Formel 1 News: Vettel, Hülkenberg & Schumacher mit Cockpit-Chancen
Kein deutscher Fahrer 2021? Mit etwas Glück sogar drei!
04.09.2020 | 20:18 Uhr
Sebastian Vettels Zeit bei Ferrari ist nach der aktuellen Saison definitiv vorbei. Damit würde der letzte deutsche Pilot die Formel 1 verlassen. Sky Experte Sascha Roos aber meint, dass sich die Fans keine Sorgen machen sollten. Denn mit etwas Glück gibt es 2021 gleich drei deutsche F1-Piloten.
Nach dem Rennen in Spa am vergangenen Wochenende ist die Scuderia an einem neuen Tiefpunkt angekommen. Sowohl Vettel (13.) als auch Charles Leclerc (14.) verpassten die Punkte beim Grand Prix von Belgien deutlich. Für den deutschen Piloten und viermaligen Weltmeister neigt sich mit jedem absolvierten Rennen die Zeit beim kriselnden Rennstall Ferrari dem Ende entgegen.
Doch das bedeutet keinesfalls, dass Vettel im kommenden Rennjahr nicht mehr in der höchsten Rennklasse fahren wird. Gleiches gilt für den stalllosen Nico Hülkenberg und auch Formel-2-Pilot Mick Schumacher, die Chancen auf ein Cockpit haben.
Pilot 1 - Sebastian Vettel: Die Win-win-Situation bei Aston Martin
Aston Martin (noch Racing Point) ist mit Sicherheit das heißeste Eisen im Feuer. Dort wäre Vettel die unangefochtene Nummer eins, was seinem Harmonie-Bedürfnis und dem Wunsch nach Rückendeckung sehr entgegen kommen würde. Auch das Auto dürfte Vettel zusagen. Mit dem Mercedes-Motor unter der Haube und den jüngsten Entwicklungen gibt der Wagen es definitiv her, zumindest wieder ums Podest - oder auch mal um Rennsiege mitzufahren.
Das Team selbst befindet sich enorm im Aufschwung. Es wurde ein neues Werk gebaut, die Mitarbeiter-Zahl stark erhöht und auch das Entwickler-Team erweitert. Der Wandel zu einem Top-Team ist in vollem Gange und durch großzügige Investment von Lawrence Stroll kein haltloser Traum.
Für die Nobel-Marke aus England ist der große Reiz, einen vierfachen Weltmeister im Team zu haben, der dem Ganzen ein Gesicht verleihen kann. Aus Marketing-Sicht ein cleverer Schritt, auch weil mit Mercedes schon eine deutsche Firma mit drin steckt. Es wäre eine Win-win-Situation.
Bei anderen Teams dürfte es schwierig werden. Mercedes hat ein Engagement ausgeschlossen, Red Bull will Vettel nicht zurückzuholen und setzt auf Max Verstappen als Fahrer Nummer eins, die Zeit bei Ferrari ist vorbei und dann wird es perspektivisch schon schwierig, wenn Vettel zu einem Top-Team gehen möchte. Bei Aston Martin sehe ich dann sehr gute Chancen. - Formel-1-Chancen für die nächste Saison: 90 Prozent.
Pilot 2 - Nico Hülkenberg: Dank Kaltstart zur heißesten Aktie
Hülkenberg hat ohnehin einen sehr guten Ruf im Fahrerlager, den er durch seinen spektakulären Auftritt in Silverstone noch einmal enorm verbessert hat. Da wurde er ins kalte Wasser geworfen und hat eine tolle Leistung gezeigt. Aus dem Stand einen Kaltstart hinzulegen und dann genauso schnell zu sein wie Lance Stroll, der alles an diesem Auto und die Abläufe kennt, ist bemerkenswert. Den dritten Platz im Qualifying einzufahren zeigt, welche Qualität er hat.
Spätestens seitdem müsste klar sein, dass Hülkenberg eine Bereicherung für jedes Team sein kann. Die Wahrscheinlichkeit auf einen Startplatz bei einem Top-Rennstall bleibt allerdings gering. Ferrari und Mercedes sind, wenn Lewis Hamilton unterschreibt, zu. Red Bull käme theoretisch in Frage, wobei es hier bereits ein Dementi aus dem Red-Bull-Lager gab.
Ab hier beginnen die Möglichkeiten. Alpha Tauri wäre ein Kandidat, auch wenn ich mir das persönlich nicht vorstellen kann. Die vielversprechendsten Kandidaten sind wohl Haas und Alfa Romeo. Haas-Teamchef Günther Steiner hat am Sky Mikrofon bereits bestätigt, dass man sich eine Zusammenarbeit sehr gut vorstellen könne. Im letzten Jahr soll es bereits Kontakt gegeben haben, auch die Gerüchte um aktuelle Gespräche wurden nicht dementiert. Haas könnte neuen Input gebrauchen, um das Auto weiterzuentwickeln.
Bei Alfa Romeo gibt es für Hülkenberg mit Frederick Vasseur bereits einen Vertrauten. Schon in den Nachwuchsserien haben die beiden vor einigen Jahren große Erfolge zusammen gefeiert, als Vasseur für ART verantwortlich war. Auch hier gibt es noch kein Dementi zum Kontakt. Große Schwierigkeit hier: 50 Prozent der Sitze werden durch Ferrari bestimmt. Ausgeschlossen ist aber auch diese Möglichkeit nicht. - Formel-1-Chancen für die nächste Saison: 70 Prozent.
Pilot 3 - Mick Schumacher: Das große Risiko einer dritten F2-Saison
Mick Schumacher ist jetzt seit zwei Jahren in der Formel 2 unterwegs und ist da auf bestem Wege, sich in die Top 3 zu schieben. Es wäre schwer vermittelbar, ihn noch einmal dort fahren zu lassen. Damit würde man das Risiko eingehen, dass er sich in der aktuellen Rennklasse nicht weiter steigern kann. Aber zur Spitze in der Formel 2 zu gehören ist eine wichtige Referenz.
Dann bleiben nur zwei Möglichkeiten für den 21-Jährigen. Variante eins: Schumacher wird dritter Fahrer und testet die Autos. Aber auch dann würde man ihn Freitags in der Formel 1 sehen. Variante zwei: Schumacher schafft den direkten Sprung ins Cockpit. Da wäre Alfa Romeo die wahrscheinlichste Option.
Leclerc hat es vorgemacht und nach einem überragenden Jahr den direkten Sprung in einen Ferrari geschafft. Da Schumacher aktuell Ferrari-Junior ist, könnte die Scuderia mit ihm Ähnliches ausprobieren. Er war bisher sechs Mal auf dem Podium in der zweiten Rennklasse - so häufig wie kein anderer. Auch ohne Sieg ist er der aktuell konstanteste Fahrer, der rennintelligent ist und überholen kann. Eine gute Investition in die Zukunft. - Formel-1-Chancen für die nächste Saison: 50 Prozent.