FC Bayern: Felix Magath und Didi Hamann zum Zwist um Manuel Neuer
Der Neuer-Zwist: Magath kritisiert Bayern - Hamann äußert Vermutung
05.02.2023 | 22:53 Uhr
Während der FC Bayern sportlich wieder in Fahrt kommt, ist das beherrschende Thema im Vereinsumfeld immer noch das nicht autorisierte Interview von Manuel Neuer zur Entlassung von Torwarttrainer Toni Tapalovic. Sky Experte Didi Hamann und Bundesliga-Legende Felix Magath haben dazu klare Meinungen.
Die ganze Thematik begann mit dem schweren Skiunfall von Neuer, der sich bei einem Sturz kurz nach der WM einen Beinbruch zugezogen hatte und dem FC Bayern in dieser Saison nicht mehr zur Verfügung stehen wird. "Selbstverständlich ist der Unfall leichtsinnig gewesen. Aber so sind Fußballspieler nun mal. Da macht Manuel Neuer auch keine Ausnahme", meint Magath bei Sky90.
Auch Hamann sieht Neuer in der Verantwortung und ist der Meinung, dass der 36-Jährige hätte vorsichtiger agieren müssen. "Solange nichts passiert, ist alles gut. Wir sind damals beim FC Bayern mit der gesamten Mannschaft Skifahren gewesen. Wenn es auf der normalen Piste passiert wäre, hätte das vielleicht eine andere Wertigkeit gehabt. Ins Gelände zu gehen, wenn kein Schnee ist, das ist fahrlässig", wird der Sky Experte deutlich.
Hamann äußert Vermutung zu Nagelsmann & Neuer
Ende Januar entließ der FC Bayern dann ohne Absprache mit dem verletzten Kapitän Neuer Torwarttrainer Toni Tapalovic. Dieser ist ein enger Vertrauter und Freund Neuers, der auf dessen Hochzeit sogar als Trauzeuge fungierte. Als Grund nannten die Münchner Verantwortlichen Unstimmigkeiten in der Zusammenarbeit mit dem Verein. Klar ist: Trainer Julian Nagelsmann kam nie mit Tapalovic zurecht.
"Nagelsmann wusste, dass solange Neuer da ist, auch Tapalovic da ist. Ich vermute, dass Nagelsmann den Weg zu Neuer zu selten gesucht hat. Sein erster Ansprechpartner war immer Joshua Kimmich über die vergangenen 18 Monate und Neuer hat sich oft nicht genügend eingebunden gefühlt", glaubt Hamann die Ursache für den sich später entwickelten Clinch bei den Münchnern zu kennen.
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Magath sieht Schuld beim FC Bayern
Unter Nagelsmanns Vorgänger Hansi Flick war Tapalovic noch ein äußerst geschätzter Mitarbeiter mit vielen Privilegien. Nach dem Trainerwechsel konnten sich alle Beteiligten offenbar nicht über die Rolle von Tapalovic einigen. Für Magath war das Problem bereits lange intern bekannt, der Umgang mit diesem wurde allerdings nie gelöst.
"Der Verein muss sich auch an die eigene Nase fassen. Wenn ich einem Mitarbeiter eine Position gebe, die er eigentlich nicht einnimmt, dann ist der Verein daran schuld. Unter Flick war Tapalovic doch mehr als nur Torwarttrainer, das ist doch der Ursprung dieser Problematik. Wenn sie jemand in eine hohe Position mit viel Entscheidungsgewalt bringt und sie dann wieder herunterholt, dann hat der damit natürlich ein Problem. Tapalovic hatte nicht mehr die Akzeptanz wie vorher. Da ist das Problem doch hausgemacht", macht Magath deutlich.
Tapalovic-Entlassung für Hamann alternativlos
Nach der Neuer-Verletzung reagierten die Münchner und holten mit Yann Sommer eine neue Nummer eins. Der Schweizer hätte mit Tapalovic eng zusammenarbeiten müssen, wenn dieser im Amt geblieben wäre. Doch hätte Neuer-Freund Tapalovic wirklich seine ganze Energie darauf verwenden können, Sommer zu einhundert Prozent zu unterstützen?
"Die alles entscheidende Frage ist doch: Hat Tapalovic ein Interesse daran, dass Sommer gut hält? Denn wenn Sommer gut hält, Meister und vielleicht auch Champions-League-Sieger wird, dann wird es für Neuer im Sommer schwer bis unmöglich, wieder ins Tor zurückzukommen und wieder die Nummer eins zu werden. Daher war der Schritt jetzt logisch und notwendig, Tapalovic zu entlassen, jetzt wo eine neue Nummer eins da ist", erklärt Hamann.
Neuer-Interview aus falscher Perspektive?
