2x Quali & viel Action: So funktioniert das neue Sprint-Format in Baku
27.04.2023 | 17:07 Uhr
Beim anstehenden Rennwochenende in Baku steigt das erste von sechs Sprint-Rennen in dieser Saison. Dafür stellte die Formel 1 ein neues Konzept vor: Ein zusätzliches Qualifying soll für noch mehr Action sorgen.
Doch wie funktioniert das neue Format und wie sieht das Wochenende aus? Die Antworten auf die wichtigsten Fragen.
An sechs Rennwochenenden in dieser Saison finden zusätzliche Sprint-Rennen statt. Beim kommenden Rennen in Baku testet die Formel 1 erstmals ein neues, abgewandeltes Format: Für den Sprint am Samstag gibt es ein eigenes Qualifying, am Tag zuvor bestimmt bereits ein Qualifying die Startaufstellung für das Hauptrennen am Sonntag.
Am Freitag findet das erste und einzige Training statt, anschließend folgt das Qualifying, das die Startaufstellung für das Rennen am Sonntag bestimmt. Der Samstag ist nun der "Sprint-Day", zuerst findet das Sprint-Qualifying statt, am Nachmittag dann das Sprint-Rennen über eine Distanz von 100 Kilometer (in Baku 17 Runden). Am Sonntag steigt dann das klassische Haupt-Rennen mit der Startaufstellung aus dem Qualifying am Freitag - der Samstag mit eigenem Qualifying und Sprint ist somit ausgeklammert und hat keine Auswirkung auf das lange Rennen.
Das Sprint-Qualifying läuft im gleichen Prinzip wie das normale Qualifying ab, nur kürzer: Im ersten Teil der Qualifikation (kurz SQ1) haben die Fahrer zwölf, im SQ2 nur noch zehn und in SQ3 acht Minuten Zeit, ihre schnellste Runde zu fahren. Zum Vergleich: Im normalen Qualifying haben die F1-Piloten in den drei Sessions 18, 15 und 12 Minuten Zeit.
Auch die Reifenmischung ist festgelegt: In den ersten beiden Abschnitten des Qualifyings muss ein unbenutzter Satz Mediums benutzt werden, im letzten Teil (SQ3) dann ein frischer Satz Soft-Reifen. Zudem darf nur ein Satz Reifen pro Quali-Abschnitt gefahren werden. Fehler machen ist im Sprint-Qualifying also verboten.
Die Punktevergabe bleibt gleich. Beim Sprint am Samstag erhalten die ersten acht Fahrer Punkte, der Sieger erhält acht, der Zweite sieben, der Achtplatzierte einen Punkt. Beim Rennen am Sonntag bleibt die Punkteregel wie gewohnt, zudem wird ein Punkt für die schnellste Rennrunde vergeben, insofern der Fahrer das Rennen in den Top 10 beendet. Insgesamt kann ein Fahrer an einem Wochenende mit Sprint bis zu 34 Punkte einfahren.
Die FIA definiert die Anwendung der Strafen wie folgt: Eine Startplatzstrafe, die am Freitag im Training oder Qualifying ausgesprochen wird, muss im Rennen angewandt werden. Grid-Penaltys aus dem Sprint-Qualifying werden im Sprint abgebüßt, Startplatzstrafen aus dem Sprint dann im Rennen. Ein Verstoß gegen die Parc-Ferme-Regeln resultieren in einem Start aus der Boxengasse für den Sprint oder das Rennen.
Der Tausch von Motorkomponenten bedeutet immer eine Strafe im Rennen am Sonntag. Damit wird verhindert, dass die Teams ihre Komponenten taktisch so tauschen, dass sie ihre Startplatzstrafe im unwichtigeren Sprint absetzen können.
Durch die höhere Belastung mit dem neuem Sprint-Format hat die FIA die Anzahl an Motorenelementen erhöht: Beim Verbrennungsmotor, Turbolader und den Komponenten zur Energierückgewinnung MGU-K und MGU-H dürfen in dieser Saison statt drei nun vier Einheiten ohne Strafe eingesetzt werden.
Nur noch eine Trainingseinheit, Qualifying am Freitag und Samstag, Rennen am Samstag und Sonntag: Die Formel 1 macht einen weiteren Schritt Richtung noch mehr Action. Durch die Einführung der Sprint-Qualifikation bekommt das Sprintrennen einen neuen Reiz: Fahrer müssen nicht mehr länger Sorge um ihren wichtigen Startplatz für das Rennen am Sonntag haben und könnten mehr riskieren - auch wenn dies die Teams angesichts des Cost Caps nicht sonderlich freuen wird.
Auch Pierre Gasly könnte dieses Format zum Verhängnis werden: Der Franzose hat satte zehn Strafpunkte auf seinem Konto, kommen zwei weitere dazu, würde er für ein Rennen aussetzen müssen. Mit nun einem zweiten Rennen im Straßenkurs Baku mit möglicherweise größerer Risikobereitschaft aller Fahrer könnte dem Alpine-Piloten das neue Konzept noch auf die Füße fallen. Bis Ende Mai muss Gasly noch durchhalten, dann werden seine Strafpunkte gestrichen.
Neben Baku finden in dieser Saison fünf weitere Sprintrennen in Österreich, Belgien, Katar, USA und Brasilien statt. Die verringerte Trainingszeit und der unabhängige "Sprint-Saturday" lassen auf mehr Action und Spannung hoffen. Ob das neue Format auch halten kann was es verspricht? Das kommende Wochenende in Baku wird erste Indizien dafür liefern.