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Nach Pleite von Arthur Abraham: Ulli Wegner wendet sich ab

Ex-Weltmeister vor Karriereende

Nach seiner Niederlage im Kampf um die IBO-Weltmeisterschaft im Supermittelgewicht gegen Chris Eubank Jr. hagelt es Kritik für Arthur Abraham. Selbst sein Trainer Ulli Wegner wendet sich von ihm ab.

Immer wieder krachten die Aufwärtshaken an sein Kinn, donnerten Schlag-Kombinationen gegen seinen Schädel: Ex-Weltmeister Abraham war bei der Punktniederlage gegen den Briten Chris Eubank Jr. in London chancenlos. Die Folgen sind verheerend. Statt der Teilnahme an der millionenschweren Muhammad-Ali-Trophy droht ihm das Karriere-Aus.

Arthur Abraham gegen Chris Eubank Jr. chancenlos
Arthur Abraham gegen Chris Eubank Jr. chancenlos

Schwerer Rückschlag für "King Arthur" Abraham. Der ehemalige Box-Weltmeister verlor in London den WM-Kampf im Supermittelgewicht um den Titel des kleineren IBO-Boxverbandes gegen den Briten Chris Eubank Jr. einstimmig nach Punkten.

"Arthur hat einfach kein Herz mehr", urteilte Trainer Ulli Wegner im Anschluss verärgert. Der 75-Jährige hatte seinen Schützling aber auch nicht optimal auf die schnelle Kampfmaschine Eubank eingestellt. Wegner deutete an, dass er keine Lust mehr auf Abraham habe und lieber wieder mit Marco Huck im Cruisergewicht arbeiten wolle.

"Zu spät in den Kampf gefunden"

Eubank prügelte so hart auf Abraham ein, dass viele der 6000 Zuschauer in der SSE-Arena Angst um die Gesundheit des 37-Jährigen bekamen. Haute der zehn Jahre jüngere Eubank mal nicht, verspottete er seinen Gegner mit Gesten oder Sprüchen. Abraham bekam in dem WM-Kampf um den unbedeutenden IBO-Gürtel brutal vor Augen geführt, dass seine Zeit vorbei ist.

Am Ende war die Nase voller Blut, das Gesicht zerbeult und der Blick leer. Die Niederlage fiel einstimmig aus, ein Punktrichter gab Eubank sogar alle zwölf Runden. "Ich war zu fest, habe zu spät in den Kampf gefunden", ließ Abraham über Promotor Kalle Sauerland wissen. Er selbst saß nach dem Fight stundenlang in der Dopingprobe fest, erschien nicht zur Pressekonferenz.

Chris Eubank Jr. bleibt Weltmeister im Supermittelgewicht nach Version der IBO
Image: Chris Eubank Jr. bleibt Weltmeister im Supermittelgewicht nach Version der IBO  © Getty

Nach der schmerzhaften Demontage ist das Karriereende wahrscheinlich. Abraham will zwar unbedingt mit einem Sieg abtreten, doch fraglich ist, ob Sauerland seinen Schützling noch einmal bis zu einer WM-Chance aufbaut. Am Montag wollen sich Promoter, Trainer und Boxer zusammensetzen.

Abraham mit Gewichtsproblemen

Dazu kommt, dass man im Sauerland-Lager mit Abrahams Motivation nicht zufrieden ist. Zum Wiegen am Freitag war der Schokoladen-Fan mit 500 Gramm Übergewicht erschienen. Erst nach dem zweiten Nachwiegen gab es grünes Licht. Auf so einen Nervenkitzel kann man beim größten deutschen Boxstall gut verzichten.

Mehr Boxen

Eubank, Sohn des früheren WBO-Champions Chris Eubank senior, löste mit dem Sieg das Ticket für die Muhammad-Ali-Trophy. In dem neuen Turnierformat boxen acht Top-Boxer aus dem Supermittelgewicht im K.o.-Format den Champion aus. Zu gewinnen gibt es bis zu zehn Millionen Dollar.

Promotor Kalle Sauerland will offenbar als Erfinder der Ali-Trophy in Zukunft verstärkt auf das neue Format setzen. Da werden es Kämpfer wie Abraham, die nicht dabei sind, intern schwerer haben. Außerdem ist der Boxstall längst von Berlin nach Hamburg gezogen. Für die Berliner Abraham und Wegner ein weiteres Problem.

Wegner und Abraham schreiben Geschichte

So deutet viel auf ein Karriereende von Abraham hin, der als mehrfacher Millionär keine Existenzängste haben muss. Legendär bleibt sein Einstieg als Profi, als er sich 2003 mit einer Plastiktüte in der Hand bei Wegner um eine Stelle als Profiboxer bewarb.

Gegen Edinson Miranda kämpfte sich Arthur Abraham 2006 mit einem gebrochenen Kiefer durch
Image: Gegen Edinson Miranda kämpfte sich Arthur Abraham 2006 mit einem gebrochenen Kiefer durch  © Getty

Das Duo schrieb Geschichte, Abraham wurde im Mittel- und Supermittelgewicht dreimal Weltmeister und brachte es auf stolze 51 Profikämpfe. Unvergessen blieb sein Punktsieg über Edison Miranda 2006, als er sich in der vierten Runde einen Kieferbruch zugezogen hatte und trotzdem bis zum Ende durchhielt.

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