Am Donnerstag vor dem Heim-GP in Imola war Carlos Sainz die Freude sichtlich anzusehen. Der Vertrag des Spaniers bei Ferrari wurde bis 2024 verlängert. Nur einen Tag später sieht die Gemütslage ganz anders aus. Zeigt der Crash im Qualifying, dass der Druck für Sainz zu hoch ist?
In der vergangenen Saison war Carlos Sainz der Hero bei Ferrari. In seinem ersten Jahr bei der Scuderia performte der Spanier besonders im letzten Saisondrittel sehr stark und lag am Ende in der WM-Wertung sogar vor seinem als Ferrari-Fahrer der Zukunft deklarierten Teamkollegen Charles Leclerc.
Sainz war auf dem besten Weg, seinen eigenen Status bei Ferrari nachhaltig positiv zu verändern. Doch die aktuelle Saison läuft für ihn bislang - trotz der neuen Stärke des italienischen Traditionsrennstall - alles andere als rund. Während Leclerc zum absoluten Siegfahrer und WM-Anwärter mutiert und in den ersten drei Rennen bereits zwei Siege und einen zweiten Platz einfahren konnte, tut sich Sainz schwer. Bereits 38 Punkte beträgt der Rückstand auf seinen Teamkollegen.
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Sainz patzt nach Australien nun auch in Imola
Diese Kluft ist hauptsächlich dem schnellen Aus beim GP von Australien geschuldet, als Sainz nach einem unglücklichen Qualifying im Rennen zu viel wollte und sich in der ersten Runde einen irreparablen Fehler leistete. Während Leclerc also siegte und 26 Punkte (inklusive der schnellsten Rennrunde) einfuhr, stand für Sainz eine Nullnummer unter dem Strich.
Die Wende für Sainz sollte nun bei Ferraris Heim-GP in der Emilia Romagna erfolgen. Den Startpunkt dafür sollte die am Donnerstag verkündete Vertragsverlängerung bis 2024 darstellen. Doch anstatt Sicherheit, bewirkte diese das Gegenteil.
Im Qualifying in Imola wollte Sainz wohl zeigen, dass er das Vertrauen von Ferrari-Seite verdiene und setzte sich offenbar zu sehr unter Druck. Dem 27-Jährigen unterlief bei zugegeben nicht einfachen Bedingungen ein folgenschwerer Fehler. In Q2 setzte er seinen Boliden in die Mauer - das Aus im Qualifying. Da er jedoch zuvor eine Zeit setzte, die für Q3 reichte, darf er am Samstag beim Sprint (16:00 Uhr LIVE und EXKLUSIV auf Sky Sport F1) immerhin von Platz zehn aus starten.
Sainz wirkt ratlos
Eine wirkliche Erklärung für seinen Patzer konnte Sainz im Anschluss am Sky Mikrofon aber nicht liefern. Der Madrilene wirkte gar konsterniert und fast ratlos.
"Ich habe einen Fehler gemacht, mit dem ich so nicht gerechnet habe auf einer Runde, auf der ich nicht mal so hart gepusht habe. Ich habe das Auto aus irgendeinem Grund verloren. Ich hatte keine Warnung, kein Zeichen, dass ich das Auto verlieren würde. Es waren schwierige Bedingungen. Ich habe das Heck verloren, als ich in die letzte Kurve eingefahren bin. Vielleicht war es der Beginn des Regens, vielleicht lag es an den Reifen. Ich weiß es nicht. Ich muss es verstehen, denn ich habe nicht gedacht, dass ich in so einer Situation einen Fehler machen würde."
Rosberg und Schumacher mit Erklärungen für Sainz-Patzer
Anders als Sainz lieferte Sky Experte Nico Rosberg einen Erklärungsansatz. Der ehemalige Formel-1-Weltmeister sieht Sainz in einer "schwierigen Situation", da dieser in einem Ferrari sitze, in dem er um Siege und den WM-Titel fighten könne, aber sein Teamkollege gleichzeitig unglaublich gut in Form sei. "Schwieriger geht es mental wahrscheinlich nicht. Und jetzt sieht man aktuell den Druck beim Carlos. Er macht immer mehr Fehler, was eigentlich sehr untypisch für ihn ist. Da muss er einen Weg herausfinden. Das heute war ein großer Rückschlag für ihn."
Ralf Schumacher schlägt in die gleiche Kerbe: "Ich glaube, er möchte mit aller Gewalt zeigen, dass er auch so schnell ist [wie Leclerc]. Das nagt an ihm."
Vom einstigen selbstbewussten Ferrari-Piloten ist nach den beiden Fehlern in Australien und jetzt im Qualifying in Imola nicht mehr viel übrig. Den internen - wenn auch absolut fairen - Kampf mit Leclerc muss Sainz ausblenden. Der Spanier tut gut daran, sich erstmal ausschließlich auf sich zu konzentrieren und wieder fehlerfreie Performances abzurufen.
Schafft es Sainz wieder vom Zero zum Hero?
Gelingt ihm das im besten Fall bereits ab Samstag im Sprint in Imola, kann er womöglich die Lücke zu Leclerc über die kommenden Wochen wieder schließen. Denn wie Sky Experte Schumacher erklärt, "ist der Grat zwischen Hero und Zero bekanntlich sehr schmal."
Und für Sainz dürfte es nach seiner Vertragsverlängerung wohl nichts Schöneres geben, als vom derzeitigen Zero wieder zum einstiegen Ferrari-Hero zu werden ...
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