Manuel Neuer hat sich mit seinem nicht abgesprochenen Interview die Wut der Bayern-Bosse auf sich gezogen. Das Verhältnis mit Trainer Julian Nagelsmann ist schon seit Monaten angeknackst. Wie geht es nun weiter mit dem Bayern-Kapitän?
Mit seiner öffentlichen Kritik am FC Bayern hat Neuer ein großes Feuer entzündet.
"Man merkt deutlich, dass die Bayern-Bosse angefasst sind. So habe ich die Bayern-Bosse selten erlebt. Sie sind von Neuer persönlich enttäuscht. Sie haben nie und nimmer damit gerechnet, dass Neuer diese Schärfe und diesen Zeitpunkt wählt", meint Sky Reporter Florian Plettenberg zur Gemütslage der FCB-Verantwortlichen nach dem Interview von Neuer zur Entlassung von Torwarttrainer Toni Tapalovic.
Dabei wollte Neuer mit seinen Aussagen eigentlich keinen Machtkampf hervorrufen, sondern lediglich seine Frustration zum Ausdruck bringen. "Er kann möglicherweise verstehen, warum der FC Bayern sich von Tapalovic löst. Ihn stört es aber, dass eine Entscheidung hinter seinem Rücken getroffen. Die Entscheidung wurde vollzogen, als Neuer nicht da war und sich nicht wehren konnte", sagt Plettenberg.
Neuer ist zusammen mit Thomas Müller das Gesicht des FC Bayern. Nach der Entlassung von Tapalovic und der Verpflichtung von Yann Sommer muss der 36-Jährige nun um seinen bislang unangefochtenen Nummer-Eins-Status in München bangen. "Sommer ist viel zu gut, um im Sommer schon wieder zu wechseln oder sich auf die Bank zu setzen. Neuer hat schlichtweg Angst um die nächsten Monate und um seine Karriere", weiß Plettenberg.
Bayern-Bosse werden deutlich
Dennoch haben sich die Bayern-Bosse trotz des fahrlässigen und selbst verschuldeten Skiunfalls des zweimaligen Champions-League-Siegers immer öffentlich auf die Seite Neuers gestellt, haben ihn nie kritisiert. Umso unerwarteter und härter kam daher die Kritik von Neuer zur Tapalovic-Entlassung. Daher mussten die FCB-Verantwortlichen nun Stellung beziehen - und taten dies auch sehr deutlich.
"Erst Oliver Kahn, dann Hasan Salihamidzic, jetzt Herbert Hainer - das ist jetzt die volle Wucht der Bayern-Bosse und intern wird es richtig rappeln", ist sich Plettenberg sicher. Nagelsmann hielt sich am Rande des Spiels beim VfL Wolfsburg mit einer öffentlichen Schelte zurück, machte aber deutlich, dass er von Neuer nun erwarte, dass dieser auf ihn zukomme und das Gespräch mit ihm suchen würde.
Dabei gilt das Verhältnis zwischen dem Bayern-Kapitän und dem Trainer schon lange als angeknackst. "Das ist bereits seit Wochen und Monaten so. Neuer ist es gewohnt, der erste Ansprechpartner für den Trainer zu sein. Neuer ist das Sprachrohr des FC Bayern, das ist sein Selbstbild. Aber Nagelsmann macht da nicht mit, Nagelsmann forciert eher die Gespräche mit Joshua Kimmich", analysierte Plettenberg das Kernproblem aus Neuers Sicht.
Nagelsmann spricht lieber mit Kimmich
Mit Kimmich tauscht sich Nagelsmann viel häufiger aus, kommuniziert mit dem Mittelfeldspieler deutlich mehr als mit Neuer über WhatsApp. "Das ist auch ein Thema in der Kabine, dass Nagelsmann viel mehr schreibt mit Kimmich als mit Neuer. Darüber reden die Spieler und das belastet einen Manuel Neuer. Es nervt Neuer, wenn da ein Problem ist und der Trainer erst den Kimmich anruft", macht Plettenberg deutlich.
Auf die Unterstützung der Bosse kann Neuer in diesem Fall nicht zählen. Sowohl Kahn als auch Salihamidzic und Hainer haben Nagelsmann immer wieder den Rücken gestärkt. Die Position Neuers im Verein ist nach dem Interview zur Tapalovic-Entlassung natürlich noch einmal schlechter geworden. Dabei hat der Führungsspieler als Alphatier der Münchner einen großen Teil der Kabine hinter sich. Intern schlagen sich auch bei der Art und Weise der Entlassung des Torwarttrainers viele Spieler auf Neuers Seite.
"Es geht auch um die Bayern-Familie. Neuer hat gesagt, was da passiert ist, ist nicht Bayern like. Das hören wir auch vereinzelt aus der Mannschaft und aus der Kabine. Aktuell findet eine Strömung statt, die findet nicht jeder Spieler toll. Es gibt Spieler, die berichten hinter vorgehaltener Hand, dass dieses Mia san Mia, dieses Familiengefühl, abhanden geht. Das geht nicht nur von Spielern aus, die frustriert sind, sondern auch von Spielern, die schon lange dabei sind. Es entsteht eine sehr negative Stimmung in der Kabine", berichtet Plettenberg.
Neuer muss nun zurückrudern
Um die ganze Unruhe vor den wichtigen Duellen im Achtelfinale der Champions League aber in den Griff zu bekommen, wollen die Bayern-Bosse die Situation nicht eskalieren lassen, sondern vielmehr Ruhe hereinbekommen. Das fällt angesichts der aktuellen Situation natürlich schwer. Dennoch ziehen die FCB-Bosse öffentlich an einem Strang, gießen nicht weiter Öl ins Feuer und wollen zunächst einmal zeitnah das Gespräch mit Neuer suchen.
Eine Freistellung, eine Kündigung, eine Entlassung oder ein Vereinswechsel von Neuer sind Stand heute aber kein Thema bei den Bayern", macht Plettenberg klar. Dennoch muss sich der Rio-Weltmeister auf ungemütliche Tage und ernsthafte Gespräche mit Kahn, Salihamidzic und Hainer einstellen. Denn die Bosse werden nun klare Erwartungen an Neuer beim Umgang mit der Gesamtsituation haben. Wenn Neuer nach dem Auskurieren seiner Verletzung wieder in München angreifen will, bleibt ihm nur eine Option.
"Es gibt nur eine Lösung: Neuer muss in irgendeiner Form zurückrudern und das am besten öffentlich. Wenn Neuer noch einmal als Bayern-Kapitän zurückkommen möchte - und ich kann mir nicht vorstellen, dass er auf das Spielfeld im Bayern-Trikot ohne Kapitänsbinde zurückkommen würde, denn das wäre die größte Kränkung für ihn überhaupt - dann muss er sagen, dass seine Äußerungen ein Fehler", erklärt Plettenberg abschließend.
Anders kann der 36-Jährige dieses Feuer, das er mit seiner öffentlichen Kritik selbst gelegt hat, nicht löschen. An dieser Entschuldigung hängt die Zukunft von Neuer beim FC Bayern...
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