Der Mythos der berühmt-berüchtigten "Wall Of Champions"
14.06.2023 | 13:58 Uhr
Es ist die wohl berüchtigste Kurve im Rennkalender: Die "Wall Of Champions" auf dem Circuit Gilles-Villeneuve beim Großen Preis von Kanada. Aber was hat es damit überhaupt auf sich - und was macht sie so berühmt?
Der Kanada-GP hat einige Highlights zu bieten und gehört sicherlich zu den packendsten Strecken im Rennkalender. Der Kurs liegt auf der malerischen Ile Notre-Dame, einer künstlichen Insel im gewaltigen Sankt-Lorenz-Strom in der kanadischen Millionenstadt Montreal. Seit 1979 findet hier bis auf wenige Ausnahmen alljährlich der Große Preis von Kanada statt.
Ein relativ schmaler Kurs führt durch lange Vollgas-Passagen, in denen Geschwindigkeiten jenseits der 300 Stundenkilometer erreicht werden. Extreme Beschleunigung und hartes Bremsen geben sich hier ein Stelldichein. Vor den engen, langsamen Kurven müssen die Anbremspunkte exakt getroffen werden, um nicht in den Leitplanken zu landen. Die kleinste Unaufmerksamkeit oder die minimalste Abweichung von der Ideallinie können hier das Renn-Aus bedeuten.
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Mit Argusaugen schauen die Fahrer daher seit Jahrzehnten auf die sogenannte "Wall of Champions". Jene Kurve, die schon so manchen Weltklasse-Piloten zur Verzweiflung getrieben hat. Hierbei ist häufig nicht die Frage ob, sondern viel mehr wann der erste Rennbolide gegen die Wand donnert. Die Kurve 13, eine Schlüsselstelle jeder Rennrunde, die über Wohl und Wehe des Abschneidens bestimmt.
Die "Wall of Champions" beschreibt das Ende der letzten Schikane auf der Start-Ziel-Geraden. Auf eine ewig lange Gerade mit Höchstgeschwindigkeiten folgt ein harter Bremspunkt, darauf eine Rechts-Links-Kombination. An der Stelle sind die Randsteine relativ hoch, auf der rechten Seite befindet sich keinerlei Auslaufzone - wie bei vielen anderen Strecken üblich - sondern lediglich die Tecpro-Barrieren.
Zum Glück, muss man fast sagen, früher war anstelle der Barrieren nämlich eine Betonwand, die einen Einschlag ungleich verheerender gestaltet hatte. Trotz zahlreicher Unfälle kam es dennoch bislang noch nie zu schlimmeren Verletzungen.
Im Jahr 1999 gelangte der Circuit Gilles-Villeneuve zu dem berühmt-berüchtigten Ruf, der ihn bis heute umgibt. Im selben Rennen mussten sich mit Damon Hill, Michael Schumacher und Jacques Villeneuve gleich drei Formel-1-Weltmeister der Anziehungskraft der Wand geschlagen geben. Zu dem Zeitpunkt trug die Wand ironischerweise noch einen Schriftzug, der die Fahrer ungewollt hämisch verspottete, wenn sie in die Fahrstreckenbegrenzung krachten. Die Wand schmückte seinerzeit die Werbeaufschrift "Bienvenue au Québec" - Willkommen in Québec.
In Runde 14 versetzte zuerst der Weltmeister von 1996, Damon Hill, seinen Wagen in die Fahrunfähigkeit. Mit dem rechten Hinterrad schlug er in der Mauer an. Wenig später erwischte es den F1-Sieger von 1994 und 1995 - Michael Schumacher. Der Deutsche verlor beim Ausgang der Schikane das Heck und knallte etwas heftiger als sein Nachfolger in den Beton. Das Crash-Triumvirat vollendete der Sohn des Fahrers, dessen Namen die Strecke trägt: Jaques Villeneuve. Der Bolide des Lokalmatadors schlug zwar frontal, dafür aber nicht allzu hart in die Wall, die seitdem den Beinamen der Champions trägt.
Auch Sebastian Vettel wurde einst 2011 in die Fänge der Mauer gelockt. Zuletzt musste Kevin Magnussen 2019 unter dem Sirenengesang der "Wall of Champion" einknicken.
Im letzten Jahr hat der Kanada-GP nach zweijähriger coronabedingter Pause zur Freude aller Motororsport-Fans wieder stattgefunden. Parallel zu den Absagen wurde der Vertrag mit der Rennstrecke um zwei Jahre bis 2031 verlängert. Ein deutlicher Fingerzeig ob der Gravitas dieses Grand Prix'.
Eine wahrlich legendäre Strecke mit einer der legendärsten aller Kurven also, die den Fahrern alles abverlangt. Oder um es mit den Worten von Udo Lindenberg zu sagen:
Bremst er zu spät, ist alles finito
Bremst er zu früh, hat er das Rennen verloren
Rauscht er gegen die Balustrade
Hat er angebrannte Ohren!
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