Sebastian Hoeneß ist der dritte Hoeneß in der Bundesliga. Anders als seine prominenten Verwandten wählt er einen etwas anderen Weg.
Seitdem Sebastian Hoeneß die Geschicke beim VfB Stuttgart übernommen hat, geht es nur in eine Richtung: steil nach oben. Dabei war die sportliche Situation im Schwabenland dramatisch, als der Übungsleiter im April diesen Jahres in Stuttgart anheuerte. Der VfB lag am Boden und war mit 20 Punkten nach 26 Spielen Tabellenletzter. Der Abstieg in Liga zwei drohte. (Vom Fast-Absteiger zum Spitzenteam?)
Doch Hoeneß rettete den VfB mit einem fulminanten Schlussspurt. In der Relegation hatte seine Mannschaft mit teils beeindruckenden Auftritten gegen den Hamburger SV überzeugt und am Ende den Klassenerhalt geschafft. (So plant Nagelsmann mit Undav!)
Und in dieser Saison? Da setzt Hoeneß noch einmal einen drauf. Den VfB hat der gebürtige Münchner mittlerweile zu einem Spitzenteam geformt, die Fans träumen von der Champions League. Stuttgart belegt nach 13 Spielen Rang drei und hat mit schon zehn Siegen schon deutlich mehr wie in der Vorsaison eingefahren (7). Zu verdanken ist das allen voran Hoeneß. (Undav & Guirassy liefern! Stuttgart festigt Platz drei)
Was zeichnet Sebastian Hoeneß aus?
Doch was steckt genau hinter diesem 41-jährige Mann, der ganz anders als seine berühmten Verwandten, allen voran Onkel Uli Hoeneß, tickt?
"Ich würde mich selber als kommunikativen Typen bezeichnen, der eine gewisse Bodenständigkeit und Demut mitbringt, aber auf der anderen Seite auch großen Ehrgeiz und große Ambition. Wichtig ist es, authentisch zu sein", hatte Hoeneß 2020 bei seinem Amtsantritt bei der TSG Hoffenheim gesagt.
Hoeneß schlägt leisere Töne an, wirkt überlegter, zurückhaltender, eher rational als emotional. "Jeder lebt seine Emotionen auf unterschiedliche Art und Weise. Ich glaube, dass Sebastian, wenn ihm irgendetwas nicht gefällt, auch sehr emotional werden kann", sagte Sky Experte Lothar Matthäus vor dem Duell der Stuttgarter Ende November bei Eintracht Frankfurt.
Sebastian Hoeneß, der 2020 mit der U23 des FC Bayern als erste Zweitvertretung die Meisterschaft in der 3. Liga gewonnen hatte, wählt seinen eigenen Weg und will nicht nur der Neffe von Uli oder der Sohn von Dieter sein. Wenn man mit Hoeneß spricht, ihm bei Interviews oder Pressekonferenzen zuhört, ist er sehr klar in seinen Aussagen. "Auch gegenüber den Spielern ist er so. Viele schwärmen von ihm", sagt Sky Reporter und VfB-Insider Dennis Bayer.
Spieler schwärmen von Hoeneß
Hoeneß findet eine gute Mischung, wie er die unterschiedlichen Charaktere einer Mannschaft unterschiedlich anpackt. Ein gestandener Leader wie Waldemar Anton mag es genauso unter Hoeneß zu arbeiten, wie etwa Enzo Millot, der auch mal ein wenig aus der Reihe tanzt.
Er redet die Spieler nicht nur stark - er macht sie auch besser. Und das im Kollektiv, denn die zahlreichen, hochtalentierten Einzelspieler wurden zu einer Mannschaft, gewannen so die Fans zurück und immer öfter auch die Spiele. Unter Hoeneß ist in Stuttgart etwas gewachsen.
Im Vergleich zu seiner ersten Bundesliga-Station bei der TSG Hoffenheim, mit der er Elfter und Neunter wurde, ist Hoeneß "kein neuer Mensch geworden", macht Bayer deutlich. "Er wirkt aber schon energischer, klarer und souveräner."
Apropos Klarheit: Hoeneß hat sich intern beispielsweise sehr dafür eingesetzt, Alexander Nübel an den Neckar zu lotsen und Millot zu behalten. Angelo Stiller war Hoeneß' Wunschkandidat. Hoeneß bekam ihn - und Stiller liefert.
Hoeneß bleibt Hoeneß
Die Idee, wie Hoeneß Fußball spielen lassen möchte, passt hervorragend zur aktuellen VfB-Mannschaft. Variabel, dominant, viel Kurzpass und sehr nach vorne gedacht: Hoeneß und der VfB - das funktioniert einfach.
Die Saison der Stuttgarter ist schon jetzt eine Außergewöhnliche - dank Hoeneß. Die kommenden zwei Wochen bis zur Winterpause werden nun einen Fingerzeig geben, ob die Champions League für den VfB aber möglicherweise doch mehr sein kann als nur Träumerei.
Denn nach dem DFB-Pokal-Achtelfinale gegen Borussia Dortmund (Mittwoch, 20.45 Uhr live bei Sky) empfängt die Hoeneß-Elf Bayer Leverkusen. Eine Woche später geht's zum FC Bayern.
Ganz egal, welches Ende diese Spiele nehmen werden: Sebastian Hoeneß bleibt Sebastian Hoeneß - und damit auch der etwas andere Hoeneß.
Mehr zum Autor Fabian Schreiner
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