Wirbel um Russell/Bottas-Crash: "Willst du uns umbringen?!"
26.04.2021 | 20:55 Uhr
Der GP der Emilia Romagna in Imola geht wohl als einer der turbulentesten in die Geschichtsbücher ein. Bei teils starken Regenfällen, zahlreichen Drehern und Abflügen sorgte aber besonders der Crash zwischen Valtteri Bottas und George Russell für reichlich Aufregung. Auch im Nachgang kochen die Emotionen am Sky Mikro noch hoch.
32. Runde in Imola: Im Autodromo Enzo e Dino Ferrari geht es auf feuchter Fahrbahn heiß her. Dem Motorsport-Fan werden actionreiche Duelle geboten - bis es dann zum heftigen Crash zwischen Mercedes-Pilot Valtteri Bottas und George Russell im Williams kommt. Beide fliegen ab, können das Rennen mit den völlig zerstörten Autos nicht mehr fortsetzen.
Doch was genau ist passiert und wer war Schuld an dem heftigen Unfall, der letztendlich sogar zu einer längeren Renn-Unterbrechung geführt hat? Bereits auf der Strecke kommt es diesbezüglich zu wilden Diskussionen zwischen den beiden Fahrern. Russell steigt aus seinem Williams und stellt Bottas zur Rede, der Finne kontert mit dem Zeigen des Mittelfingers. Eine Szene, die auch im Nachgang für reichlich Gesprächsstoff sorgt.
"Ich kam da ziemlich schnell an, hatte natürlich auch DRS und den Windschatten. Und als ich dann gerade überholen wollte, zog er ganz leicht rüber. Ich bin dadurch ein bisschen weit rausgekommen und da war es natürlich nass und dann bin ich in ihn reingerauscht", erklärt Russell den Unfall aus seiner Sicht am Sky Mikrofon, um danach Vorwürfe gegenüber Bottas zu erheben.
"Unter uns Fahrern haben wir dieses Gentlemens Agreement, dass wenn einer sehr schnell hinter einem rankommt, dann zuckst du nicht im letzten Moment rüber mit dem Lenkrad. Denn wenn du mit 340 km/h ankommst, weißt du, dass es nur einen Crash geben kann. Ich habe dann an der Strecke gefragt: 'Willst du uns umbringen? Das ist eine unheimlich gefährliche Strecke und dann ist es auch noch feucht. Wir sind auf Slicks unterwegs. Warum kämpfst du an dieser Stelle dann so hart um Platz 9?'"
Bottas hingegen hatte eine deutlich andere Ansicht. "George hat es außen herum versucht und ich habe versucht, mich zu verteidigen. Ich glaube, ich habe ihm Platz gelassen. Da war Platz für zwei Autos. Er hat dann sein Auto verloren und hat uns dann rausgehauen. Ich bewege mich ja nicht weg von jemanden, der mich überholen will. Ich muss ja meine Position verteidigen."
Von Sky Reporterin Sandra Baumgartner auf den Vorwurf von Russell ihm gegenüber angesprochen, erwidert Bottas: "Das sollte er sich selbst mal fragen. Er war doch derjenige, der versucht hat, uns beide umzubringen."
Es steht somit Aussage gegen Aussage und Meinung gegen Meinung. Doch wem ist in dieser Szene nun die Schuld zuzuweisen?
Für Sky Experte Ralf Schumacher war das eine unglückliche Action, deren Ursprung in einem Missverständnis lag. "Bottas zieht leicht nach rechts, Russell denkt, er muss ausweichen, kommt ein bisschen aufs Gras, währenddessen ist Bottas schon wieder nach links gegangen, weil bei der Geschwindigkeit will ja keiner einen Crash haben. Es war ein Missverständnis, aber leider auch ein gravierendes Missverständnis."
Doch das Quäntchen mehr Schuld sieht Schumacher dennoch bei Bottas. "Er hätte mehr aufpassen müssen, Russell muss aber auch nicht auf die Wiese fahren. Ich verstehe Russell aber. Ausgangspunkt ist: Bottas darf nicht rüberziehen und muss mehr Platz lassen. An dieser Stelle verteidigt keiner mehr seine Linie. Das war einfach zu spät."
Ähnlich sah dies sogar Bottas-Boss Toto Wolff gegenüber Sky. "Wenn man sich die Wiederholung nochmal anschaut, sieht man, dass George committed ist. Er hat keinen Platz mehr und dreht sich dann in Valtteri. Valtteri hätte überhaupt nicht dort sein sollen, wo er war und der George hätte es ein bisschen ruhiger angehen können. Die Strecke war am Abtrocknen. Er braucht uns nichts beweisen."
Noch brisanter wird die Szene dadurch, dass Russell bei Mercedes ab der kommenden Saison als neuer Fahrer gehandelt wird und so möglicherweise sogar Bottas bei den Silberpfeilen ablösen könnte. Wir dürfen gespannt sein, wie sich der Zwist der aktuell noch uneinsichtigen Fahrer bis zum kommenden Rennen in Portimao/Portugal (am 2, Mai LIVE und EXKLUSIV bei Sky Sport F1) entwickeln wird.