Auch hinter den Kulissen ist der Wahnsinn Alltag. Von der Startlinie bis zur Zielflagge. Ein Erlebnisbericht vom 21. Saisonrennen der Formel 1.
Aus Sao Paulo berichtet Peer Kuni
Das Abenteuer beginnt über fünf Stunden vor Rennstart. Um Punkt 8:45 Uhr Ortszeit ist Abfahrt. Mit dem Shuttle geht es vom Hotel zum Autodromo Jose Carlos Pace.
Mit dabei sind: Kommentator Sascha Roos, Moderator Peter Hardenacke, Experte Ralf Schumacher. Dazu gesellen sich Sendungsleiterin Imke, Kameramann Tobi, Tontechniker Ortwin, Monitor-Meister Kemal sowie Kommunikationsspezialist Marcus. Und ich.
Meine Aufgaben: Stativ tragen, Regenschirm halten, Unterlagen bringen. Ein Mädchen für alles eben. Und natürlich beobachten. Denn ich möchte meine Erlebnisse am Ende zu Papier bringen.
Geduld, Chaos & Ankunft an der Strecke
Doch bevor das kleine F1-Team im fernen Brasilien so richtig durchstartet, ist erst einmal Geduld gefragt. Denn die heimischen Motorsport verrückten Fans gepaart mit der schlechten Verkehrsorganisation sorgen für einen Monster-Stau in der 23-Millionen-Metropole.
Nachdem wir das Chaos - anderthalb Stunden für 15 Kilometer - hinter uns gelassen haben und an der Strecke angekommen sind, geht es zum TV-Compound. Hier befindet sich neben den Übertragungssignalen und Kommunikationssträngen auch unser Besprechungsraum in einem Container. Ich werde verkabelt und kann während des ganzen Tages alle Team-Gespräche vor Ort und mit dem Redaktionsteam daheim in Unterföhring verfolgen.
Fahrerlager, Boxengasse & Linkin Park
Im Anschluss an eine kurze Ablaufbesprechung geht es für uns Richtung Paddock. Im Fahrerlager herrscht schon reger Betrieb. Neben aktuellen Piloten wie Charles Leclerc oder Kimi Antonelli laufen uns auch zahlreiche VIPs und F1-Legenden wie Emerson Fittipaldi über den Weg.
Mittlerweile sind wir durch den Mediendurchgang in der Boxengasse angekommen. Peter und Ralf machen einen Beitrag für Sky Sport News vor der Garage von Sauber und Nico Hülkenberg. Dort zu Gast: Linkin Park. Die US-Band macht gerade auf ihrer Welttournee halt in Sao Paulo.
Sendungsbeginn, Grid & Hospitality
Als der Sendungsvorlauf um 12:30 Uhr Ortszeit beginnt, sind wir vor der gut gefüllten Haupttribüne. Zu einem Interview mit Lando Norris geht es von dort direkt auf das Grid. An der Seite von Imke bin ich überall hautnah dabei. Näher dran sein ist fast unmöglich.
Weiter im Programm stehen verschiedene Schalten. Wir spurten ins Fahrerlager und drehen vor der Hospitality von Red Bull. Danach geht es wieder in die Boxengasse vor die McLaren-Garage. Bei all den Drehortwechseln fühle ich mich wie Forrest Gump. Da der Zeitplan durchgetaktet ist, erledigen wir die Distanzen gerne auch im Laufschritt.
Rennen, Siegerehrung & Interview-Marathon
Zum Rennstart geht es für mich zurück ins Paddock, wo ich die Action auf einem Monitor verfolge. Fünf Runden vor dem Ende stehen wird dann am Mediendurchgang, um nach Zieleinlauf so schnell es geht zur Siegerehrung zu gelangen. Ein Kampf durch die Menge an Journalisten und Fans, die Richtung Parc ferme unterhalb des Podiums rennen.
Der Interview-Marathon beginnt mit Jos Verstappen und Dr. Helmut Marko und endet mit Toto Wolff sowie Andrea Stella. Währenddessen werden die Autos von Max Verstappen, Fernando Alonso und Co. an uns vorbeigeschoben. Zum Abschluss der Sendung geht es dann erneut ins Fahrerlager.
Dort endet der Arbeitstag mit einer Schalte und drei Kokosnüssen. Diese hat Sascha auf dem Weg vom Kommentatorenplatz zu uns von einer Verpflegungsstation mitgebracht. Sascha, Peter und Ralf stoßen symbolisch zum Sendungsende mit dem tropischen Palmengewächs an. Dessen Kokosnusswasser ist per Strohhalm genießbar.
Kokosnuss, Stau & Zielflagge
Auch ich bekomme am Ende eine Kokosnuss in die Hand gedrückt und probiere, obwohl ich den Kokosgeschmack nicht mag. Ich bin aber auch kein Fan von Stau, doch auch um diesen kommen wir auf dem Rückweg von Interlagos nun mal nicht herum.
Mit auf dem Heimweg befindet sich allerdings nur das halbe Team vor Ort. Denn Tobi, Ortwin, Kemal und Marcus stehen noch drei Stunden Abbau an der Strecke bevor. Mein Shuttle erreicht um 18:15 Uhr Ortszeit und damit neuneinhalb Stunden nach der Abfahrt zur Strecke wieder das Hotel. Damit endet das Abenteuer in Sao Paulo knapp drei Stunden nach Rennende.
Meine persönliche Zielflagge nach einem ereignisreichen Arbeitstag hinter den Kulissen der Formel 1.
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