit Bravour erfüllt.
Es entsteht gerade ein bisher einzigartiges Basketball-Momentum für Deutschland! Spätestens bei einem Halbfinaleinzug wird der Basketball wieder in aller Munde sein und für einige Tage den Fußball als sportliches Diskussionsthema Nummer 1 ablösen, ähnlich wie bei der EM im letzten Jahr, damals sogar in einer Champions-League-Woche.
Deutschland wird als bisher ungeschlagener Viertelfinalist in einer ungewohnten Rolle in die K.o.-Runde gehen, nämlich als Favorit gegen Lettland. Das ist für den Kopf sicherlich nicht einfach. Aber all das bereits Erwähnte macht den ganz großen Wurf so greifbar wie noch nie. Bereits eine Medaille wäre der so sehr herbeigesehnte "Booster" für den Basketballsport in Deutschland nach EM-Bronze im letzten Jahr.
Egal, wie das am Ende ausgeht: An dieser goldenen Generation des deutschen Basketballs werden wir auch in den kommenden Jahren noch sehr viel Freude haben!
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