Back on Track – die F1-Kolumne von Sandra Baumgartner
14.09.2018 | 15:04 Uhr
Formel 1 Reporterin Sandra Baumgartner spricht in ihrer Kolumne "Back on Track" über die aktuellen Themen in der Königsklasse des Motorsports auf skysport.de. Dieses Mal mit dem Thema Stallorder.
"Keep Kimi behind you", erinnert stark an "Let Michael pass for the championship". Zwei verschiedene Teams, zwei verschiedene Situationen, gleiches Mittel. Stallorder! Ich werde nie ein Fan davon werden. Was ist aus dem guten alten Motto von Mercedes geworden "Wir lassen unsere Fahrer frei fahren".
Vor allem stelle ich mir die Frage, ob diese Stallorder in Monza wirklich sein musste. Der Kampf zwischen Kimi und Lewis war intensiv, war genau das was der Formel-1-Fan sehen will. Die taktische Spielerei gehört auch dazu. Mercedes entscheidet genau das Gegenteil zu machen, von dem was Ferrari mit Räikkönen plant.
Der Finne verteidigt sich mit seinem Stop gegen den Undercut, Lewis bleibt draußen. Der Brite fährt starke Runden und setzt Kimi somit unter Druck. Denn der muss jetzt ebenfalls Gas geben, was den frischen Reifen nicht unbedingt gut tut.
Also frage ich mich, ob es Hamilton nicht auch geschafft hätte, Räikkönen gegen Ende des Rennens zu attackieren, ohne "Blockas". Klar der Ferrari, ist dieser Tage schneller als der Mercedes, aber der Silberpfeil ist keineswegs zu einer lahmen Ente mutiert. Die Antwort wird es nie geben.
Ich hoffe nur, dass Mercedes sich nicht prophylaktisch für diese Teamorder entschieden hat. Denn das würde dem Sport keinesfalls gut tun. Es ist ja auch nicht das erste Mal, das Valtteri Bottas den Bremsklotz für Hamilton geben muss. In Ungarn dieses Jahr und Malaysia letztes Jahr war es ebenfalls am Finnen einen Ferrari zu blocken, damit Hamilton ein sauberes Rennen bekommt.
Geht das so weiter, schadet das auch dem Ruf von Bottas. Einen Fahrer so offensichtlich, mehrfach mit genau derselben Strategie zu opfern, hat für mich einen extrem faden Beigeschmack.
Das Stallorderteam schlechthin, Ferrari, hat in diesem Jahr auf Stallorder verzichtet und lässt die Fahrer auch gegeneinander kämpfen. Ferrari schenkt Vettel keine Punkte im WM-Kampf, jedenfalls noch nicht. Eher schenkt Ferrari Kimi Räikkönen ein gutes Abschiedsjahr.
Noch ist es nicht offiziell, aber die Chance, dass Leclerc nächstes Jahr im Ferrari sitzt, ist extrem hoch. Womöglich wollen die Italiener den bis dato letzten Ferrari-Weltmeister nicht mit einer Saison als Edelhelfer verabschieden. Ich bin gespannt, wie sich die Italiener verhalten, wenn die WM in die heiße Phase geht.
Bei Mercedes ist der Weg klar. Die Silbernen greifen zu jedem Mittel für WM-Punkte.
Autonärrin, Motorsportliebhaberin, Petrolhead
Motorsport ist, seit ich denken kann, mein absolute Leidenschaft. Seit 7 Jahren berichte ich als Journalistin für Sky über die Formel 1. Manchmal mit so viel Power, dass mir mein Kollege Noah Pudelko den redaktionsintern Spitznamen „Die Düse" verpasst hat.
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