NHL News: Dennis Seidenberg über Draisaitl und Stanley Cup
Seidenberg: "Draisaitl ist auf einem Niveau mit Crosby & McDavid"
Sky Sport
12.10.2021 | 12:08 Uhr
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Dennis Seidenberg über den Saisonstart in der NHL. (Videolänge: 55 Sekunden)
Dennis Seidenberg ist einer von vier Deutschen, die den Stanley Cup gewonnen haben. Im Exklusiv-Interview spricht der ehemalige Nationalspieler über seinen Triumph, seine Stationen in den USA, Wayne Gretzky, seine Arbeit bei den New York Islanders und die Deutschen um Leon Draisaitl.
Skysport.de: Herr Seidenberg, Sie haben vor zwei Jahren Ihre aktive Karriere bei den New York Islanders beendet und gehören heute zum "Player Development Staff". Erklären Sie uns doch bitte mal, was genau Ihr Job ist.
Dennis Seidenberg: Ich arbeite mit verletzten Spielern und führe sie durch die Reha langsam wieder zurück ins Team.
Skysport.de: Haben Sie höhere Ambitionen, was die Arbeit als Trainer angeht?
Seidenberg: Die Islanders haben mir zwar für dieses Jahr eine größere Rolle Angeboten, aber aktuell bin ich noch nicht bereit dazu. Ich bin im Moment sehr beschäftigt mit meinen drei Kindern und das macht mir sehr viel Spaß. Es passt alles ganz gut, wie es gerade ist.
Skysport.de: Sie haben in Ihrer langen und erfolgreichen Laufbahn als Spieler viel erlebt. Was waren Ihre Karriere-Highlights und die wichtigsten Stationen?
Seidenberg: Da sind vor allem Philadelphia, wo alles angefangen hat, und Boston, wo ich die längste Zeit verbracht habe und den Stanley Cup gewonnen habe, zu nennen. Wobei ich auch in den anderen Städten sehr viel Spaß hatte und schöne Erfahrungen gesammelt habe. Ich bereue keine Station, jede hatte auf ihre Art etwas Besonderes.
Skysport.de: Welche Erinnerungen haben Sie an den Stanley Cup 2011 und das Finale gegen die Vancouver Canucks mit Ihrem Landsmann Christian Ehrhoff?
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8:40
NHL Preseason: Edmonton - Vancouver (Videolänge: 8:40 Minuten)
Seidenberg: Wir waren der Underdog, Vancouver hatte die talentiertere Mannschaft und war auch in den Medien der Favorit. Das hat uns zusätzlich motiviert. Ich erinnere mich auch, dass 2011 Dirk Nowitzki mit Dallas in der NBA im Finale war. Es war in den USA eine große Geschichte, dass im Basketball ein Deutscher und im Eishockey zwei Deutsche in den Finals standen.
Skysport.de: Hatten Sie Kontakt zu Nowitzki?
Seidenberg: Nein. Ich erinnere mich aber noch, als wir in Vancouver gespielt haben, lief eine Videobotschaft auf dem Jumbotron, in der er Christian und die Canucks unterstützt hat. Aber ich hatte nie persönlichen Kontakt zu Nowitzki.
Skysport.de: Sie haben dafür eine Eishockey-Legende aus nächster Nähe erlebt. Wayne Gretzky war Ihr Trainer in Phoenix. Was haben Sie aus der Zeit mitgenommen?
Seidenberg: Ihn als Trainer gehabt zu haben, den besten Spieler aller Zeiten an der Bande zu haben, war eine Riesensache. Leider ist es für mich in Phoenix nicht so gut gelaufen. Es war meine zweite Station, ich hatte wenig Eiszeit und bin nicht so richtig in Gang gekommen.
Skysport.de: Sie haben in Deutschland für Mannheim gespielt, auch 2012 während des NHL-Lockouts. Was sind die größten Unterschiede zwischen DEL und NHL?
Seidenberg: In der NHL ist die Eisfläche schmaler und kürzer. Es gibt mehr Action vor dem Tor, mehr Zweikämpfe, mehr Körperkontakt, alles passiert ein bisschen schneller, weil es weniger Platz gibt. Als ich nach dem Sieg im Stanley Cup - wegen des Lockouts in der NHL - in der DEL gespielt habe, merkte ich speziell in den ersten Spielen und Trainingseinheiten, dass man auf der größeren Eisfläche etwas mehr Zeit hat um einen Pass zu spielen.
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1:29
NHL: Philipp Grubauer vor dem Saisonstart der Seattle Kraken gegen Las Vegas. (Videolänge: 1:29 Minuten)
Skysport.de: In der NHL gibt es viele große Hallen, die fast immer voll sind. Wie unterschiedlich ist die Stimmung im Vergleich zur DEL?
Seidenberg: In Deutschland singen die Fans und trommeln die ganze Zeit, so ähnlich wie im Fußball. In den USA oder Kanada ist es total anders. Die Leute schauen das Spiel an, und wenn eine coole Szene passiert, schreien sie. Sie machen ab und zu Stimmung, aber nicht 60 Minuten lang wie in Deutschland. Ich finde es schöner, wenn die Fans laut sind und ständig singen. Wobei die Stimmung hier in den Playoffs manchmal echt krass ist und man Gänsehaut bekommt.
