Formel 1: Verrückte Kanada-Quali: Schumacher, Perez, Alonso & Vettel im Fokus

Vier Fahrer im Fokus: Micks Knotenlöser zur rechten Zeit - Perez in alter Rolle

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Max Verstappen sichert sich die Pole für den GP von Kanada. Fernando Alonso auf Rang zwei und Mick Schumacher auf Platz sechs mit starkem Ergebnis.

Die erst nassen und dann abtrocknenden Bedingungen machten das Qualifying zum GP von Kanada zu einem spektakulären Ereignis, das viele ungewohnte Ergebnisse lieferte. Auch die beiden deutschen Piloten Mick Schumacher und Sebastian Vettel rückten dadurch in den Fokus.

Schumacher glänzt mit P6 und löst den Knoten "im richtigen Moment"

Die Voraussetzungen für Mick Schumacher im Haas waren vor seinem Debüt in Kanada alles andere als gut. Nach dem aufsehenerregenden Interview von Teamchef Günther Steiner und der stimmungsdämpfenden Nachricht, dass das langersehnte Update für den VF-22 weiter nach hinten verschoben werden muss, traute man dem Haas-Team und auch Schumacher in Montreal nicht viel zu. Doch das Qualifying unter erst nassen und dann abtrocknenden Bedingungen mutierte zur Wiederauferstehung von Haas und zum Knotenlöser von Schumacher.

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Nach zuletzt schwierigen Wochen, freut sich Mick Schumacher über sein bislang bestes Quali-Ergebnis.

Der 23-Jährige legte eine sensationelle Leistung bei der Startplatzjagd hin und fuhr am Ende mit Platz sechs das beste Quali-Ergebnis seiner Karriere ein. P5 von Teamkollege Kevin Magnussen rundete das für Haas überragende Ergebnis ab. Erstmals seit dem Deutschland-GP 2018 steht der Rennstall mit beiden Boliden unter den ersten sechs bei einem Qualifying.

Dementsprechend erleichtert zeigte sich Schumacher im Anschluss am Sky Mikrofon: "Es hat sich von der ersten Runde an sehr gut angefühlt. Ich habe mich mit jeder Runde immer wohler gefühlt." Dies lag vor allem auch an den Streckenverhältnissen: "Abtrocknende Bedingungen machen mir sehr viel Spaß, den Grip zu suchen und zu finden. Insgesamt gefällt mir die Strecke sehr gut. Ich bin happy, dass ein gutes Qualifying herausgekommen ist."

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Mick Schumacher feierst nach harten Wochen das bislang beste Qualifying-Ergebnis seiner Karriere und geht von Platz 6 in den GP von Kanada.

Diese Freude war dem 23-Jährigen auch deutlich anzusehen. Während des gesamten Interviews konnte er zu keiner Zeit sein Lächeln verstecken. Es wurde förmlich spürbar, wie viel Druck von ihm nach den harten letzten Wochen abgefallen ist.

"Natürlich ist das wichtig", betonte sein Onkel und Sky Experte Ralf Schumacher im Hinblick auf das beste Quali-Ergebnis in Micks bisheriger F1-Karriere. "Es nimmt eine Menge Druck raus. Bis jetzt ist es ein perfektes Wochenende: Neue Strecke schnell kennengelernt, meistens vor dem Teamkollegen oder zumindest ganz nah dran. Jetzt unter schwierigen Bedingungen alles richtig gemacht, nicht neben der Strecke gewesen. Von daher: toll! Er zeigt genau das, was er kann. Nicht umsonst ist er Formel-3- und Formel-2-Meister gewesen."

Auch von anderer Stelle gab es Lob für den Youngster. Red Bulls Motorsportberater Dr. Helmut Marko am Sky Mikrofon über Mick: "Ich war da ganz überrascht. Gott sei Dank ist es im dritten Sektor nicht mehr ganz so gut gegangen, sonst wäre er Verstappen gefährlich geworden. Eine sehr, sehr tolle Leistung und ich glaube, sie kommt im richtigen Moment für ihn."