Neuers Reaktion auf die Entlassung fiel mit der deutlichen Kritik in der Öffentlichkeit so gar nicht Neuer-like aus. "Diese Ehrlichkeit ist lobenswert und man freut sich, dass es da keine weichgespülten Interviews gibt. Aber einige Sachen sind schlichtweg falsch, wenn er sagt, dass die Torhütergruppe traurig über das Aus von Tapalovic war. Alexander Nübel ist auch Teil dieser Torwartgruppe und um den hat sich Tapalovic nicht geschert. Daher war seine Entlassung konsequent", stützt Hamann den FC Bayern für die Entlassung des Torwarttrainers.
"Hätte Neuer den Unfall nicht gehabt, wäre Tapalovic heute noch Torwarttrainer", meint Hamann und fügt noch hinzu: "Den Fehler, den Neuer gemacht hat: Er hat dieses Interview als Freund über die Entlassung seines Trauzeugen gegeben und nicht als Kapitän von Bayern München. Er hat das vermischt, aber das musst du trennen."
Magath sieht Kalkül bei Neuer
Für Magath hat die emotionale Kritik Neuers allerdings viel Kalkül. "Es schien emotional, wobei ich nicht glaube, dass es emotional war. Ich glaube, dass die Worte mit Bedacht gewählt worden sind. Es stand die Situation dahinter, dass Neuer schon seit Monaten ein Problem mit der Situation von Tapalovic beim FC Bayern hatte", so der langjährige Bundesliga-Trainer.
Dennoch wundert sich der 69-Jährige darüber, dass der FCB im Vorfeld nicht anders gehandelt hat: "Neuer ist jetzt explodiert, er war schon seit Monaten damit beschäftigt. Diese Problematik ist bei ihm schon die ganze Zeit im Hinterkopf gewesen. Ales Trainer sage ich: es gibt zwei Positionen, die sie nicht angreifen dürfen: Das ist der Torhüter und der Stürmer, der die Tore schießt. Diese beiden Positionen müssen sie stützen und stärken, wo sie nur können. Das hat man bislang mit Neuer gemacht, jetzt ist man davon weggekommen. Deshalb ist er enttäuscht und irritiert."
Magath glaubt an Neuer-Zukunft in München
Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic erklärten bereits öffentlich, dass sie Gespräche mit Neuer führen werden, eine Strafe des zweifachen Champions-League-Siegers ist wahrscheinlich. Dennoch glaubt Magath, dass eine gemeinsame Lösung gefunden wird. "Bislang war Manuel Neuer ein vorbildlicher Profi gewesen, auch für den FC Bayern. Jetzt müssen sich beide Seiten wieder zusammensetzen und schauen, dass sie da die Kuh vom Eis kriegen", so Magath.
Der Europameister von 1980 glaubt immer noch an die Qualitäten Neuers: "Ich habe ihn auf Schalke selbst trainiert und muss sagen, dass er außergewöhnliche physische Fähigkeiten hat. Ich will keinem wehtun, aber auch der jetzige Torhüter von Bayern München wird nicht an ihn heranreichen. Neuer war außergewöhnlich, ob er das jetzt immer noch ist, kann ich nicht beantworten. Ich weiß nicht, wie er die Verletzung verarbeitet hat. Wenn er aber will, wenn er den Willen hat, als Nummer eins zurückzukehren, dann wird der FC Bayern aus meiner Sicht immer noch nicht an ihm vorbeikommen."
Hamann sieht Sommer langfristig als Nummer eins
Hamann hingegen widerspricht Magath und spricht auch die Fehler der deutschen Nummer eins bei der WM in Katar an. "Neuer war der beste Torwart, aber in den vergangenen zwei, drei Jahren war er das nicht mehr. Und wie soll er jetzt mit dann 37 Jahren, nach fünf, sechs Monaten in der Reha und seiner Schultergeschichte noch mal in diese Sphären kommen, wo er mal war? Dass wissen die Bayern auch", gibt der Sky Experte zu bedenken. Auch die Zukunft Neuers in München sei nach dem Interview völlig offen.
"Wenn der Verein sagt, dass die Basis für eine Zusammenarbeit nicht mehr da ist, dann wird Neuer nicht mehr spielen. Ich glaube, dass Nagelsmann da drüber steht und sagt: 'Wenn der besser ist als der andere, dann wird er spielen'. Ich glaube auch, dass auch Neuer den Ehrgeiz hat, wieder zu spielen. Die Frage ist, wie man wieder zusammenkommt. Ich würde im Moment dazu tendieren, dass er nicht mehr für die Bayern spielt, weil wenn Sommer sich nichts zu Schulden kommen lässt, muss er meiner Meinung nach als Nummer eins im Sommer in die Vorbereitung gehen. Ob Neuer zu diesem Positionskampf bereit ist, dass weiß ich nicht", sagte der 49-Jährige.
Klar ist nur, dass der öffentliche Zwist zwischen Neuer und dem FC Bayern vorläufig noch weiter seine Kreise nach sich ziehen wird. Mit großer Sicherheit mindestens so lange, bis ein Machtwort gesprochen wird und Spieler und Verein entweder wieder zusammenfinden oder einen Schlussstrich ziehen.
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