Skysport.de: Gab es für Sie Spiele oder Hallen mit besonderer Atmosphäre?
Seidenberg: In New York im Madison Square Garden einzulaufen war immer etwas Besonderes. Es ist die berühmteste Halle der Welt. Wie viele Top-Athleten dort aufgelaufen sind, wie viele Stars und Musiker dort aufgetreten sind oder bei Spielen zugeschaut haben. Das war schon richtig cool. In Montreal war es immer sehr schwer zu spielen, die Fans dort machen eine super Stimmung. Die Show auf dem Eis, das ganze Drumherum ist in den großen Eishockeystädten, wie auch zum Beispiel Toronto oder Chicago, sind überragend. Da spürt man richtig, dass man in der besten Eishockeyliga der Welt spielt.
Skysport.de: Ihr Bruder Yannic spielt in der DEL bei Red Bull München. Wie ist der Kontakt nach Deutschland?
Seidenberg: Mit Yannic tausche ich mich eigentlich täglich aus, wie das Training war, wie man sich fühlt. Yannic erzählt mir, was in Deutschland abgeht, ich bin auf dem Laufenden.
Skysport.de: In den vergangenen Jahren sind immer mehr deutsche Spieler in die NHL gekommen, und sie spielen auch immer bedeutendere Rollen in ihren Teams. Wie sehen Sie die Entwicklung des deutschen Eishockeys?
Seidenberg: Man sieht, dass immer mehr junge deutsche Spieler in der NHL Fuß fassen. Das heißt, dass in Deutschland in der Jugend immer besser gearbeitet und ausgebildet wird. Jetzt gilt es, so weiterzumachen. Es geht langsam immer weiter aufwärts. Das zeigen auch die Erfolge in den vergangenen Jahren auf internationalem Level.
Skysport.de: Gibt es Spieler, auf deren Entwicklung Sie in der kommenden NHL-Saison besonders gespannt sind?
Seidenberg: Auf wen ich besonders gespannt bin, ist Moritz Seider. Detroit hat ihn letztes Jahr in Schweden spielen lassen, jetzt freue mich darauf, ihn in der NHL zu sehen. Tim Stützle hat schon letzte Saison sehr gut ausgeschaut und hat sich im Sommer weiter entwickeln können. Auf ihn bin ich auch sehr gespannt. Bei Lukas Reichel oder JJ Peterka muss man erst einmal schauen, ob sie in ihren Teams Fuß fassen können. Buffalo hat eine sehr junge Mannschaft und Chicago ist langsam auf dem Weg zurück in die Playoffs.
Skysport.de: Dominik Kahun war in Chicago, Buffalo, Pittsburgh und zuletzt in Edmonton bei Leon Draisaitl. Sie kennen Dominik aus der Nationalmannschaft. Können Sie sich erklären, warum er in der NHL keinen neuen Vertrag mehr bekommen hat?
Seidenberg: Ich kann es mir nicht erklären, weil ich dachte, dass er es schaffen wird. Man braucht manchmal das Quäntchen Glück oder den Trainer, der an dich glaubt und dir die Chance gibt zu zeigen, was du kannst. Es dauert manchmal eine Weile, und manchmal verliert ein Spieler die Geduld und geht dorthin, wo er weiß, dass er dort mehr Eiszeit bekommt und wo er mehr Spaß hat. Manchmal ist es wichtiger, Spaß zu haben und glücklich zu sein als sagen zu können, dass man in der NHL spielt. Ich wünsche Dominik auf jeden Fall, dass er mit seiner Entscheidung glücklich ist und viel Erfolg haben wird.
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2:41
Leon Draisaitl von den Edmonton Oilers im exklusiven Interview vor dem NHL-Saisonstart. Themen u.a.: Corona, Familie und Vorbereitung (Videolänge: 2:41 Minuten)
Skysport.de: Sie haben als einer von vier Deutschen den Stanley Cup gewonnen. Leon Draisaitl hat diese Trophäe als großes Ziel. Er ist jetzt schon ein Superstar. Wie groß ist der Hype um ihn in der NHL? Trauen Sie ihm und den Edmonton Oilers den Titel zu?
Seidenberg: Leon ist ein Topstar in der NHL, er war in der letzten Saison MVP und man kann ihn auf einem Level mit den großen Spielern wie Sidney Crosby oder Connor McDavid einstufen. Aber für Leon persönlich zählt nur der Stanley Cup. Das ist sein großes Ziel, aber es ist natürlich schwer. Ob es dieses Mal klappt, weiß ich nicht.
Skysport.de: Welche Chancen haben die New York Islanders? Unser Kollege Michael Leopold hatte sie in seinem Favoritencheck in den Top 5 dabei.
Seidenberg: Top 5 hört sich gut an (lacht). Titelverteidiger Tampa Bay, Boston, Colorado und auch die Islanders haben sehr gute Chancen. Es gehört aber auch viel Glück dazu. Das Team muss gesund bleiben, dazu kommen die Olympischen Spiele, durch die der Spielplan in dieser Saison noch enger ist. Es wird sich zeigen, wer die fitteste Mannschaft und die beste Ausgangsposition hat, um in die Playoffs zu kommen.