Wenn die Fans hierzulande auf Sky die Formel 1 verfolgen, dann könnte ihnen ab und zu der Name "Tobi" untergekommen sein. Ein Bild von dem Mann, der Ralf Schumacher, Timo Glock und Co. weltweit in Szene setzt, haben aber die wenigsten. Sky Sport stellt ihn vor: Tobias Obauer-Bannerfeld.
Fernweh dürfte Tobias Obauer-Bannerfeld eigentlich gar nicht haben. Während der Formel-1-Saison ist der Produktionsleiter und Kameramann fast wöchentlich in einem anderen Land und oft auch in verschiedenen Zeitzonen unterwegs. Allein in dieser Saison könnte er 23 Rennen in 20 verschiedenen Ländern besuchen. Ist der 39-Jährige nicht irgendwo auf dem Globus in Charge, dann steckt er in seinem Büro in Unterföhring bei München schon in den Planungen für die nächsten Dienstreisen.
Ständig unterwegs zu sein, muss wahrscheinlich auch ein Hobby sein, wenn man die Erde von der Distanz her mehrfach im Jahr umfliegt.
Der Erste, der anreist, der Letzte, der abreist
Ohne ihn und sein Team würden die Zuschauer in die sprichwörtliche Röhre schauen. Obauer-Bannerfeld ist der erste, der vom Sky Tross zur nächsten Strecke reist und der letzte, der abreist. Er ist ein Allrounder. Vom Aufbau bis zum Abbau begleitet der Produktionsleiter alles, was mit der Übertragung zu tun hat. Gemeinsam mit seinen Audiokollegen richtet er ab Dienstag vor dem Rennen alles her, was für die Übertragung nach Deutschland benötigt wird. Mittwoch folgen die Feinheiten und Donnerstag die ersten Interviews sowie die ersten Schalten für zum Beispiel Warm up - Das Motorsportspezial auf Sky Sport News.
Doch nicht nur der Aufbau beschäftigt Bannerfeld. Seine Leidenschaft ist das Filmen. Deshalb arbeitet er als Kameramann. Wenn sich ab Freitag alles auf die Sessions konzentriert, ist der gebürtige Amberger fast nur noch mit einer Kamera auf der Schulter unterwegs. Dann ist Obauer-Bannerfeld oft mit den Experten dort zu finden, wo sonst normalerweise niemand hindarf: In der Boxengasse oder auf dem Grid. "Die spannendste Phase ist das Grid, weil da so viel Gewusel ist. Du kommst so nah dran an die Fahrer, so nah dran an die Teamchefs, die Renningenieure und die Autos", sagt er im Interview mit skysport.de.
Dann begutachten die Sky Experten Ralf Schumacher und Timo Glock auch nochmal ganz genau die Autos der 20 Fahrer: "Wenn Ralf und Timo gerade etwas erklären, dann möchte ich das auch zeigen", erklärt der Bayer, der manchmal Mühe hat, sich da durchzukämpfen: "Man muss sich immer den Weg bahnen und aufpassen, die Mechaniker laufen dort ohne Rücksicht auf Verluste durch. Das ist ein Zusammenspiel von allen Beteiligten, die dort arbeiten müssen."
Obauer-Bannerfeld: 90 Prozent der Zuschauer wollen da sein, wo ich bin
Ständig unterwegs ist Obauer-Bannerfeld auch an der Strecke. Seit Sky die Exklusivrechte an der Formel 1 hält, ist er Produktionsleiter und Kameramann in Personalunion. Schon davor versorgte er bei zahlreichen Rennen die heimischen Zuschauer mit den Bildern zu den Interviews und Analysen der F1-Crew vor Ort. Immer in Bewegung zu sein, macht er sich zunutze: "Mein Stil ist der des großen Rumrenners auf dem Grid. Ich möchte einfach so viel zeigen wie möglich, weil ich es super finde, wie nah wir den Fahrern und den Autos sind."
