Die "Waschküche" von Singapur: Der härteste GP der Saison steht an
27.09.2022 | 10:01 Uhr
Radfahren in der Dampfsauna oder in dicken Winterklamotten: Die Vorbereitung auf das härteste Rennen der Saison ist für die Formel-1-Fahrer eine außergewöhnliche. Doch warum ist die "Waschküche" von Singapur so besonders?
Auf Instagram zeigt sich Carlos Sainz auf seinem Heimtrainer - allerdings in einer absurden Umgebung: Der Spanier strampelt sich mitten in der Dampfsauna auf seinem Rad ab. Ein Bild, so ungewöhnlich wie kurios - und doch logisch.
Am kommenden Wochenende steht das Rennen in Singapur an. Es ist der härteste Grand Prix der Saison. Hohe Temperaturen über 30 Grad und eine Luftfeuchtigkeit von über 80 Prozent bringen selbst die Top-Athleten aus der Formel 1 an ihre Grenzen. Bis zu fünf Kilo verlieren die Fahrer im Rennen an Gewicht, zudem erhöht sich die Körpertemperatur im Cockpit aufgrund der enormen Hitze deutlich.
"Als ich aus dem Auto ausstieg, sagte ich mir, dass dies körperlich das Härteste war, was ich je getan habe", lässt Daniel Ricciardo in einem Interview mit Motorsport.com sein erstes Singapur-Rennen Revue passieren. Diese Strecke zu gewinnen, das schaffen nur die ganz Großen. Seit 2008 fährt die Formel 1 in Singapur, seitdem haben nur vier Fahrer im Stadtstaat gewonnen: Alonso, Hamilton, Rosberg und Sebastian Vettel. Alle sind Weltmeister.
In der Nacht sind die Bedingungen zwar ein wenig besser, jedoch immer noch eine große Strapaze für die F1-Piloten. Der ehemalige Motorsport-Chef von Mercedes, Norbert Haug, sieht in Singapur die größte Herausforderung im Rennkalender.
Vor allem, weil es in dem engen Stadtkurs mit 23 Kurven keine richtige Gerade gibt, auf der man sich ausruhen kann: "Es gibt wenig Erholungsphasen, es wird vom Fahrer permanent geschaltet und gebremst. Es ist immer was los - und das wirklich bei Sauna-Temperaturen", so Haug bei Sky.
Um sich auf solche Bedingungen einzustellen, greifen viele Fahrer nun zu ungewöhnlichen Trainingsmethoden. Auch Williams-Ersatzfahrer Nyck de Vries zeigte sich auf Instagram im Fitnessstudio mit dicken Winterklamotten. Der 27-Jährige, der Alex Albon im letzten Rennen in Monza vertrat, könnte in Singapur ebenfalls an den Start gehen.
Zwar kündigte Albon an, für Singapur wieder fit sein zu wollen, die hohen Strapazen könnten am Ende jedoch zu viel für den Thailänder sein - nach seiner Blinddarm-OP mit anschließenden Komplikationen.
Doch auch für de Vries würde es nicht einfach werden. Bereits nach dem Rennen in Monza konnte er nicht mehr eigenständig aus seinem Auto aussteigen, in Singapur wird die Belastung nochmal um einiges höher sein.
Ganz locker zeigte sich dagegen der Finne Valtteri Bottas, welcher als passionierter Saunagänger bereits bestens auf den anstehenden Grand Prix vorbereitet scheint: "Manche nennen es Hitzetraining, für andere ist es nur ein tägliches Ritual" schreibt er unter das Video.
Egal ob Radfahren in der Sauna oder Ausdauerlauf mit Winterklamotten: Die Fahrer versuchen alles, um am kommenden Wochenende die "Waschküche" von Singapur zu meistern. Und im besten Falle zu gewinnen. Bisher gelang das nur Weltmeistern.