Nächster Sieg in eigener kleiner WM! Schumacher setzt weiteres Zeichen
04.05.2021 | 16:10 Uhr
Mit dem Kampf um den Titel hat Formel-1-Rookie Mick Schumacher verständlicherweise nichts zu tun. Doch in seiner eigenen kleinen WM gelingt dem Haas-Piloten in Portimao beim GP von Portugal der nächste Sieg.
Drei Formel-1-Rennen stehen bislang in der noch jungen und kurzen Vita von Mick Schumacher. Doch selbst in dieser überschaubaren Zeitspanne gelingt dem Sohn der Formel-1-Legende Michael Schumacher von Rennen zu Rennen eine Leistungssteigerung, die in Portimao mit einem persönlichen Highlight endet.
Im Haas hat der 22-Jährige nichts mit den vorderen Platzierungen zu tun. Selbst die Punkteränge liegen für den Rookie in dem deutlich unterlegenen Boliden im Normalfall außer Reichweite. Nichtsdestotrotz spult Schumacher Rennen für Rennen sein Pensum ab und fährt in seiner eigenen kleinen Formel-1-WM den nächsten Sieg in Portimao ein.
In Runde 63 ist es soweit! Schumacher nutzt einen Fehler von Williams-Pilot Nichols Lafiti eiskalt aus und schiebt sich damit von Rang 18 auf 17 vor - sein erstes richtiges Überholmanöver in der Formel 1. Zuvor übte der Rookie rundenlang einen enormen Druck auf seinen Kontrahenten aus, bis er ihn letztendlich zum Verbremser gezwungen hatte.
Eine starke Aktion von Schumacher, die ein Lob von Sky Experte Nico Rosberg nach sich zog. "Der Mick macht einen tollen Job. Er schlägt seinen Teamkollegen Mazepin wieder mal deutlich. Und weiter macht er mit einem unterlegenen Auto Druck auf Latifi und überholt ihn am Ende auch noch nach dem Fehler. Also wieder mal ein Kompliment an Mick."
Auch Ralf Schumacher zeigt sich mit der Leistung des 22-Jährigen sehr zufrieden und gab dieser eine ganz besondere Note - mit Augenzwinkern: "Null Punkte mit Sternchen. Das kann man nicht anders sagen. Er hatte wieder ein problemloses Rennen. Er hat keinen Fehler gemacht, hat sich seinen Gegner zurechtgelegt. Es macht einfach Freude, ihm zuzuschauen. Es gibt momentan einfach nichts zu kritisieren. Und wenn es das mal gibt, zeigt er sich ja auch sehr selbstkritisch."
So auch nach dem Grand Prix in Portugal. Trotz seines ersten Überholmanövers in der Formel 1 überhaupt wollte der Rookie am Sky Mikrofon nicht die Probleme und Schwierigkeiten vertuschen. "Es war nicht einfach. An ihm kommt man irgendwie nicht vorbei. Das ist leider zum verrückt werden. Ich habe es schon ein paar Mal fast geschafft und dann hatte ich ein stehendes Rad oder bin auf der Geraden nicht vorbeigekommen. Er hatte dort ein bisschen mehr Speed als wir."
Als größte Herausforderung bezeichnete Schumacher "das Vorbeifahren". "Das Hinterherfahren geht so einigermaßen, aber nach einiger Zeit verbrennt man halt auch seine Reifen."
Doch Schumacher zeigte sich auch Stolz und voller Ehrgeiz. "Im Großen und Ganzen können wir happy sein mit dem, was wir gezeigt haben. Wir hatten ein gutes Rennen, wenige Fehler und haben die Zielflagge wieder gesehen. Und ich habe so viel mehr Pace in mir. Ich bin mir auch recht sicher, dass wir den George (Russell, Anm. d. Red.) geschnappt hätten, wenn das Überholen einfacher gewesen wäre."
Es ist also klar herauszuhören: Schumacher gibt sich mit diesem Ergebnis und dem persönlichen Erfolg nicht zufrieden und strebt nach Höherem - zumindest in seiner eigenen kleinen WM, in der es für ihn mit einem über weite Strecken unterlegenen Auto an erster Stelle gegen seinen Teamkollegen Nikita Mazepin und mit Abstrichen gegen die beiden Williams-Piloten Latifi und Russell geht.
Dabei gelingt ihm bislang Session für Session und Rennen für Rennen ein weiterer kleiner Sieg. In bislang neun Trainingseinheiten, drei Qualifyings und drei Rennen musste sich Schumacher lediglich ein einziges Mal hinter Mazepin einordnen - beim 1. Freien Training in Imola. Ansonsten dominierte Schumacher seinen Teamkollegen fast nach Belieben. Anders als Mazepin leistet er sich zudem kaum Fehler - mit Ausnahme in Imola, als er beim Aufwärmen der Reifen seinen Frontflügel abgefahren hat.
Auch Latifi ließ der Rookie bereits mehrfach im Training hinter sich. Doch nun in Portugal gelang dem Youngster ein Novum, das seine stetige Entwicklung zeigt. Erstmals konnte er in einem Rennen einen Fahrer eines anderen Rennstalls auf der Strecke hinter sich lassen. "Er ist auf dem richtigen Weg", fasst Rosberg die bisherige F1-Performance zusammen.
Doch wie geht es nun weiter? An erster Stelle müsse nun "das Kennenlernen der Strecken" stehen, so Rosberg. "Fortschritte und keine Fehler machen. Sie müssen sich dafür jetzt aber auch Zeit nehmen."
Doch bis zum nächsten Rennen fehlt diese. Bereits am kommenden Freitag geht es in Barcelona beim Großen Preis von Spanien mit dem 1. Freien Training weiter (ab 11:15 Uhr LIVE und EXKLUSIV auf Sky Sport F1).
"Bis dahin geht man jetzt die Stärken und Schwächen durch und schaut sich nochmal das Überholmanöver an. Vielleicht hat er es mal an der falschen Stelle probiert. Das sind ja auch alles Lernprozesse, die man mit dem Ingenieur nochmal in Ruhe durchgeht. Und dann kann er sich auf das nächste Rennen freuen", erklärt Ralf Schumacher.
Zu viel dürfe man aber in Katalonien nicht erwarten, denn "wir wissen, dass Barcelona ein Gradmesser für Autos ist und alle Schwächen der Boliden dort gnadenlos aufgedeckt werden. Das kann für Haas nochmal spannend werden."
Glücklicherweise sitzt aber nicht nur Schumacher im unterlegenen Boliden des US-amerikanischen Rennstalls. Auch Mazepin versucht sich darin.
Sollte Schumacher den Russen erneut dominieren können - auch wenn gleichzeitig kein Überholmanöver gegen einen anderen Fahrer möglich ist, wäre es dennoch der nächste Sieg in seiner eigenen kleinen WM ...