Ferrari fährt auch in Miami nur hinterher - Funk-Frust bei Hamilton und Leclerc
Die Scuderia Ferrari hinkt ihren Erwartungen hinterher. Die Tauschkapriolen zwischen den beiden Fahrern während des GP von Miami zeigen eine Baustelle klar auf. Die Piloten machen ihrem Umut mit frustrierten Funksprüchen Luft.
05.05.2025 | 11:26 Uhr
Bei Ferrari gibt es immer mehr und immer größere Baustellen. Das hat der Miami-GP gezeigt. Den deutlichen Frust am Funk versuchten Lewis Hamilton und Charles Leclerc anschließend herunterzuspielen. Doch eins ist klar: Beim Traditionsrennstall gibt es Klärungsbedarf.
Es knirscht bei Ferrari!
Erneut kassierte das stolze Team aus Maranello einen herben Dämpfer. Beim GP von Miami standen die ernüchternden Plätze sieben (Leclerc) und acht (Hamilton) auf der Ergebnistafel. Hinter McLaren, Mercedes, Weltmeister Max Verstappen im Red Bull und Alexander Albon im Williams war die Scuderia sogar nur viertstärkste Kraft! Erstmals überhaupt in Miami verpasste das Team eine Top-5-Platzierung.
Ein neuer Tiefpunkt für den italienischen Rennstall? Schwer zu sagen, doch feststeht: Bis auf die drei positiven Ausreißer (Platz eins und drei von Hamilton in den beiden bisherigen Sprints und Platz drei von Leclerc beim GP von Saudi-Arabien) fährt Ferrari den Ansprüchen hinterher.
Allerdings liegt dies nicht nur an der Performance des SF-25, wie beim GP von Miami zu sehen war. Auch die Strategie der Roten sorgt regelmäßig für Stirnrunzeln - besonders bei den eigenen Piloten.
Funk-Frust bei Ferrari!
Was war genau beim Rennen in Miami vorgefallen?
In der 39. Runde des Grand Prix hatten die beiden Ferrari auf den Plätzen sieben (Leclerc) und acht (Hamilton) den vorausfahrenden Kimi Antonelli im Mercedes im Blick. Während Leclerc in dieser Phase auf dem harten Reifen unterwegs war, fuhr Hamilton mit dem schnelleren Medium-Reifen dahinter. Der siebenfache Weltmeister drängte am Funk darauf, dass sein Teamkollege ihn doch vorbeilassen solle, damit er Antonelli noch angreifen könne.
Da einige Runden nichts passierte, funkte Hamilton völlig frustriert: "Das ist kein gutes Teamwork. Das ist alles, was ich dazu sagen kann." Daraufhin reagierte das Team doch, winkte Hamilton durch. Doch der Brite kam nicht an Antonelli heran, sodass Leclerc wiederum forderte: "Lewis muss schneller fahren. Ich bin ständig in der 'dirty air.'"
Hamiltons Medium-Reifen baute stärker ab als Leclercs harter Reifen, weshalb wenige Runden vor Rennende der erneute Wechsel folgte. Hamilton musste Leclerc wieder vorbeilassen, doch auch diesem gelang der Anschluss an Antonelli nicht mehr. Als Hamilton kurz vor Schluss von seinem Renningenieur die Information bekam, dass Carlos Sainz im Williams noch 1,4 Sekunden hinter ihm sei, platzte der ganze Frust aus Hamilton heraus: "Willst du, dass ich ihn auch vorbeilasse?", fragte der Routinier provokant.
Hamilton will schnellere Entscheidungen vom Team
Das Nervenkostüm bei der Scuderia ist somit hör- und auch sichtbar angespannt. Im Anschluss an das Rennen versuchte Hamilton seine kritischen Funksprüche in einer Medienrunde zu erklären: "Alles, was ich sehen konnte, war ein Mercedes vor mir, und ich dachte, vielleicht können wir auf Platz sechs vorfahren. Aber wir haben in diesen Runden (hinter Leclerc, Anm. d. Red.) viel Zeit verloren."
Und weiter: "Ich war in dem Moment ganz klar schneller, aber die Entscheidung kam meiner Meinung nach nicht schnell genug. Ich habe kein Problem mit dem Team oder mit Charles, aber ich denke, wir könnten es besser machen." Besonders dieses rundenlange Zögern am Kommandostand ist Hamilton ein Dorn im Auge und sein größter Kritikpunkt.
"Das Team meinte immer wieder: 'Wir kommen darauf zurück' - das hat mich gestört. Ich wünsche mir einfach schnellere Entscheidungen. Man muss verstehen, dass wir im Auto unter enormem Druck stehen. Da kommen nun mal keine sanften Nachrichten rüber. Es war nicht mal Wut - ich habe nicht geflucht - ich wollte einfach, dass eine Entscheidung getroffen wird. Die sitzen da mit allen Daten vor sich, also entscheidet einfach. Wir im Cockpit sind im Überlebensmodus, der Computer denkt schneller."
Leclerc betont: "Keine schlechten Gefühle gegenüber Lewis"
Teamkollege Leclerc gab sich unmittelbar nach dem Rennen am Sky Mikrofon wenig auskunftsfreudig - zum Teil wahrscheinlich auch aus Selbstschutz. "Es ist eine schwierige Situation. Ich entschließe mich jetzt für die langweilige Antwort. Ich werde das jetzt nicht zu sehr kommentieren. Es ist offensichtlich, dass das heute nicht so gelaufen ist, wie wir uns das gewünscht hätten. Und den Rest werden wir intern diskutieren, um bessere Entscheidungen zu treffen."
Zudem betonte Leclerc - wie auch schon Hamilton - dass es zwischen den beiden Fahrern keine Probleme gebe. "Es gibt keine schlechten Gefühle gegenüber Lewis. Wir müssen als Team besser handeln und mehr möchte ich nicht ins Detail gehen."
Auf Ferrari kommt in den nächsten Wochen viel Arbeit zu. Es muss nicht nur an der Performance des Autos gefeilt werden, um die mittlerweile große Lücke zu den Spitzenteams zu schließen. Auch die Strategie, die Entscheidungsfreudigkeit und die Kommunikation müssen sich verbessern. "Ich glaube, da gibt es Klärungsbedarf", fasste Sky Experte Ralf Schumacher die aktuelle Situation bei Ferrari treffend zusammen.
Und als nächstes steht in zwei Wochen auch noch der Heim-GP in Imola an. Dort dürften die Erwartungen der heißblütigen Tifosi sicherlich nochmals um einiges größer sein ...
Alle weiteren wichtigen Nachrichten aus der Sportwelt gibt es im News Update nachzulesen.