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Für das Rennen sieht Ralf Schumacher jedoch eine harte Aufgabe auf Mick zukommen: "Unter normalen Bedingungen und dem Reifenverschleiß wird es schwer werden. Die Devise für Mick muss sein, vor dem Teamkollegen oder ganz knapp dahinter zu landen - je nachdem, wie sich das Rennen entwickelt. Er muss aber den Speed mitgehen, dann hat er seinen Job erfüllt."

Mick selbst geht noch ambitionierter in das neunte Rennen dieser Saison. "Hoffentlich können wir in dieser Position bleiben, wenn nicht so gar noch ein bisschen nach vorne kommen. Es wird auf jeden Fall schwierig. Wir haben ein bisschen mehr Downforce drauf als andere Teams um uns herum. Aber so lange wir im DRS-Fenster bleiben, kann das ganz gut aussehen."

Alonso wie zu guten alten Zeiten

Noch besser als für Schumacher lief es für einen alten Hasen der Formel 1: Fernando Alonso glänzte in seinem Alpine mit einem zweiten Platz und knüpfte mit einer Gala-Vorstellung an die guten alten Zeiten seiner Karriere an, als er regelmäßig um die Pole Position und Rennsiege mitfahren konnte.

Seit dem Deutschland-GP 2012 war dem mittlerweile 40-jährigen Spanier kein besseres Qualifying-Ergebnis mehr gelungen. Er ist damit auch gleichzeitig hinter Michael Schumacher (China-GP 2012/ damals 43 Jahre alt) der älteste Fahrer, der aus der ersten Startreihe in ein Rennen geht.

Dementsprechend glücklich zeigte sich der Routinier: "Es ist ein tolles Gefühl. Es war bislang ein unglaubliches Wochenende für uns. Wir waren schon in FP2 konkurrenzfähig. Bei den nassen Bedingungen habe ich mich dann mega wohlgefühlt. Aus der ersten Reihe zu starten ist definitiv besser als das, was ich erwartet habe. Das nehmen wir natürlich gerne", erklärte der Spanier gegenüber Sky.

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Fernando Alonso holt sich nach einem furiosen Qualifying den zweiten Startplatz hinter Max Verstappen.

Der Routinier ließ es sich auch nicht nehmen, mit seinem großen Selbstvertrauen eine kleine Kampfansage an Polesetter Max Verstappen zu richten: "Wir werden Max attackieren - schon in der ersten Kurve!" Auf diese Aussagen angesprochen, zeigte sich Dr. Marko von Red Bull noch recht entspannt - und lieferte dafür auch gleich die Erklärung:

"Ich glaube, dass Alonso sehr, sehr animiert und entsprechend mit Elan an das Rennen herangehen wird. Der will etwas zeigen. Wir werden da aber nicht unbedingt mitkämpfen, sondern schauen uns das an. Denn erfahrungsgemäß ist der Reifenverschleiß bei Alpine höher als bei uns. Aber es wird in den ersten Runden spannend werden."

Dass er bis zum Schluss mit Verstappen kämpfen kann, glaubt auch Alonso selbst nicht. "Es ist ein langes Rennen und wir dürfen uns nicht allzu viel erträumen. Ich hoffe, dass wir in den Top-5 landen können."

Doch selbst das wäre das bislang beste Saisonergebnis für den Alpine-Piloten. Zuletzt reichte es in Monaco und in Aserbaidschan jeweils zu einem siebten Platz.

Perez schlüpft in neue, alte Rolle bei Red Bull

Weniger gut verlief der Kanada-Samstag für Sergio Perez von Red Bull. Der Mexikaner zeigte bislang eine durchweg starke Saison und konnte die Lücke aus dem vergangenen Jahr zu Weltmeister und Teamkollege Verstappen fast schließen. Lediglich 21 Punkte Rückstand in der WM-Wertung belegen die bislang starken Leistungen. Bei Red Bull hieß es vor wenigen Tagen sogar, dass es keine Stallorder gebe und Perez durchaus Weltmeister werden dürfe.