Da kommen sogar die Kollegen manchmal ins Schwitzen: "Ich habe hinter mir noch einen Producer stehen, der muss mich immer einfangen und schauen, dass ich nichts über den Haufen renne oder aufs Auto trete." Obauer-Bannerfeld sieht sich als verlängerten Arm der Zuschauer: "Der hockt da zu Hause auf der Couch und ich könnte mir vorstellen, dass sich 90 Prozent von denen wünschen, dort zu sein, wo ich gerade bin und die Autos gerne mal live sehen würden. Und für diese Zuschauer sage ich mir: Okay, ich gehe jetzt noch näher heran. Vielleicht ist es in manchen Momenten auch zu nah, aber das ist mir wurscht, weil ich mir denke, jetzt musst du das Ding zeigen!"
Von Mechanikern weggetackelt? "Mein Gott, dann wackelt halt das Bild"
Den Teams schmeckt es teilweise nicht, wenn die Kamerateams den Autos zu nah kommen. So musste "Tobi", wie er von seinen Freunden und Kollegen genannt wird, erst im vergangenen Jahr in Silverstone die Erfahrung machen, wie rabiat manche Mechaniker vorgehen, um Detailaufnahmen zu verhindern. Als Lewis Hamilton Max Verstappen in der ersten Runde abschoss, kam der geschrottete Red Bull kurz darauf auf einem Abschleppwagen zurück in die Box: "Ich war live drauf. Sofort kamen die Red-Bull-Mechaniker und schubsten mich beiseite." Die Mechaniker versuchten den Wagen so schnell wie möglich abzudecken, um keine Details zu verraten. Obauer-Bannerfeld kann über den Rempler lachen: "Mein Gott, dann wackelt halt das Bild. Das ist aber vielleicht genau das, was der Zuschauer gut findet, weil er live dabei ist."
Mit seinem Wunsch für das perfekte Bild stand er sogar schon Hamilton in der Boxengasse im Weg. Einmal als der Brite in Austin vergangenes Jahr im Freien Training in die Box fuhr, dachte der Amberger, dass sie ihn auf den Rollboards in die Garage schieben würden. Unbewusst positionierte er sich direkt vor dem Mercedes und hielt mit seiner Kamera voll drauf. "Hamilton hat nun mal keine Hupe. Es kam dann irgendein Mechaniker, der hat mich von der Seite weggetackelt und mich in Richtung Garage geschoben. Mir war erst gar nicht klar warum. Erst später ist mir aufgefallen, dass die keine Rollboards rausgeholt hatten".
Schwäche für McLaren
Im Interview verriet er, dass er nicht der größte Hamilton-Fan sei. Absicht wollen wir ihm in der beschriebenen Situation aber dann doch nicht unterstellen. Seine Sympathien gelten dagegen den Autos in Papaya: "McLaren ist für mich das sympathischste Team, einfach weil der Teamchef Andreas Seidl und die Fahrerpaarung top sind. Daniel Ricciardo und Lando Norris sind einfach cool", berichtet Obauer-Bannerfeld, der seine Freunde und Follower auch auf Instagram (@tobi_bannerfeld) an den Rennwochenenden auf dem Laufenden hält. Beim Australier gefällt ihm vor allem die gute Laune: "Ich finde es cool, wie entspannt man sein kann, auch wenn es mal schlecht läuft." Nur wenige dürften Ricciardos fast ansteckende Freude hierzulande öfter und aus derart kurzer Distanz erlebt haben.
Die Laune dürfte dem erfahrenen Kameramann dagegen teilweise vergehen, wenn er Spa, Monaco, Interlagos oder Montreal hört. Das sind für ihn aus verschiedenen Gründen die am schwierigsten umzusetzenden Grands Prix im Kalender. Warum das so ist, verrät er im Interview. Dort berichtet er auch von seinen Lieblingsstrecken, Formel-1-Momenten, die ihm besonders in Erinnerung geblieben sind und warum Ralf Schumacher ein Panther ist, Timo Glock dagegen aufpassen sollte, dass er nicht bald einmal Ärger von den Teams bekommt.