Doch am bisherigen Wochenende in Montreal konnte der Mexikaner nicht an seine Performances anknüpfen. Im Qualifying leistete er sich einen folgenschweren Fehler, der ihn in die Bande schickte. Die Folge: nur Startplatz 13. Erstmals seit Katar 2021 verpasste Perez damit den Einzug in Q3. Dementsprechend niedergeschlagen zeigte er sich am Sky Mikrofon: "Es tut mir sehr leid für das Team. Ich habe sie im Stich gelassen. Mal schauen, wie es im Rennen läuft. Ich hoffe, dass ich mich zurückkämpfen und ein paar Punkte holen kann. Ich werde versuchen, Schadensbegrenzung zu betreiben."

Die durchwachsene Leistung von Perez blieb auch Dr. Marko nicht verborgen, der mit seinem Schützling durchaus hart ins Gericht ging. "Er hat 20 Meter später gebremst als Verstappen. Das kann nicht gut gehen", erklärt Red Bulls Motorsportkonsulent im Hinblick auf Perez' Ausritt im Qualifying. "Er war erstmals auf Vorjahresniveau. Fünf, sechs Zehntel hinter Max und jetzt im Regen noch deutlich mehr. Ich hoffe, dass er sich im Rennen wieder fängt."

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Dr. Helmut Marko spricht nach dem Qualifying in Kanada über die Pole für Max Verstappen, das Duell mit Fernando Alonso und den starken Mick Schumacher.

Der Kampf um den Weltmeistertitel rückt für Perez zumindest in Kanada nun wieder in den Hintergrund. Der Mexikaner wird von Startplatz 13 aus nicht um den Sieg mitfahren können. Ganz im Gegenteil: Um Verstappen im Duell gegen Leclerc (Dritter in der WM-Wertung) einen möglichst großen Vorteil zu verschaffen, könnte Perez als Prellbock eingesetzt werden. Da Leclerc aufgrund mehrerer Strafen von P19 aus starten muss, ist es möglich, dass Perez für eine taktische Variante herhalten muss, um eine schnelle Aufholjagd des Monegassen zu unterbinden.

Eine ähnliche Rolle kam dem Mexikaner auch in der vergangenen Weltmeister-Saison von Verstappen zu, als er als Edelhelfer und Wingman Lewis Hamilton das eine oder andere Mal auf der Strecke zur Verzweiflung brachte.

Vettel rätselt nach Einbruch im Qualifying

Fast schon zum Verzweifeln war auch Vettels Entwicklung an diesem Wochenende. Am Freitag landete der Heppenheimer in seinem Aston Martin auf den Plätzen neun (FP1) und vier (FP2). Sein dritter Platz am Samstag im nassen 3. Freien Training nährte die Hoffnungen auf ein starkes Qualifying und eine gute Ausgangsposition im Rennen. Doch im Regen - Bedingungen, die Vettel eigentlich liegen - verließen Vettel auf einmal seine Fähigkeiten: Aus in Q1 - Startplatz 16.

"Irgendwo war der Wurm drin im Setup", versuchte Sky Experte Schumacher Ansätze für das überraschend frühe Aus des Heppenheimers zu finden. "Für mich haben sie die Reifen nicht ans Arbeiten gebracht. Und deshalb ist diese Platzierung herausgekommen."

Vettel selbst zeigte sich ob des Performance-Einbruchs verblüfft: "Es ist auch für uns eine Überraschung. Wir hatten ein Problem, wissen aber nicht was. Wir waren das gesamte Wochenende gut unterwegs - auch in den nassen Bedingungen. Es war sehr rutschig und wir hatten wenig Grip, aber ich habe mich wohlgefühlt. Im Qualifying ging aber gar nichts. Wir verstehen es noch nicht. An irgendetwas wird es gelegen haben."

Und weiter: "Wir haben im Vergleich zum Training eigentlich gar nichts verändert. Deswegen ist es noch ein Rätsel." Für das Rennen sieht Vettel aber dennoch Chancen: "Wir sind schnell und ganz gut dabei gewesen. Die Longruns waren gut. Aber wir stehen weiter hinten als wir wollten. Das macht es nicht einfacher, aber wir können ein paar Plätze gutmachen."

Sky Experte Schumacher sieht jedoch wenig Hoffnung auf Punkte für Vettel und Aston Martin: "Das wird schwer. Wenn er einmal vorne ist, kann er sich da halten. Aber nach vorne fahren, dafür wird es glaube ich nicht reichen."

Mehr zum Autor Udo Hutflötz

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